Neues Stadtquartier im Norden Landaus
Flächen-Recycling auf Kissel-Gelände

So sieht es heute auf dem Gelände der Kissel-Stiftung aus: Das in die Jahre gekommene Verwaltungsgebäude soll einem Supermarkt weichen, auf dem übrigen Gelände will die Stiftung Wohnraum schaffen. | Foto: Kim Rileit
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  • So sieht es heute auf dem Gelände der Kissel-Stiftung aus: Das in die Jahre gekommene Verwaltungsgebäude soll einem Supermarkt weichen, auf dem übrigen Gelände will die Stiftung Wohnraum schaffen.
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Landau. Auf dem Gelände der Kissel-Zentrale im Norden der Landauer Innenstadt soll Großes entstehen: Die Dieter-Kissel--Stiftung will das ehemalige Verwaltungsgebäude abreißen. Auf der Fläche wird ein neues Stadtquartier unter der Leitung der Stiftung geplant. Neben einer Anlage mit 240 Mietwohnungen sollen auch Gastronomie und Kulturschaffende Flächen anmieten können. Dazu plant die Stiftung einen großen Supermarkt in das Areal ein. Die Stadtverwaltung begrüßt die Pläne, denn sie hilft bei der Lösung der Wohnungsnot und gibt einer bereits versiegelten Fläche ein zweites Leben.

Von Kim Rileit

Bevor die Pläne dem Bauausschuss am Dienstag, 11. Januar vorgelegt werden, stellte die Stadtverwaltung mit Vertretern der Projektplanung die Pläne der Presse vor. Oberbürgermeister Thomas Hirsch verdeutlichte die Problematik der Stadtplanung: Zum einen sei die Wohnungsnot ein Problem, das dringend gelöst werden muss. Dagegen steht die chronische Flächenknappheit in Städten.

Thomas Hirsch, Oberbürgermeister der Stadt Landau | Foto: Kim Rileit
  • Thomas Hirsch, Oberbürgermeister der Stadt Landau
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Die Stadtverwaltung Landau löst die Situation mit einer Wiederverwendung bereits genutzter Flächen, Hirsch spricht vom „Flächen-Recycling“. Genau mit diesem Plan konnte die Stiftung die Stadtspitze bereits überzeugen. Um das Projekt angehen zu können, muss der Bebauungsplan vom Industriegebiet in ein Mischgebiet geändert werden. Die Dieter-Kissel-Stiftung übernimmt den finanziellen Part und begleitet das Projekt als Investor.  

Stadtquartier Kissel-Höfe

"Die Kissel-Höfe sind ein Herzensprojekt", erklärt Unternehmenssprecherin Christin Arto. Viele Kissel-Mitarbeiter seien an diesem Standort ausgebildet worden. Im Quartier sollen Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Dienstleistungen miteinander verbunden werden. Organisationen wie Vereine und Verbände sollen Flächen ebenso mieten können wie Gastronomen. Die Stadtplanung teilte mit, dass der Supermarkt eine Versorgungslücke in diesem Bereich schließe und die Planung der Stiftung bereits „vorbildlich“ viele Aspekte des Umweltschutzes berücksichtigt hat. Dazu zählen begrünte Dächer, Solar- und Photovoltaik-Anlagen. Die Abwärme des Marktes soll für das Quartier genutzt werden. Im Areal sind ebenfalls ein Spielplatz, eine Parkanlage und Grünflächen vorgesehen.

So soll das Areal in Zukunft aussehen: Der Supermarkt am unteren Bildrand befindet sich direkt neben der Einfahrt zur Tiefgarage. Eine Ebene darüber soll es Wohnraum und weitere Stellplätze geben. | Foto: Dieter-Kissel-Stiftung
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Architektonische Herausforderung

Eine große Herausforderung sei das hohe Grundwasser in diesem Gebiet, erklärte Florian Belsinger, Leiter der Unternehmensentwicklung bei Kissel. Deshalb werde die Tiefgarage nicht weit in den Boden gebaut – die natürliche Steigung des Geländes helfe. Laut Kissel betrage der Höhenunterschied innerhalb des Areals bis zu sechs Meter. Der Plan des Architekten-Büros ATP aus Innsbruck sieht vor, die sieben Wohngebäude auf die Tiefgarage aufzubauen, ein Teil soll auf dem Supermarkt platziert werden.

