Naturschutzprojekt
Erlebnispfad-Einweihung im Billigheimer Bruch
Billigheim-Ingenheim. „Wir müssen uns um unsere Natur kümmern. Wir sind ein Teil davon,“, sagte Schauspielerin Friederike Becht als Ehrengast bei der Veranstaltung Anfang September, „ohne den Naturschutz gibt es uns irgendwann auch nicht mehr.“ Die Gemeinde Billigheim-Ingenheim, der Naturschutzverband Südpfalz (NVS) und die NVS NaturSung Südpfalz hatten eingeladen, das Naturschutzprojekt Billigheimer Bruch öffentlich vorzustellen und den Erlebnispfad einzuweihen.
Dietmar Pfister, Ortsbürgermeister von Billigheim-Ingenheim und Dieter Zeiß, Vorstand der NVS NaturSung Südpfalz, eröffneten auch im Namen von Kurt Garrecht, Vorsitzender des NVS und Stefan Hey, Vorsitzender der NVS-Ortsgruppe Billigheim-Ingenheim, die Veranstaltung und führten durch den offiziellen Programmteil mit verschiedenen Grußworten und Redebeiträgen.
Grußworte und Redebeiträge
„Natur- und Umweltschutz sollten auf lange Zeit angelegt sein,“ sagte Professor Hannes Kopf, Präsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd in seinem Grußwort, dies sei hier hervorragend gelungen. Die NVS NaturSung hat das Billigheimer Bruch im Jahr 2020 von der Gemeinde Billigheim-Ingenheim für 30 Jahre gepachtet und mit ehrenamtlicher Unterstützung des NVS das Biotopmanagement übernommen. Denn durch die Entwässerungen in den 1930er Jahren, Verbuschung und teilweise intensive Nutzung drohte das Gebiet seinen ökologischen Wert immer mehr zu verlieren.
Das Billigheimer Bruch liegt etwa 13 Kilometer südlich von Landau. In seinen wechselfeuchten Wiesen, Fließ- und Stillgewässern, Schilfgebieten, Äckern, Weiden und Sumpfwäldchen finden zahlreiche Tiere Lebensraum und dank des Strukturreichtums, der Größe des Gebiets von 54 Hektar und der langen Projektlaufzeit können sich funktionierende ökologische Wechselbeziehungen entwickeln.
Schirmherr Alexander Schweitzer, Minister für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung des Landes Rheinland-Pfalz hob die landesweite Bedeutung des Projekts hervor, aufgrund seiner Größe und der Zusammenarbeit von Akteuren aus Naturschutz, Politik und Landwirtschaft. „Natur- und Umweltschutz ist nicht das, was der andere macht, jeder kann etwas tun“, betonte er.
Wie Tourismus und Naturschutz zusammengehen
Der etwa 300 Meter lange, neue Erlebnispfad der Gemeinde Billigheim-Ingenheim mit acht Stationen liegt am Rande des Bruchs. Er informiert aus der Distanz über die verschiedenen Lebensräume und ihre Bewohner, um diese sensiblen Bereiche nicht zu stören. „Die Schönheit der Natur sehen und erleben, sie aber nicht belasten - das Billigheimer Bruch ist ein hervorragendes Beispiel, wie Naturschutz und Tourismus zusammengehen,“ sagte Torsten Blank, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Landau-Land.
In den artenreichen Blühwiesen des Bruchs finden zahlreiche Insekten Nahrung, von denen sich wiederum Vögel und Amphibien ernähren. Über 120 Vogelarten wurden beobachtet, darunter auch gefährdete Rote-Liste-Arten wie Bekassine, Kiebitz, Rohrweihe oder Wendehals. Die Vogelwelt ist auf solche Rückzugsgebiete in der meist intensiv genutzten Landschaft angewiesen zum Brüten, Rasten während des Vogelzugs oder Überwintern. Da es nicht viele Wasserflächen in der Verbandsgemeinde Landau-Land gäbe, komme den Gewässern dieser Ordnung, zu denen die Bäche und Gräben im Billigheimer Bruch zählen, ein besonderer ökologischer Wert zu, erklärte Blank weiter. „Wir als Verbandsgemeinde werden dazu beitragen diese zu fördern und zu erhalten.“, versprach er. Dazu kommen ganzjährige Laichtümpel und temporäre Stillgewässer, die den Lebensraum für Amphibien, Ringelnattern oder Libellen weiter ergänzen. Neben der ökologischen Bedeutung der Gewässer kommt dem Bruch durch seine Lage und geologische Beschaffenheit auch eine wichtige Rolle zu bei der Neubildung von Grundwasser und als Retentionsraum im Falle von Hochwasser.
