Trauernde Kinder und Jugendliche
"Hilf mir, wenn ich traurig bin!"
Was hat ein Einmalhandschuh, ein Basaltstein oder ein Tischtennisball mit trauernden Kindern zu tun? Die Teilnehmerinnen des Fortbildungstages „Hilf mir, wenn ich traurig bin“ beim Ambulanten Hospizdienst in Kirchheimbolanden machen schnell die Erfahrung: Hier wird nicht nur trocken vorgetragen.
Die Referentin Mechthild Schroeter-Rupieper, Erzieherin und Initiatorin des Instituts für Familientrauer „Lavia“ in Gelsenkirchen nimmt die Gruppe mit und zeigt anschaulich, wie hilfreich Symbole im Gespräch über das Thema Trauer sein können. „Für Kinder ist es wichtig zu lernen, mit der Trauer umzugehen. Man kann sie nicht einfach wegmachen“, so Schroeter-Rupieper. „Trauer tut weh. Es ist wichtig, die Kinder nicht alleine zu lassen, sie an die Hand zu nehmen.“
Eine erste Aufgabe für die Teilnehmerinnen: „Versuchen Sie, sich zu erinnern: Wann war ich das erste Mal in meinem Leben richtig traurig?“ Ein bunter Wollfaden auf dem Boden signalisiert die Zeitspirale; jede kann an dem erinnerten Zeitpunkt eine Kerze abstellen. Und das erstaunliche Ergebnis: Von 25 Teilnehmerinnen können sich 14 an eine tiefe Traurigkeit im Alter von 3 bis 6 Jahren erinnern, in der sie sich verlassen und nicht gesehen fühlten. Sehr unterschiedliche Erfahrungen, die nicht vergessen werden.
„Mitgefühl ist gefragt! Die Gefühle der Kinder wahrnehmen und bestätigen“, so Mechthild Schroeter-Rupieper. „Wenn wir an den Tod denken: Ein fünfjähriges Kind weiß noch nicht, was ´für immer´ bedeutet. Darum ist es wichtig für die Familie, gute Abschiedsmöglichkeiten zu schaffen. Um gut weiterzuleben“. Dazu gehört auch, den Tod zu benennen und nicht drumherum zu reden.
Trauer lässt sich nicht weg reden oder unterdrücken. Schroeter-Rupieper erzählt von einem Jungen, der nach dem Tode des Vaters für seine Mutter stark sein und seine eigene Trauer nicht zeigen wollte. Sie zeigt mit einem Tischtennisball und einem Glas Wasser, wie das mit dem Unterdrücken funktioniert: „Solange du Kraft aufwendest, kannst du den Ball unter Wasser halten. Wie lange geht das? Was passiert, wenn du nicht mehr unterdrückst?“ Für sie ist wichtig, angebliche Stärke nicht mit Härte zu verwechseln.
Die Teilnehmerinnen nehmen eine Vielzahl an Ideen mit, die helfen können, mit trauernden Kindern und Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Den Gefühlsstein zum Beispiel, der anregt, den eigenen Gefühlen nachzuspüren und sie zum Ausdruck zu bringen. Oder den Einmalhandschuh: Wenn ich ihn ausziehe, ist er nur eine schlaffe Hülle, die nichts mehr mit dem zu tun hat, was ihn vorher ausfüllte. Für Kinder –und auch Erwachsene! – ein Gedankenspiel. Was ist besonders an mir? Was wird bleiben? Was glaube ich?
Der Fortbildungstag, finanziert vom Förderverein Ambulante Hospizarbeit im Donnersbergkreis, war inspirierend, so die einhellige Meinung der Teilnehmerinnen.
Der Ambulante Hospiz- und Palliativ-Beratungsdienst Donnersberg-Ost bleibt am Thema dran. Eine Gruppe für trauernde Kinder und Jugendliche im Alter von 11 bis 14 Jahren ist im Aufbau. Betroffene Familien können sich an den Hospizdienst wenden und erhalten nähere Informationen.
Kontakt:
Ambulanter Hospiz- und Palliativ-Beratungsdienst Donnersberg-Ost, Telefon 06352-70 597 14
Mail: ahpb-donnersberg@diakonissen.de
Autor:Sabine Nauland-Bundus aus Kirchheimbolanden |
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