Haltung zeigen
Die Landauer Wochen gegen Rassismus 2022

Die Landauer Wochen gegen Rassismus werden von ToM Südpfalz e.V. gemeinsam mit seinen Partnern und Freunden, den Jusos Landau, Haus der Familie Landau, Beirat für Migration und Integration der Stadt Landau und der Stadt Landau gestaltet | Foto: ToM Südpfalz
  • Die Landauer Wochen gegen Rassismus werden von ToM Südpfalz e.V. gemeinsam mit seinen Partnern und Freunden, den Jusos Landau, Haus der Familie Landau, Beirat für Migration und Integration der Stadt Landau und der Stadt Landau gestaltet
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Landau. Ungeachtet der Pandemie finden die internationalen Wochen gegen Rassismus auch in diesem Jahr im Zeitraum vom 14. bis 27. März unter dem Motto „Haltung zeigen“ statt. Aber auch in diesem Jahr können die Wochen gegen Rassismus nicht wie gewohnt stattfinden. Sie gar nicht stattfinden zu lassen, ist jedoch auch in diesem Jahr keine Option. Insbesondere da die Pandemie, wie auch die geopolitischen Ereignisse der Gegenwart, aufgezeigt haben, wie schnell Fehlinformation, mangelnde Aufklärung, Angst, Hass und auch Neid durch gezielte Desinformation und Instrumentalisierung bestimmter gesellschaftlicher Gruppen (Alltags-)Rassismus und Antisemitismus vorantreiben und zu Übergriffen und gesundheitlicher Gefährdung der Mitmenschen führen.

Digitales Veranstaltungsprogramm

Daher hat der Verein für Toleranz und Menschlichkeit Südpfalz e.V. gemeinsam mit dem Haus der Familie Landau, der Stadt Landau, Jusos Landau und dem Beirat für Migration und Integration der Stadt Landau, auch in diesem Jahr wieder ein kleines digitales Veranstaltungsprogramm zusammengestellt. Jedoch werden die Veranstalter es in diesem Jahr auch wieder wagen, auf persönliche Begegnung zu setzen. So zeigen sie an zwei Tagen die überarbeitete und aktualisierte Ausstellung „Neofaschismus in Deutschland“ der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten (VVN – BdA) auf dem Rathausplatz und planen auch die jährlichen „Lichter gegen das Vergessen“ zum Gedenken an die Opfer rassistischer Gewalt am internationalen Tag gegen Rassismus auf dem Rathausplatz, unter Einhaltung der aktuell gültigen Coronaschutzregeln, durchzuführen.

Ausstellung auf dem Rathausplatz

Am 14. März zur Eröffnung der Landauer Wochen gegen Rassismus, und am 21. März, dem internationalen Tag gegen Rassismus, wird die Ausstellung „Neofaschismus in Deutschland“ auf dem Landauer Rathausplatz gezeigt. Diese Ausstellung der VVN- BdA – seit 1985 die siebte Auflage – nimmt die neofaschistischen und rassistischen Entwicklungen in Deutschland anhand von Fotos neofaschistischer Veranstaltungen, Demonstrationen und wichtiger AkteurInnen in den Fokus und gibt auf 25 Tafeln einen Überblick über historischen Faschismus, zentrale Begriffe, rechten Terror und rechte Netzwerke. Die Ausstellung soll über die neofaschistischen Bestrebungen in Deutschland aufklären und dazu beitragen dem Ziel der breiten antifaschistischen Bewegung und einer offenen Gesellschaft frei von Faschismus und Rassismus in Deutschland ein Stück näher zu kommen.

Dokumentarfilm

Am 16. März zeigt ToM Südpfalz gemeinsam mit seinen Partnern, dank der freundlichen Unterstützung der Friedrich- Ebert- Stiftung den Dokumentarfilm „Wir sind jetzt hier“ des Regisseurs Niklas Schenk. Ein Film über das Ankommen geflüchteter Menschen in Deutschland. Sieben junge Männer erzählen in die Kamera von ihrem Ankommen in Deutschland – von lustigen und beglückenden Momenten und von Momenten tiefster Verzweiflung, von ihren Ängsten und wie sie mit ihnen umgegangen sind, von Rassismus und von der Liebe. Ihre Geschichten lassen die ZuschauerInnen teilhaben an den emotionalen Turbulenzen, die eine Flucht fast immer nach sich zieht und sie erzählen viel darüber, was es auch in den nächsten Jahren noch braucht, damit Integration gelingt. Im Anschluss an den Film haben interessierte ZuschauerInnen die Möglichkeit Fragen zu stellen und mit dem Regisseur Niklas Schenk und Najib Fazit, einem der Protagonisten aus diesem Film, ins Gespräch zu kommen.