Naturschutz und Landwirtschaft stehen sich nicht gegenüber
Der Erlebnispfad gibt weiterhin einen Einblick in die Geschichte des Bruchs oder zeigt wie Landwirtschaft und Naturschutz Hand in Hand gehen können. Die Flächen werden nicht intensiv, sondern extensiv bewirtschaftet. So sind auf den Ackerflächen Arten der „alten“ Kulturlandschaft wie Kiebitz, Rebhuhn oder Feldlerche anzutreffen. Auf einem Teil der Wiesen weiden Wasserbüffel. Sie ersparen das Mähen, verhindern, dass die Wiesen verbuschen und halten Wasserflächen frei als Lebensraum für bodenbrütende Vögel oder Amphibien.
„Wir wollen im Billigheimer Bruch zeigen, dass sich Naturschutz und Landwirtschaft nicht gegenüberstehen,“ erklärte Philipp Hoffmann von der Bauern- und Winzerschaft Billigheim-Ingenheim, die ebenfalls am Projekt mitwirkt. Denn gemeinsam könne man mehr erreichen. „Wir Bauern und Winzer kämpfen mit der Natur, aber leben auch von und mit ihr. Es ist uns wichtig, sie zu erhalten - dafür kämpfen wir auch,“ betonte Hoffmann. Man müsse der Landwirtschaft aber die Luft zum Atmen lassen, denn wenn es den Bauern gut gehe, sei auch Initiative vorhanden.
Auf Ersatzzahlungsgelder für Windräder nahm Dietmar Seefeldt, Landrat Kreis Südliche Weinstraße in seinem Grußwort Bezug. „Es ist wichtig, dass die Gelder vom Europäischen Parlament sinnvoll verteilt werden, denn es hängt ja europaweit alles zusammen,“ erklärte er. „Wir wollten, dass die Ersatzzahlungsgelder für Windräder in unserer Region auch hier verbleiben.“ Dies sei leider nicht immer gelungen, er hoffe aber, dies für weitere Windräder erreichen zu können.
Über die Projektlaufzeit hinaus für Naturschutz erhalten
„Kommunen müssen Verantwortung für eine lebensfreundliche Zukunft übernehmen,“ sagte Pfister bei der Eröffnung. „Ich hoffe, das Naturschutzprojekt Billigheimer Bruch ist Vorbild für andere Kommunen.“ Er und Zeiß sind sich einig, dass das Billigheimer Bruch dem Naturschutz auch über die 30 Jahre hinaus als naturnahe, offene Kulturlandschaft erhalten bleiben soll. „Ich bin zuversichtlich, dass das Potential für die Tier- und Pflanzenwelt, aber auch für die Grundwasserneubildung und als Retentionsraum bei Hochwasser erkannt und weiter genutzt wird,“ erklärte Zeiß und dankte allen, die an diesem „wunderbaren Projekt“ mitwirken. „Wir sind stolz auf die Anerkennung, die wir heute erfahren haben,“ sagte er nach der Veranstaltung.
Über 500 Besucher waren im Laufe des Tages ins Bruch gekommen, um sich auf dem Erlebnispfad über das Projekt zu informieren. Bei sommerlichen Temperaturen rasteten viele noch mit Flammkuchen und kühlem Getränk im Schatten des Nussbaumwäldchens und schienen die besondere, wenn auch an diesem Tag etwas trubeligere Atmosphäre dieses Stückchens Natur zu genießen.
Finanziert wird das Naturschutzprojekt Billigheimer Bruch aus Erträgen des Sungskapitals der NVS NaturSung und durch den NVS. Der Erlebnispfad der Gemeinde Billigheim-Ingenheim wurde gefördert mit Mitteln aus LEADER, dem Regionalentwicklungsprogramm der Europäischen Union.
Anfahrt:
Billigheimer Bruch in 76831 Billigheim-Ingenheim, Zufahrt bis 76872 Hergersweiler möglich. Hier parken. Dann zu Fuß dem Billigheimer Weg ab Ortsausgang zirka 900 Meter nach Norden folgen. red
Autor:Sabine Meyerhöffer aus Landau |
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