Erinnerung an vertriebene und ermordete Juden
Landauer putzen Stolpersteine
Landau. 318 Stolpersteine erinnern in der Stadt Landau an Mitbürger jüdischen Glaubens, die im Nationalsozialismus verfolgt, vertrieben und ermordet worden sind. Rund um den Holocaust-Gedenktag sorgten engagierte Landauer jetzt dafür, dass die „Mahnmale von unten“ wieder glänzen. Oberbürgermeister Dominik Geißler und Stadtarchivarin Christine Kohl-Langer danken allen, egal ob Einzelpersonen, Parteien, Vereinen oder Institutionen, die die Stolpersteine anlässlich des Gedenktags – dem Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz – gereinigt haben.
Zeichen gegen Rassismus
„Stellvertretend nennen möchte ich die Bewohnerinnen und Bewohner unserer Sammelunterkunft für geflüchtete Menschen, die die Stolpersteine vor ihrer Tür gereinigt und Plakate in verschiedenen Sprachen mit Botschaften wie „Nein zu Rassismus“ aufgehängt haben“, sagt Dominik Geißler. „Eine schöne Geste von Menschen, die leider oft genug selbst erfahren, wie sich Ausgrenzung und Rassismus anfühlen. Gerade angesichts der aktuellen Entwicklungen in unserem Land ist es daher die Aufgabe von uns allen, ein entschiedenes Zeichen gegen Rechts zu setzen und uns jedem fremdenfeindlichen, rechtsextremen und rechtspopulistischen Gedankengut entgegenzustellen.“
OB reinigt Stolperstein vor dem Frank-Loebschen-Haus
Dominik Geißler selbst reinigte am Holocaust-Gedenktag den Stolperstein von Olga Loeb vor dem Frank-Loebschen Haus. Zuvor erinnerte er bei einer Gedenkfeier im Innenhof des historischen Gebäudes an das unermessliche Leid der Landauer Juden im Holocaust. „Wenn es heute gelänge, in Landau wieder eine jüdische Gemeinde einzurichten, wäre das ein wunderbares Zeichen“, so die Hoffnung des Landauer Oberbürgermeisters für die Zukunft.
Programm der Gedenkstunde
Die Gedenkstunde wurde von Michael Letzel am Akkordeon musikalisch begleitet; es folgten ein Zeitzeugenbericht aus dem Frank-Loebschen-Haus, vorgetragen durch die Bundesfreiwilligendienstleistende des Stadtarchivs Sonja Herty, die Rede des Oberbürgermeisters, das Putzen des Stolpersteins vor dem Frank-Loebschen Haus und die Vorstellung der Biographie Olga Loebs, einer Cousine von Anne Franks Vater, durch Stadtarchivarin Christine Kohl-Langer.
Ziel sind 600 Stolpersteine in Landau für verfolgte Juden
Die Stadtarchivarin setzt sich seit 2008 für die Landauer Stolpersteininitiative ein. „Unser Ziel ist es, für alle rund 600 verfolgten, entrechteten und ermordeten Landauer Jüdinnen und Juden Stolpersteine zu verlegen“, teilt sie mit. „Dabei unterstützt uns die Bevölkerung dankenswerterweise sehr gut, sei es durch die Übernahme von Patenschaften oder wie jetzt bei der Putzaktion. Ich bin sehr froh und dankbar, dass alle Stolpersteine gereinigt werden konnten und jetzt wieder in neuem Glanz erstrahlen.“
Was Stolpersteine sind
Stolpersteine sind Messingtafeln auf kleinen Pflastersteinen mit den Lebensdaten von NS-Opfern, die vor deren letzten frei gewählten Wohnorten in den Boden eingelassen werden. Eine Karte mit allen Landauer Stolpersteinen findet sich im städtischen GeoPortal auf maps.landau.de. Wer sich vorstellen kann, eine Patenschaft für einen Stein gegen eine Gebühr zu übernehmen, meldet sich bitte unter stadtarchiv@landau.de bei Christine Kohl-Langer. Die nächste Verlegung ist für das Spätjahr 2024 geplant. red
Autor:Christine Schulz aus Wochenblatt/Stadtanzeiger Landau |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.