Ein Blick in die Landauer Stadtgeschichte
Die Amtskette Landaus
Landau. Nur bei ganz besonders feierlichen Anlässen kommt sie zum Tragen: die Amtskette des Landauer Oberbürgermeisters. Bei der offiziellen Amtsübergabe an seinen Nachfolger Dr. Dominik Geißler legt Thomas Hirsch das gute Stück jetzt zum letzten Mal an. Im Vorfeld hat der scheidende Rathauschef sich jedoch bei Stadtarchivarin Christine Kohl-Langer über die Amtsinsignie schlau gemacht. Das Ergebnis? Faszinierend und auch ziemlich unterhaltsam. Denn: Der erste Träger der Landauer Amtskette war Dr. Ludwig Ehrenspeck, von 1921 bis 1935 Bürgermeister der heutigen Südpfalzmetropole. Und der trug die Kette – wohl mit voller Absicht – falsch herum.
Erster Träger trug die Landauer Amtskette falsch herum
Doch von vorne. Im Gesetz- und Verordnungsblatt für den Freistaat Bayern vom 28. April 1930 hieß es: „Das Dienstabzeichen der Bürgermeister der Städte bei feierlichen Gelegenheiten besteht in einer goldenen Schaumünze, die auf der Vorderseite mit dem Bayerischen Staatswappen und auf der Rückseite mit dem Wappen der Stadt versehen ist. Die Bürgermeister der kreis-unmittelbaren Städte tragen das Dienstabzeichen an einer goldenen Kette, die Bürgermeister der mittelbaren Städte an einer silbernen Kette.“
Vor diesem Hintergrund beschloss Ehrenspeck die Anschaffung der Amtskette. Während die goldene Schaumünze vom bayerischen Hauptmünzamt in München gefertigt wurde, gestaltete der Landauer Uhrmachermeister Karl Rehn die Kette. Die Jugendstil-Gliederkette ist 80 Zentimeter lang und besteht aus Silber mit 14-karätiger Goldauflage. Die Schaumünze der Amtskette zeigt die Abbildung des alten Stadtsiegels aus dem Jahr 1285 inklusive Stadttor mit zwei Wächtern, zwei Zinnen und dem Wappen der Grafen von Leiningen-Dagsburg; auf der anderen Seite ist das bayerische Wappen zu sehen.
Landauer Wappen zeigte nach vorne
Auftritt Bürgermeister Ehrenspeck: Auf alten Fotos ist zu sehen, dass er die Amtskette falsch herum trägt, also mit dem Landauer Wappen nach vorne. In der bayerischen Verordnung von 1930 ist aber ganz klar geregelt, dass, egal ob „kreis-unmittelbare“ oder „kreis-mittelbare“ Stadt, das bayerische Staatswappen zu sehen sein muss.
„Vielleicht war es ein Versehen oder auch Ausdruck des damaligen pfälzischen Starrsinns gegenüber München – auf jeden Fall lohnt ein Blick in die Landauer Stadtgeschichte immer“, ist der scheidende OB Hirsch überzeugt. Er trug während seiner Zeit als Oberbürgermeister die Amtskette übrigens vor allem bei Besuchen aus der bayerischen Schwesterstadt Landau an der Isar, für ihn ein Zeichen der Verbundenheit zwischen den „beiden Landaus“. ps
Autor:Christine Schulz aus Wochenblatt/Stadtanzeiger Landau |
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