Neuer Stützpunktverein: Vikings Muay Thai e. V.
„Integration durch Sport“
Von Claudia Bardon/Marnheim. Zusammenhalt, keine Unterschiede, eine Einheit, ein Team – genau das zeichnet den Verein Vikings Muay Thai aus Marnheim aus. Unabhängig von Geschlecht oder Nationalität sind alle im Verein gleich und auf einer Ebene.
Die Auszeichnung „Integration durch Sport“ (IdS) ist Teil eines Bundesprogramms mit großer gesellschaftlicher Bedeutung des Deutschen Olympischen Sportbundes. Vereine und Verbände werden beratend begleitet, erhalten Qualifizierungen sowie finanzielle Unterstützung.
„Wir führen seit 2017 aktiv die Anforderungen des DOSB durch und bieten sogar zusätzlich Mädchen- und Frauenselbstverteidigungskurse an. Der Sportbund hat unsere Integrationsarbeit auf allen Ebenen und Bereichen, für die wir uns einsetzen, über Jahre mitbekommen und endlich dürfen wir diese Auszeichnung - Stützpunkt für Integration - tragen“, erzählt Marc Wagner, 1. Vorsitzender der Vikings Muay Thai und fügt an, dass die Vikings von circa 122 Vereinen im Donnersbergkreis die ersten mit dieser Auszeichnung sind. „Ändern wird sich für uns nichts, es ist jetzt offiziell, dass wir ein Verein sind, der für Integration in allen Bereichen steht. Neu ist lediglich, dass wir nun auch durch den Sportbund finanzielle Unterstützung erhalten.“
Herzensangelegenheit
Die Vikings in Marnheim bewegen sich auf mehreren Ebenen, denn auch Jugendliche, die keine Mitglieder im Verein sind, werden aufgefangen und aufgenommen. „Gerade in der Corona-Pandemie haben viele Jugendliche Hilfe benötigt, weil sie nicht wussten, wo sie die angestauten Aggressionen abbauen können. Andere wiederum waren eingeschüchtert. Das sind Momente, bei denen wir die Jugendlichen einfach mal alleine am Boxsack lassen, damit dort die erste Wut abgebaut werden kann. Wir schicken niemanden weg, wir helfen, wo wir können“, so Marc Wagner weiter.
„Ich finde es sehr wichtig, einen solchen Verein in der Region zu haben. Er bringt Menschen in Bewegung, egal welcher Nationalität. Die Gruppendynamik und Sport allgemein ist für jede Gemeinschaft ein Vorbild und man wird mit offenen Armen empfangen. Die Vikings kümmern sich und begleiten einfach“, so Sabine Wienpahl, zukünftige Verbandsbürgermeisterin der VG Kirchheimbolanden.
Hand in Hand - Sport braucht keine Sprache
Sport benötigt kein Sprachverständnis, denn alleine durch die Körpersprache, die Mimik und Gestik ist schon viel gesagt und verständlich. „Alleine durch die Körpersprache lernt man von alleine Sprechen. Wir begleiten unsere Schützlinge von Anfang an. Sei es im Verein oder auch auf privater Ebene, den Führerschein zu bestehen oder haben einfach ein offenes Ohr“, erläutert Wagner.
Neben dem Leistungssport bieten die Vikings auch den Breitensport an, wobei jeder einzelne aktiv daran teilnehmen kann und nicht nach Leistung abgestempelt wird. „Wir machen keinen Unterschied und das zeichnet uns aus. Neben der Sportart gestalten wir auch das ganze Jahr über unsere Freizeit mit Ausflügen oder Aktionen“, so Marc Wagner, der auch noch Bewegungsmanager im Donnersbergkreis ist.Annemarie Wilding, Sportkreisjugendleiterin im Donnersbergkreis ist sichtlich begeistert. „Ich bin total begeistert, was die Vikings leisten und auf die Beine stellen. Gegenseitige Unterstützung ist unglaublich wichtig. Es ist aktuell für viele Kinder und Jugendliche eine so schwierige Situation seit Beginn der Corona-Pandemie und hier ist ein Verein, der auffängt, hilft und einfach da ist.“
Zur Sache:
Im Interview Daniel Hertzler, Referent Pfalz - Integration durch Sport
???: Seit wann gibt es die „Verleihung“ für Vereine „Integration durch Sport“?
Daniel Herztler: „Seit 2007 – es wurde nicht von Anfang an als Auszeichnung kommuniziert, das Konzept hat sich über die Jahre weiterentwickelt.“
???: Welche Kriterien muss ein Verein erfüllen, damit er dieses „Siegel“ tragen darf? Ist es bei allen Vereinen gleich?
