Angebot für Patienten mit Doppeldiagnose im Rehabilitationszentrum am Donnersberg inzwischen etabliert
Hilfe bei Sucht und Psychose
Kirchheimbolanden. Die dienstälteste Suchtfachklinik in Rheinland-Pfalz befindet sich in Kirchheimbolanden. Die Klinik gehört zur Evangelischen Heimstiftung Pfalz und wurde am 1. November 55 Jahre alt. Seit 2016 trägt sie den Namen Rehabilitationszentrum am Donnersberg, nachdem die Heimstiftung die beiden Vorgänger-Einrichtungen Michaelshof und Donnersberghaus zu einer Fachklinik zusammengeführt hatte. Damit einher ging eine Erweiterung des Konzepts. Im Rehabilitationszentrum am Donnersberg werden seitdem auch drogenabhängige Rehabilitanden aufgenommen, die gleichzeitig unter einer Psychose leiden - ein Angebot, das es bisher nur in wenigen Kliniken gibt.
Insgesamt 18 Plätze, alle in Einzelzimmern, stehen für Rehabilitanden mit der Doppeldiagnose Sucht und Psychose zur Verfügung. Sie sind in einem eigenen Haus auf dem weitläufigen Einrichtungsgelände untergebracht. Dort werden sie von einem festen Reha-Team aus Psychologen und Sozialtherapeuten betreut. „Die Mitarbeitenden wurden speziell für diese Arbeit geschult,“ betont der Ärztliche Leiter des Rehabilitationszentrums, Herbert Lenhart. „Wer hier arbeitet, muss die Symptomatik von Psychosen verstehen, etwa paranoide Inhalte von realen Inhalten unterscheiden können oder auch erkennen, welche Symptome durch die Krankheit und welche durch die Medikation bedingt sind.“
Eigene Therapiegruppen und spezielle Angeboten bei der Ergo- und Sporttherapie sollen den besonderen Bedürfnissen der Psychose-Patienten Rechnung tragen. „In gemischten Gruppen können Psychotiker meist nicht frei über ihre wahnhaften Erlebnisse reden. Hier wissen sie, dass sie von den anderen in der Gruppe verstanden werden,“ begründet Lenhart. Weil alle unter vergleichbaren psychotischen Störungen litten, herrsche innerhalb der Gruppe ein besonders starker Zusammenhalt. Das Zusammenleben mit den anderen Rehabilitanden auf dem Klinikgelände funktioniere dennoch ohne Probleme. Ausgrenzungen oder Diskriminierungen gebe es keine.
Die Erfahrungen mit dem neuen Konzept seien bisher durchweg positiv, berichtet Lenhart. Das Angebot sei gut nachgefragt. Rehabilitanden mit Doppeldiagnose würden außerdem deutlich seltener ihre Reha vorzeitig abbrechen als die übrigen Rehabilitanden: „Die Motivation und die Reha-Bereitschaft ist bei dieser Gruppe deutlich größer als bei den übrigen Rehabilitanden.“ Lenhart führt das unter anderem darauf zurück, dass viele Rehabilitanden, deren Psychose durch ihren Drogenkonsum ausgelöst wurde, spürbar beeindruckt seien von der Krankheit. „Wir arbeiten während der Reha intensiv die Zusammenhänge zwischen Suchtmittelkonsum und psychotischer Erkrankung heraus. Viele Rehabilitanden sagen sich dann: wenn der Drogenkonsum bei mir diese Folgen hat, dann ist es mir das nicht wert, Drogen zu nehmen.“
Einen Vorteil sieht Lenhart außerdem in der vergleichsweise langen Reha-Dauer: „Wir begleiten die Rehabilitanden bis zu sechs Monate lang in allen Alltagsabläufen und können über diesen ganzen Zeitraum die Beeinträchtigungen durch die Psychose genau beobachten und Belastungsgrenzen ausloten. Das gibt uns die Möglichkeit, sehr viel mutiger zu versuchen, mit weniger Medikamenten die Psychose in den Griff zu bekommen, als das bei anderen Formen der Therapie machbar ist“ Es sei ermutigend, wie viele Rehabilitanden im Anschluss an die Reha wieder in der Lage seien, zu arbeiten und mit deutlich weniger Medikamenten auszukommen. „Bei einem Drittel der Rehabilitanden erreichen wir, dass sie am Ende der Reha, sofern sie abstinent bleiben, ganz auf Medikamente verzichten können.“
Autor:Martin Müller aus Germersheim |
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