Projekte in Pandemiezeiten
Bericht der Gleichstellungsbeauftragten SÜW
Kreis SÜW. „Auch heute wissen noch nicht alle Menschen, was es mit der Gleichstellungsarbeit auf sich hat“, leitete Isabelle Stähle in der jüngsten Sitzung des Kreistages im Bürgerhaus in Maikammer in ihren Zweijahresbericht ein. Im Rahmen ihres Berichts ging die Gleichstellungsbeauftragte auf verschiedene Projekte, Themenschwerpunkte und Herausforderungen des Gleichstellungsbüros in den letzten zwei Jahren unter Pandemiebedingungen ein.
„In den letzten zwei Jahren ging es bei Hilfesuchenden häufig um Trennungsproblematiken um von Gewalt bedrohte Frauen und die Belastungen aufgrund der Corona-Pandemie“, so Stähle. Pandemiebedingt musste die Arbeit im Gleichstellungsbüro und die damit einhergehenden Beratungen überwiegend telefonisch stattfinden. Auch Veranstaltungen wie beispielsweise die Frauenfahrt, die Aktionswochen Brot & Rosen und das Präventionsprojekt „Wutmann“ konnten nicht wie geplant stattfinden. Insgesamt wurden in den letzten zwei Jahren weit über 100 Beratungen bei 48 Frauen durchgeführt.
Beratung und Betreuung
Ein Bestandteil der Arbeit im Gleichstellungsbüro ist es, Personen in Krisensituationen zu beraten. „Wir beraten auch Frauen, die sich zu ihrem eigenen Schutz in einer Schutzwohnung aufhalten. Eine Aufnahme in eine Schutzwohnung kann immer erst nach einem ausführlichen Vorgespräch im Frauenbüro erfolgen, um sicher zu stellen, dass die schutzsuchende Frau in der Lage ist, ihr Leben in der Schutzwohnung alleine zu meistern“, erklärte die Gleichstellungsbeauftragte. Grundsätzlich können in die Schutzwohnung des Landkreis SÜW nur Frauen aus dem Landkreis aufgenommen werden, da es sich um eine freiwillige Einrichtung des Landkreises handelt. Insgesamt fanden im Berichtszeitraum zehn Frauen mit ihren sechs Kindern in der Schutzwohnung Zuflucht. Für akute Notfälle sind dagegen die Frauenhäuser zuständig.
Frau und Beruf
Die Corona-Pandemie habe, so Isabelle Stähle, bedauerlicherweise zu einem Rückschritt in alte Rollenbilder der Frau geführt: „Die Vereinbarkeit von Homeoffice, Homeschooling und Familie hat vor allem Frauen vor große Herausforderungen gestellt. Die Ungleichheiten in der Geschlechtergerechtigkeit wurden dadurch eher verstärkt als abgebaut“, weiß Stähle. Die Beratung von Bürgerinnen und Bürgern in verschiedenen beruflichen Lebensphasen ist ein Teil der Arbeit des Gleichstellungsbüros SÜW. Bei der Veranstaltung: „Weil sie’s kann“, die 2021 erstmals als Veranstaltungsreihe in einem digitalen Format stattfand, wurde den Frauen aufgezeigt, dass neue Wege möglich sind und Frauen alles erreichen können.
Frau und Kultur
Rund um den Internationalen Frauentag am 8. März finden jährlich die Aktionswochen „Brot und Rosen“ statt. Coronabedingt mussten fast alle Veranstaltungen der Aktionswochen in 2020 ausfallen. Ein Jahr später, in 2021, konnten die Veranstaltungen unter dem Motto „digital und outdoor“ und die Ausstellung „Wegbereiterinnen des Frauenwahlrechts“ stattfinden, die auch in einem Filmprojekt umgesetzt wurde. Anlässlich des Jahrestages zur Einführung des Frauenwahlrechts am 19. Januar 1919 wurde in kurzen Begleittexten das Leben und Wirken dieser Frauenwahlrechtskämpferinnen dokumentiert, die auch unter Youtube hier zu finden sind.
Häusliche Gewalt
„Jede dritte Frau in Deutschland ist mindestens einmal im Leben von Gewalt in engen sozialen Beziehungen betroffen“, führte die Gleichstellungsbeauftragte an. Das Netzwerk „STOPP - Interventionsprojekt gegen Gewalt an Frauen und ihren Kindern in der Südpfalz“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein enges Netzwerk verschiedener Institutionen zu knüpfen und das Thema häusliche Gewalt zu enttabuisieren. „STOPP“ wird von den Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Landau und der Südlichen Weinstraße koordiniert. Am 25. November, dem internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, wird deshalb sowohl am Kreishaus sowie in allen Verbandsgemeinden des Landkreises die Fahne gegen Gewalt an Frauen gehisst. Dies sei ein wichtiges Symbol für die Ächtung von Gewalt gegen Frauen und ein starkes Zeichen der Solidarität der Betroffenen, so Isabelle Stähle.
Equal Pay Day
Das Datum des Aktionstages, der meist im März stattfindet, kennzeichnet den Zeitraum, den Frauen über das Jahresende hinaus arbeiten müssen, um auf das Vorjahresgehalt ihrer männlichen Kollegen zu kommen. Im Jahr 2021 beträgt die geschlechtsspezifische Lohnlücke in Deutschland 18 Prozent. „Es bleibt die Forderung an die Bundespolitik endlich ein Entgeltgleichheitsgesetz einzuführen“, appelliert Stähle. Nur so könne der Altersarmut - von der Frauen am häufigsten betroffen sind - entgegengewirkt werden. Brüchige Arbeitsbiografien zugunsten von Kinderbetreuungs- und Pflegezeiten wirkten sich ebenso auf die Altersarmut, speziell bei Frauen, aus.
„Wutmann“-Projekt
Das in 2013 initiierte STOPP-Projekt „Der Wutmann“ hat das Frauenbüro an vielen Schulen im Landkreis etabliert. „Wir wollen mit diesem Projekt Kinder für die Themen der psychischen und physischen Gewalt sensibilisieren“, so die Gleichstellungsbeauftragte. Kinder sollen erkennen, dass Gewalt nie in Ordnung sei und wissen, wo sie bei Notfällen Hilfe finden können. Das Projekt „Wutmann“ wurde zuletzt 2020 in den sechsten Klassen der Realschule plus im Alfred-Grosser-Schulzentrum Bad Bergzabern durchgeführt. Abschließend bedankte die Gleichstellungsbeauftragte sich insbesondere bei Landrat Dietmar Seefeldt für die wertschätzende und unterstützende Begleitung bei der Arbeit für die Belange der Frauen.
Einstimmig lobten auch die Fraktionen des Kreistages die herausragende Arbeit des Frauenbüros und dankten Isabelle Stähle und ihrem Team für ihr Engagement.
Weitere Informationen
Der Bericht der Gleichstellungsbeauftragten kann über das Gremieninformationssystem des Landkreises hier unter Tagesordnungspunkt 8 nachgelesen werden. ps
Autor:Sabine Meyerhöffer aus Landau |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.