Zuerst eine Wohnung
Förderbescheid über 342.000 Euro für „Housing First“ in Landau
Landau. Das Caritas-Zentrum Landau bietet schon seit Jahren in enger Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung wohnungslosen Menschen Unterstützung und Beratung. Ende vergangenen Jahres wurde das Zentrum zum Partner des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung im Förderprogramm „Housing First in Rheinland-Pfalz“ erkoren. Mit diesem Programm wird modellhaft ein neuer Ansatz zur Beendigung von Wohnungslosigkeit erprobt. Minister Alexander Schweitzer überbrachte am Freitag, 21. Juli, den offiziellen Fördermittel-Bewilligungsbescheid.
Wohnung zuerst - dann weitere Hilfen
Housing-First ist ein neuer Ansatz im Bereich der Wohnungslosenhilfe, der darauf beruht, dass zunächst eigener Wohnraum für die Wohnungslosen bereitgestellt wird, bevor weitere Hilfsangebote greifen können. Das Konzept zielt also in besonderem Maße auf eine Normalisierung der Wohnverhältnisse als Grundlage von Hilfen ab. Zielgruppe des Modellprojekts sind Menschen, die ein hohes Maß an Unterstützung benötigen, um ihre Wohnungslosigkeit zu beenden. Mit der Hilfe von Sozialarbeitern können, wenn die Wohnverhältnisse geregelt sind, dann weitere individuelle Probleme, wie etwa Sucht oder Arbeitslosigkeit angegangen werden.
Seit April sind drei Mitarbeitende des Caritas-Zentrums Landau bereits im „Housing First“-Programm tätig. Und so nahm Landes-Sozialminister Alexander Schweitzer den Übergabetermin des Bescheids am vergangenen Freitag in der Einrichtung auch zum Anlass, sich in einer Gesprächsrunde über erste Erfahrungen berichten zu lassen. An dem Gespräch mit dem Minister beteiligten sich neben der Leiterin des Caritas-Zentrums, Elisabeth Traunmüller, und Diözesan-Caritasdirektorin Barbara Aßmann auch zwei der drei „Housing First“-Fachkräfte, Steffen Mather und Michael Jessl. Mit in der Runde saßen der Landauer Sozialdezernent und Bürgermeister Maximilian Ingenthron, der Landtagsabgeordnete und SPD-Stadtratsfraktionsvorsitzende Florian Maier sowie Vertreter der Stadtratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen.
Zwei Wohnungsvermittlungen innerhalb des Programms
Mather und Jessl konnten dem Minister von bereits zwei gelungenen Wohnungsvermittlungen im Rahmen des Programms berichten: für einen 69-jährigen Mann und eine Frau in der Mitte der 50er-Lebensjahre, jeweils nach jahrelanger Wohnungslosigkeit. Die für beide daraus resultierende Motivation, wieder mehr Eigeninitiative und Selbstverantwortung in der Lebensführung zu entwickeln, sei erfreulich spürbar. „Es ist unglaublich viel passiert“, sagte Steffen Mather. Die Positivbeispiele seien auch wichtig, um Vorbehalte bei potenziellen Vermietern, Wohnungen an vormals Langzeitwohnungslose zu vergeben, abbauen zu können. Die Vertrauensbildung in dieser Beziehung sei ein sehr wichtiger Teil der Arbeit für „Housing First“.
Betreuung wohnungsloser Menschen schafft Vertrauen
Dass die erfolgreiche Arbeit aber zugleich auch vom Vertrauen der wohnungslosen Menschen zu den im Projekt arbeitenden Ansprechpartnern abhänge, unterstrichen Einrichtungsleiterin Elisabeth Traunmüller und Bürgermeister Maximilian Ingenthron. „Wir haben das lange vorbereitet“, sagte Traunmüller, und Ingenthron erinnerte an den in den letzten Jahren im Bereich der Wohnungslosen-Hilfe erfolgten Wandel: Vom einstigen unbetreuten Obdachlosenheim über die vor dreieinhalb Jahren erfolgte Beauftragung Jessls zur Betreuung der wohnungslosen Menschen in Landau mit Büro bei den städtischen Container-Notunterkünften im Prießnitzweg bis zum jetzigen Start von „Housing First“. „Was sich entwickelt hat, ist beachtlich“, stellte er fest. Und er bezeichnete die Zusammenarbeit der Stadt Landau mit dem Caritas-Zentrum, das sich schon seit vielen Jahren für Wohnungslose einsetzt, als „Glücksfall“.
Qualität des Konzeptes hat sich bei Förderantrag durchgesetzt
Alexander Schweitzer erläuterte, dass sich das vorgelegte Konzept des Caritas-Zentrums in der Auswertung der verschiedenen Förderanträge aufgrund der guten Qualität durchsetzen konnte und unterstrich dabei auch die Einbindung der Kommune vor Ort. Der Minister betonte, wie wichtig ihm die Erprobung des Ansatzes „Housing First“ sei und wie froh er sei, „dass es funktioniert“. Er zeigte sich überzeugt, dass dieses Hilfemodell zukünftig ein unverzichtbares Instrument bei der Bekämpfung von Wohnungslosigkeit sein werde.
Dreijährige Laufzeit des Projektes
Vor der Übergabe des Förderbescheids, der Mittel in Höhe von 114.000 Euro pro Jahr, also insgesamt 342.000 Euro für die dreijährige Laufzeit des Programms zusagt, äußerten Elisabeth Traunmüller und Caritasdirektorin Barbara Aßmann noch einmal ihren Dank und ihre Freude darüber, mit „Housing First“ neue Möglichkeiten in der Wohnungslosenhilfe zu erschließen - „viel mehr als die Adressverwaltung, die wir anderswo häufig nur anbieten können“, so Aßmann. Die Adressverwaltung ist ein Angebot von Caritas-Zentren, das Menschen ohne Wohnung eine Meldeadresse für die Kommunikation mit Ämtern und anderen Verwaltungsstellen gibt. red
Autor:Christine Schulz aus Wochenblatt/Stadtanzeiger Landau |
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