Hotel- und Gastrobranche richtet auf dem Landauer Rathausplatz an:
"Nehmen Sie Platz, wir haben leere Stühle"
Von Thomas Klein
Landau/Region. Normalerweise würde man sich freuen. Man möchte ausgehen, irgendwo schön essen und genießen und hofft, angesichts des herrlichen Wetters auch noch einen freien Platz zu bekommen. Und dann so was: jede Menge leere Stühle warten auf dem Landauer Rathausplatz auf Gäste. Dahinter steht die heutige Protestaktion der Hotel- und Gastrobranche aus Landau und der Region. Sie schloss sich damit dem Vorbild der Dresdner Kollegen an, die vergangene Woche die Aktion "Leere Stühle" gestartet hatte.
Etwa 85 Betriebe waren zwischen 11 und 13 Uhr mit rund 130 Personen auf dem Landauer Rathausplatz vertreten. Jeder hatte mindestens einen Stuhl aus seinem Betrieb mitgebracht, der derzeit verwaist in der Gastronomie steht und auf Gäste wartet. Wie prekär die Lage für Gastronomie und Hotellerie ist, zeigte sich auch am "Gastrofriedhof", auf dem sich Unternehmen präsentierten, darunter auch ein Sternehotel, die bereits Insolvenz angemeldet haben oder davon betroffen sind.
Die Forderungen der Branche sind klar und eindeutig:
- einen klaren Fahrplan zur Wiedereröffnung
- die Reduzierung der Mehrwertsteuer im Gastgewerbe auf 7 Prozent für die kommenden drei Jahre
- die Erhöhung des Kurzarbeitergeldes auf 80 Prozent
- sowie kostenlose Zuschüsse statt der Kreditdarlehen.
"Die Gastrobranche musste als erstes schließen, wir wissen nicht wie es weitergehen soll, wir haben keinerlei Einnahmen und stehen mit dem Rücken zur Wand, es geht um unsere Existenz", gibt Petra Hirsch vom Boutique-Hotel "Maximilians" in Landau zu verstehen. Maximal zwei Monate könnte für sie der Überlebenskampf noch zu verkraften sein, denn "alle Übernachtungen, die ja mit den Veranstaltungen und dem Tourismus in der Region verbunden sind, brechen weg!"
Noch von seinen Rücklagen kann Arnold Neu vom Leinsweilerhof zehren, aber auch bei ihm ist das Polster bald aufgebraucht angesichts der Tatsache, dass weder Hotel- noch Tagungsgäste derzeit beherbergt werden können. Mit betroffen und ebenfalls am Protest beteiligt waren auch Nebengewerbe wie etwa Fitness- und Kosmetikstudios. "Gleichbehandlung" ist für Sonja Roth hier eine maßgebliche Forderung an die politischen Entscheidungsträger. "Wir unterliegen ohnehin höchsten Hygienevorschriften, nutzen Handschuhe und Mundschutz. Wir arbeiten auf Termin und können Kundenberührung ausklammerm", kann sie nicht verstehen, warum andere Gewerbe öffnen dürfen und ihre Branche nicht.
So sieht es auch Petra Hirsch:"Wir sind gut aufgestellt und können uns organisieren, was die Schutzvorkehrungen betrifft. Wir können arbeiten und wir wollen arbeiten", ist ihre Forderung an die Politiker, die unter Anderen durch OB Thomas Hirsch, MdB Thomas Hitschler und Mdl Peter Lerch vertreten war, die alle ihr Versprechen gaben, sich in entsprechenden Gremien für die Gastronomie sich einsetzen zu wollen. Seine Hochzeitsfeier hätte auch gerne das Brautpaar Sven Klundt und Caroline Mohr in einem gastronomischen Betrieb ausgerichtet. Sie wurden während der Protestkundgebung von Standesbeamtin Stefanie Rasig getraut und hätten neben einer gedeckten Tafel auch sehr viele leere Stühle und jede Menge Köche für die Hochzeitsgesellschaft auf dem Rathausplatz gefunden.
Autor:Thomas Klein |
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