Daniel Hertzler: „Es gibt folgende Kriterien:
• Bekennung zum Integrationsverständnis des LSB RLP
• Die nachhaltige Integrationsarbeit ist als Aufgabe des gesamten Vereins aufgenommen
• Mitgliedschaft in einem regionalen Sportbund
• Nutzung einer wertschätzenden, sowie diskriminierungs- und kultursensiblen Kommunikation und Sensibilisierung dafür im Vereinsumfeld
• Integrationsfördernde Strukturen sind im Verein etabliert
• Nachhaltige integrationsorientierte Projekte und Maßnahmen werden umgesetzt
• Eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem Programm „Integration durch Sport“ wird gelebt
Alle Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um als Stützpunktverein ausgezeichnet zu werden.
Die Zusammenarbeit mit Vereinen im Programm kann in unterschiedlichem Umfang und unterschiedlicher Intensität erfolgen. Es kann eine Unterteilung in drei Phasen vorgenommen werden:
1. Erste Kontakte und Zusammenarbeit mit kooperierenden Vereinen
2. Entwicklung engagierter Vereine zu Stützpunkten der Programmarbeit
3. Auszeichnung als Stützpunktverein und langjährige, partnerschaftliche Zusammenarbeit.“
???: Wie wichtig ist die Integration durch Sport in naher Zukunft?
Daniel Hertzler: „Die Anerkennung von Vielfalt gilt heutzutage als Schlüsselqualifikation für ein friedvolles Miteinander. Als größte Personenvereinigung des Landes tragen wir eine gesamtgesellschaftliche Mitverantwortung, dass dieser Grundsatz auch in den rheinland-pfälzischen Vereinen und Verbänden gelebt wird. Unsere Gesellschaft wird tagtäglich bereichert und geformt durch Menschen mit ganz unterschiedlichen Erfahrungen, Lebensweisen, Kulturen, körperlichen Voraussetzungen, Interessen, sexuellen Orientierungen und Meinungen. Insbesondere Sportvereine haben da ein großes Potenzial, einen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt zu leisten, da die Teilhabe am Vereinsleben Raum für Gemeinschaft, Dialog und das Erfahren sozialer Anerkennung bietet. In Anbetracht der gesellschaftlichen Herausforderungen kann Sport kein Allheilmittel sein, aber ich hoffe, dass wir auch zukünftig das gesellschaftliche Potenzial des Sports ausschöpfen um Menschen zu erreichen und Gemeinschaft zu bilden.“
???: Wie werden Vereine durch Euch gefördert?
Daniel Hertzler: „Um Vereine, die sich für die Integration einsetzen und einen Förderbedarf haben, zu unterstützen bietet das Programm „Integration durch Sport“ verschiedene Unterstützungsleistungen an. Dazu gehören:
• Finanzielle Fördermöglichkeiten und Beratung hierzu
• Individuelle Fachberatung
• Plattformen zur Vernetzung und zum Austausch
• Bildungs- und Qualifizierungsangebote mit besonderem Blick auf die Bedarfe der Vereine
•Unterstützungsleistungen im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit
• Unterstützung als vertrauensvoller Ansprechpartner in Problem- und Konfliktsituationen sowie bei (sensiblen) interkulturellen Fragestellungen
• Beratung und Unterstützung in der Konzipierung und Umsetzung von Projekten und Maßnahmen
• Beratung und Unterstützung beim Aufbau von integrationsfördernden Strukturen im Verein
• Zugang zu einem Netzwerk von weiteren engagierten Vereinen und außersportlichen Kooperationspartner*innen
Letztendlich setzen die Vereine einen Großteil der Programmarbeit in der Praxis und direkt an der Basis um. Sie können am ehesten formulieren, was es für die Arbeit benötigt oder an welchen Stellen für sie gegebenenfalls Hürden für eine Zusammenarbeit bestehen. Das Programm „Integration durch Sport“ versteht sich als enger Partner der Vereine. Dies bedeutet, dass IDS deren Interessen und Bedürfnisse ernst nimmt und in Hinblick auf die Ausrichtung und Weiterentwicklung des Programms, die Gestaltung von Maßnahmen und Projekten und die Ausgestaltung der Zusammenarbeit berücksichtigt.“ clh
Info:
Es werden weiterhin Vereine und Institutionen gesucht, die sich dieser Kampagne des Sportbundes und der Vikings anschließen.
Autor:Claudia Bardon aus Wochenblatt Kirchheimbolanden |
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