Gesundheitsratgeber:
Leben mit Zöliakie
Zöliakie ist eine chronische Autoimmunerkrankung, die durch eine Unverträglichkeit gegenüber Gluten, einem Protein in Weizen, Gerste und Roggen, verursacht wird. Bei Menschen mit Zöliakie führt der Verzehr von Gluten zu einer Entzündungsreaktion im Dünndarm, die die Aufnahme von Nährstoffen beeinträchtigt. Diese Erkrankung betrifft etwa 1 von 100 Menschen weltweit und kann in jedem Alter auftreten. In diesem Ratgeber werden wir die Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten von Zöliakie erläutern und praktische Tipps für den Alltag mit dieser Erkrankung geben.
Ursachen und genetische Grundlagen
Zöliakie wird durch eine genetische Prädisposition verursacht. Menschen mit bestimmten Genvarianten, insbesondere HLA-DQ2 und HLA-DQ8, haben ein höheres Risiko, Zöliakie zu entwickeln. Diese genetische Veranlagung allein reicht jedoch nicht aus, um die Erkrankung auszulösen. Umweltfaktoren wie Infektionen, Stress und Veränderungen in der Ernährung können ebenfalls eine Rolle spielen. Bei Menschen mit Zöliakie führt der Verzehr von Gluten zu einer Fehlreaktion des Immunsystems, die die Darmschleimhaut angreift und schädigt.
Symptome und Krankheitsverlauf
Die Symptome von Zöliakie können sehr unterschiedlich sein und variieren je nach Alter und Schweregrad der Erkrankung. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Magen-Darm-Beschwerden: Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall und Verstopfung sind häufige Beschwerden.
- Gewichtsverlust und Wachstumsstörungen: Bei Kindern kann Zöliakie zu Wachstumsverzögerungen und Untergewicht führen.
- Mangelerscheinungen: Aufgrund der gestörten Nährstoffaufnahme können Mangelerscheinungen wie Eisenmangelanämie, Vitamin-D-Mangel und Osteoporose auftreten.
- Hautveränderungen: Eine juckende Hauterkrankung namens Dermatitis herpetiformis kann bei einigen Betroffenen auftreten.
- Müdigkeit und Erschöpfung: Chronische Müdigkeit und Erschöpfung sind häufige Symptome.
- Neurologische Symptome: Kopfschmerzen, Migräne und Konzentrationsstörungen können ebenfalls auftreten.
Der Krankheitsverlauf kann von Person zu Person sehr unterschiedlich sein. Während einige Betroffene nur milde Symptome haben, können andere schwerwiegende Komplikationen entwickeln, die eine intensive medizinische Betreuung erfordern.
Diagnose
Die Diagnose von Zöliakie kann eine Herausforderung sein, da die Symptome unspezifisch und vielfältig sind. Eine frühzeitige Diagnose ist jedoch entscheidend, um die bestmögliche Behandlung zu gewährleisten. Die Diagnose umfasst in der Regel:
- Bluttests: Messung von Antikörpern gegen Gewebetransglutaminase (tTG-IgA) und Endomysium (EMA-IgA) im Blut.
- Dünndarmbiopsie: Entnahme von Gewebeproben aus dem Dünndarm zur Untersuchung auf typische Veränderungen der Darmschleimhaut.
- Genetische Tests: Identifizierung der HLA-DQ2- und HLA-DQ8-Genvarianten, um das Risiko für Zöliakie zu bestimmen.
Behandlungsmöglichkeiten
Die einzige wirksame Behandlung für Zöliakie ist eine lebenslange glutenfreie Ernährung. Dies bedeutet, dass alle Lebensmittel, die Weizen, Gerste, Roggen oder deren Derivate enthalten, vermieden werden müssen. Zu den wichtigsten Behandlungsmöglichkeiten gehören:
- Glutenfreie Ernährung: Verzicht auf glutenhaltige Lebensmittel und Ersatz durch glutenfreie Alternativen wie Reis, Mais, Quinoa und Buchweizen.
- Nährstoffergänzung: Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln zur Behandlung von Mangelerscheinungen, wie Eisen, Kalzium, Vitamin D und B-Vitamine.
- Regelmäßige Arztbesuche: Regelmäßige Kontrolluntersuchungen bei einem Facharzt, um den Krankheitsverlauf zu überwachen und die Behandlung anzupassen.
- Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen kann emotionalen Beistand und wertvolle Tipps bieten.
Praktische Tipps für den Alltag
Das Leben mit Zöliakie kann eine Herausforderung sein, aber es gibt viele Möglichkeiten, den Alltag zu erleichtern und die Lebensqualität zu verbessern:
- Lebensmitteletiketten lesen: Achten Sie sorgfältig auf die Zutatenlisten und Allergenhinweise auf Lebensmitteletiketten, um sicherzustellen, dass keine glutenhaltigen Inhaltsstoffe enthalten sind.
- Glutenfreie Alternativen: Experimentieren Sie mit glutenfreien Mehlen und Produkten, um leckere und gesunde Mahlzeiten zuzubereiten.
- Kreuzkontamination vermeiden: Verwenden Sie separate Küchenutensilien, Schneidebretter und Toaster, um eine Kontamination mit glutenhaltigen Lebensmitteln zu vermeiden.
- Essen außer Haus: Informieren Sie sich im Voraus über glutenfreie Optionen in Restaurants und nehmen Sie bei Bedarf eigene glutenfreie Snacks mit.
- Reisen: Planen Sie Reisen sorgfältig und recherchieren Sie glutenfreie Restaurants und Lebensmittelgeschäfte am Reiseziel.
Fazit
Zöliakie ist eine chronische Autoimmunerkrankung, die eine lebenslange glutenfreie Ernährung erfordert. Mit den richtigen medizinischen Maßnahmen und einer angepassten Lebensweise können Betroffene jedoch ein erfülltes und aktives Leben führen. Es ist wichtig, sich über die Erkrankung zu informieren, regelmäßig ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen und sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Durch eine ganzheitliche Herangehensweise können die Herausforderungen von Zöliakie besser bewältigt werden.
Autor:Claudia Gräve aus Ladenburg |
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