Die Zufahrt erfolgt über die Herrenberg-Straße. Ebenerdig wird rechter Hand ein Supermarkt entstehen, etwa auf der Fläche der ehemaligen Firmenzentrale. Dahinter wird mit einer Tiefgarage geplant, die Platz für etwa 400 Autos bieten soll. Die Stellplätze werden dringend benötigt, denn die Mieter der Wohnungen sind ebenso wie die Supermarkt-Besucher auf Parkplätze angewiesen.

Geplant sind 240 Wohnungen. Diese sollen etwa gleichmäßig auf sozialen Wohnungsbau, altersgerechtem Service-Wohnen und frei finanzierten Wohnbau aufgeteilt werden. Die Sozialwohnungen werden in einem langgezogenen Gebäude untergebracht, das direkt an der Grenze zum Gillet-Gelände liegt. Im Erdgeschoss sollen auch hier Parkplätze entstehen. Sechs weitere, Gebäude mit bis zu vier Stöcken bilden den Kern der Anlage. Dort werden Service-Wohnen in Kooperation mit Bethesda und die frei finanzierten Mietwohnungen entstehen. Die Verwaltung soll bei der Dieter-Kissel-Stiftung bleiben. Die Kissel-Höfe wären das erste große Wohnraum-Projekt der Unternehmensgruppe.

Im Ratssaal wurde die Öffentlichkeit über die Pläne der Stiftung informiert | Foto: Kim Rileit
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Zahlen, Daten, Fakten

Die bestehenden Mietverhältnisse sollen bis zum 30. Juni einvernehmlich gekündigt werden. Bis Ende 2022 rechnen die Initiatoren mit dem Bebauungsplan, sodass Anfang 2023 mit dem Abriss begonnen werden kann. Ab 2024 könne mit ersten sichtbaren Ergebnissen gerechnet werden. Die Kosten seien aufgrund der aktuell stark schwankenden Preise nicht abzusehen, geplant werde mit einer zweistelligen Millionensumme, erklärte Helmut Braun, Vorstand der Stiftung. Bevor die Planungen finalisiert werden, muss zunächst die Verwaltung zustimmen. kim

Luftaufnahme des Geländes, wie es aktuell aussieht: Das große Verwaltungs- und Lagergebäude am nördlichen Rand wird abgerissen, dort entsteht ein Supermarkt.  | Foto: Dieter-Kissel-Stiftung
  • Luftaufnahme des Geländes, wie es aktuell aussieht: Das große Verwaltungs- und Lagergebäude am nördlichen Rand wird abgerissen, dort entsteht ein Supermarkt.
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Innovative Ideen gefragt

Kommentar von Tim Altschuck

Viele Kommunen stehen vor einem komplizierten Spagat: Wohnungs- und Bauplatzknappheit stehen auf der einen, Umweltschutz und die sparsame Nutzung von Flächen auf der anderen Seite. Da bietet es sich an, neue Wohnquartiere auf vorhandenen Industrie- oder anderen innerstädtische Brachflächen zu entwickeln. Das sogenannte Flächen-Recycling könnte Kommunen eine gute Chance bieten, neuen Wohnraum zu schaffen. Natürlich wird dieses Prozedere erheblich vereinfacht, wenn ein ansässiges Unternehmen seine alten Firmenflächen nutzt und das Projekt auch finanziell trägt. Vielleicht ist aber genau dies ein Weg, wie Städte dem Problem künftig entgegentreten können. Die „Kissel-Höfe“ könnten ein gutes Beispiel sein, wie es funktionieren kann. 2024 wissen wir mehr.

Helmut Braun, Vorstand der Dieter-Kissel-Stiftung | Foto: Kim Rileit
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Autor:

Kim Rileit aus Ludwigshafen

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