Mit einem breiten Grinsen: Anuraj Sri Rajarajendran ist deutschsprachiger Meister
Landau/Bielefeld. Erst Rheinland-Pfalz-Meister, jetzt Deutschsprachiger Meister: Anuraj Sri Rajarajendran aus Landau hat bei den Deutschsprachigen Meisterschaften im Poetry Slam 2024 in Bielefeld Geschichte geschrieben. Mit tiefgründigen Texten und fesselnder Bühnenpräsenz eroberte er die Herzen des Publikums und sicherte sich den Meistertitel. „Ich konnte es kaum glauben. Als dann als letztes mein Name aufgerufen wurde, fühlte es sich an, als wäre jegliche Last von meinen Schultern gefallen und ein breites Grinsen zog sich über mein Gesicht“, freut sich der frisch gekürte Champion.
Vom 19. bis 23. November versammelten sich in Bielefeld die besten Poetry-Slammerinnen aus deutschsprachigen Ländern, um ihre Kunst zu feiern und sich im Wettstreit zu messen. Die Meisterschaften, die als Höhepunkt der Szene gelten, brachten erneut viele selbstgeschriebene Texte auf die Bühne. 51 Teilnehmer und Teilnehmerinnen traten in vier packenden Halbfinalen, einem Finale und abschließend einem finalen Stechen gegeneinander an. Dabei kamen die Slammer aus der Schweiz, Österreich und Luxemburg; aus Deutschland nahmen die Landesmeisterinnen und -meister und die Zweitplatzierten teil. Sri Rajarajendran gewann zuerst sein Halbfinale und belegte von 12 den ersten Platz, im Finale traten in zwei Sechsergruppen insgesamt zwölf Poetinnen gegeneinander an. Auch hier wurde der Landauer Erster.
Ins finalen Stechen zogen die ersten Plätze des Finales und der beste Zweitplatzierter ein. Hier gewann der 27-jährige Landauer mit 85,4 Prozent, ganz knapp vor dem Landesmeister aus Thüringen, Julius Keinath, mit 85,2 und Simon Middelkoop aus Nordrhein-Westfalen mit 82,4 Prozent. Der Rapmusiker Sri Rajarajendran belegte Ende September bei den Rheinland-Pfalz-Meisterschaften im Poetry Slam in Worms bereits den ersten Platz, damit qualifizierte er sich für die deutschsprachigen Meisterschaften in Bielefeld. Der Lehramtsstudent überzeugte bei beiden Wettbewerben mit zwei Texten, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Während "Ich bin eine 10 von 10" die Zuschauerinnen und Zuschauer zum Lachen bringt, ist "Papa, warum weinst du nicht?" hoch emotional und berührend. Seine Texte und die Entscheidung, bei diesen zu bleiben, begründete Sri Rajarajendran lächelnd mit einem "Never change a winning system" - er sollte Recht behalten.
Für den ersten Platz erhielt der frischgebackene deutsche Meister symbolisch den "deutschen Slam-Stock" von Vorjahressiegerin Theresa Sperling. Er wird jedes Jahr dem neuen Meister oder der neuen Meisterin übergeben.
Poetry Slam ist ein moderner Dichterwettstreit, bei dem Künstlerinnen ihre selbst verfassten Texte innerhalb eines festgelegten Zeitrahmens vortragen. Das Publikum bewertet die Darbietungen und entscheidet über die Siegerinnen. Die Meisterschaften bieten eine Plattform für vielfältige Stimmen und kreative Ausdrucksformen.
Rheinland-Pfalz-Meister, deutschsprachiger Meister - und jetzt: Europameister? Durch den Sieg in Bielefeld ist Anuraj Sri Rajarajendran für die Europameisterschaft in Berlin qualifiziert, sie findet 2025 vom 16. bis 18. Oktober in Berlin statt. [kata]
"Ich kann das Ding nach Hause holen"
???: Wie hast du dich gefühlt, als dein Sieg verkündet wurde?
Anuraj Sri Rajarajendran: Es wurden zuerst der Drittplatzierte und dann der Zweitplatzierte genannt und auch mit dem verdienten Applaus geehrt. Als der Zweitplatzierte ausgerufen wurde, wurde mir bewusst, dass ich gewonnen habe. Ich konnte es kaum glauben und musste meine Emotionen zunächst noch zurückhalten, um dem Zweitplatzierten zu applaudieren. Als dann als letztes mein Name aufgerufen wurde, fühlte es sich an, als wäre jegliche Last von meinen Schultern gefallen und ein breites Grinsen zog sich über mein Gesicht. Ich schaute auf die Zuschauer in der Stadthalle Bielefeld und fing langsam an zu realisieren, was ich gerade erreicht habe.
???: Hattest du im während des Wettbewerbs einen Moment, in dem du wusstest: "Das könnte klappen"?
Sri Rajarajendran: Im Finale sind 12 Poet*innen angetreten. Ich war als letztes dran und saß im Backstage und habe mir bewusst die anderen Poet*innen und ihre Wertungen nicht angeschaut. Als ich dann als letztes rausging und nach meinem Auftritt erfuhr, dass ich es ins Finale Stechen geschafft habe, dachte ich mir, ich kann das Ding nach Hause holen, wenn ich jetzt alles gebe.
???: Was ging dir im Finale durch den Kopf, als du deinen letzten Text vorgetragen hast?
Sri Rajarajendran: Ich habe mir immer wieder gesagt, dass ich mich jetzt auf diesen Moment konzentrieren muss und auf keinen Fall anfangen darf zu träumen. Also war ich fokussiert und habe in dem Moment nur an den Text gedacht und mich von den Emotionen des Textes leiten lassen.
???: Wie hast du dich auf die Meisterschaft vorbereitet?
Sri Rajarajendran: Ich bin die Texte ein paar Mal durchgegangen und habe mir gesagt, dass ich das Beste aus meinen Texten rausholen kann und alles andere liegt nicht in meinen Händen.
???: Ist dir ein Moment besonders im Gedächtnis geblieben?
Sri Rajarajendran: Eine Frau kam nach meinem Auftritt im Halbfinale zu mir und sagte mir, dass sie nach meinem Text weinen musste. Da habe ich gemerkt, was meine Texte auslösen können. Die ganze Meisterschaft war ein besonderer Moment. Ich habe so viele tolle Menschen kennengelernt, Spaß gehabt und Erinnerungen geschaffen.
???: Welche Bedeutung hat der Erfolg für dich persönlich?
Sri Rajarajendran: Für mich persönlich ist es ein enormer Zuspruch für meine Kunst und mein Talent. Es zeigt mir, dass ich ein Künstler bin und mit voller Überzeugung hinter meiner Kunst stehen kann.
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Autor:Katharina Wirth aus Herxheim |
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