Online-Gesprächsrunde

Am nächsten Tag, 17. März, geht es in einer Online-Gesprächsrunde über Diskriminierung von Menschen mit HIV, vor allem in Verbindung mit Queer-Feindlichkeit. Auch im 21. Jahrhundert müssen sich an HIV erkrankte Menschen noch oft Vorurteile anhören. Der Grund: mangelnde Aufklärung und Vorurteile. Doch vorher kommt das? Einfach ein Überbleibsel aus der Zeit, in der die Erkrankung gerade neu und noch nicht erforscht war? Oder doch eher ein Phänomen, welches sich auch heute noch hartnäckig durchsetzt, weil Menschen es bewusst verbreiten, um andere Menschen zu diskriminieren? Wir reden gemeinsam mit Mark Blattner Aidshilfe Landau genau darüber. Was sind das für Vorurteile? Und woher kommen sie? Was kann gegen die Unwissenheit getan werden? Und was muss sich in der Gesellschaft ändern, damit Menschen, die sich mit HIV infiziert haben, nicht mehr ausgegrenzt werden.

Gesprächsrunde über Antisemitismus

Am 22. März folgt dann eine weitere Gesprächsrunde zum Thema "Gelernt aus der Geschichte? Antisemitismus in Deutschland”. "Antisemitismus in Deutschland nimmt zu - Radikalisierung im Internet"; "Berliner Uni-Dozentin teilt Holocaust-Relativierungen". Schlagzeilen der vergangen Monate. Gerade während der Pandemie nimmt der Antisemitismus in Deutschland zu. Menschen, die sich mit Sophie Scholl oder Anne Frank vergleichen, weil sie sich in Freiheit eingeschränkt fühlen. Menschen, die mit einem gelben Judenstern auf Demos gehen, auf denen "Ungeimpft" stehen. Menschen, die den Holocaust relativieren. Es stellt sich die Frage: Haben wir aus der Geschichte nichts gelernt? Warum relativieren Menschen das Dritte Reich und werden dafür gefeiert. Und das nicht erst seit der Pandemie! Was bedeutet Antisemitismus in einer Gesellschaft? Und was bedeutet das konkret in Deutschland? Welche Rolle spielt Erinnerungskultur darin? Was müssen wir tun, damit Antisemitismus keine gesellschaftliche Akzeptanz findet? Darüber wird gemeinsam mit Bijan Razavi von der Bildungsstätte Anne Frank gesprochen. Was können und müssen wir tun, damit sich die Geschichte nicht wiederholt?

Lichter gegen das Vergessen

Zum internationalen Tag gegen Rassismus am 21. März will man sich zu den "Lichtern gegen das Vergessen“ auf dem Rathausplatz treffen, um den Opfern rassistischer Gewalt in Deutschland zu gedenken und auf die häufig lebensbedrohlichen Gefahren von Rassismus, aber auch allen anderen Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, für den/ die Einzelne/n und die Gesamtgesellschaft hinweisen. Nach kurzen Redebeiträgen sollen gemeinsam die Namen der 316 Opfer rechter Gewalt in Deutschland seit 1945 verlesen und gemeinsam mit den Landauer BürgerInnen Kerzen für jedes Opfer entzündet werden.

Interaktiver Workshop

Nach der großen Resonanz des Vortrags „Der Rassist in meinem Kopf - Wie kommt er da rein? Wie werde ich ihn wieder los“ von Björn Eisenmann im letzten Jahr, wird dieser Vortrag als interaktiver Workshop „Der Rassist in meinem Kopf...“ angeboten. Beginn ist mit dem interaktiven Teil des Workshops, in dem die Teilnehmenden sich auf die Suche nach ihrem eigenen „inneren Rassisten“ begeben können und dabei erfahren, wie schnell man zum Menschenfeind, aber auch zum Opfer Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit werden kann. Im zweiten Teil des Workshops folgt das Gespräch mit den Teilnehmenden über ihr Erleben und Empfinden im interaktiven Teil und der Überblick über das Syndrom der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit und den dazugehörenden Begrifflichkeiten. Die TeilnehmerInnen des Workshops werden einige praktische Tipps mitnehmen können, um dem Aufkommen Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit im Alltag vorzubeugen.

Online-Training mit Verein "Tadel verpflichtet"

Zum Abschluss der Landauer Wochen gegen Rassismus 2022 konnte der Berliner Verein Tadel verpflichtet e.V., vielen bekannt durch seine Publikationen „Sag was - Radikal höflich gegen Rechtspopulismus“, für ein Onlinetraining gewonnen werden. Im Online-Training „Radikal höflich gegen Rechtspopulismus argumentieren“, lernen die Teilnehmenden die Grundprinzipien Radikaler Höflichkeit im Umgang mit Rechtspopulismus in verschiedenen Alltagssituationen. Dafür wird mit den Erfahrungen gearbeitet, die die Teilnehmenden mitbringen. Gemeinsam wird diskutiert und geübt, wie sich die Ansätze im Alltag der Teilnehmenden anwenden lassen. Die Teilnehmenden erwartet eine Mischung aus Inputs, praktischen Übungen und moderierten Diskussionen. Sie erhalten anwendbares Basiswissen über Rechtspopulismus, werden für seine Auswirkungen im Alltag sensibilisiert und lernen, verschiedene Situationen und ihren Umgang mit ihnen zu differenzieren.

Informationen

Für die Teilnahme an den Online-Veranstaltungen ist eine Anmeldung vorab verpflichtend. Zum Anmeldeformular für die Online-Veranstaltungen geht es hier lang. Das komplette Veranstaltungsprogramm mit Infos ist hier zu finden. ps

Autor:

Sabine Meyerhöffer aus Landau

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