Mitgliederversammlung hat einstimmig gewählt
Neuer Vorstand für den Landauer Kinderschutzbund
Landau. Bei der Mitgliederversammlung des Kinderschutzbundes Landau-SÜW e.V. am 22.06.2020 im Gemeindesaal der Landauer Stiftskirche wählten die Mitglieder einstimmig einen neuen Vorstand. Dieser möchte die Arbeit im Kinderhaus BLAUER ELEFANT in den kommenden Jahren weiter ausbauen.
In den neuen geschäftsführenden Vorstand des Kinderschutzbundes wurde Birgit Kimmel als 1. Vorsitzende gewählt. Hauptberuflich ist die gebürtige Landauerin Diplom-Erziehungswissenschaftlerin und seit achtzehn Jahren für die Landeszentrale für Medien und Kommunikation (LMK) Rheinland-Pfalz im Bereich Medienkompetenz tätig. Überdies leitet sie die seit 2004 gegründete EU-Initiative "klicksafe" für mehr Internetsicherheit und Medienkompetenz. Kimmel ist erfahren in der Netzwerkarbeit auf Landes- und Bundesebene und hat im Zuge ihrer beruflichen Laufbahn vielfältige Erfahrungen im pädagogischen und medienpädagogischen Bereich aufgebaut. Mit ihrem Team hat sie beispielsweise vor vielen Jahren die ersten Schulungen zu Fragen über neue Medien und Cybermobbing für das anonyme, kostenlose und bundesweite Beratungsangebot für Eltern, Kinder und Jugendliche der "Nummer gegen Kummer" entwickelt. Diese Schulungen werden seither für alle ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen des Kinder- und Jugendtelefons bundesweit genutzt, das auch am Standort Landau seit 1983 seinen festen Platz hat. Den 2. Vorsitz übernimmt Christin Arto. Sie ist Stiftungsreferentin der Dieter Kissel Stiftung, die Kunst und Kultur in der Südpfalz fördert. Weiterhin führt Arto die Abteilung Marketing und Öffentlichkeitsarbeit der Kissel Unternehmensgruppe. Als neue DKSB- Schatzmeisterin wurde Silvana Dähne ins Amt gehoben. Dähne war als Controllerin im Finanzbereich tätig, unterstützt ehrenamtlich den Schulelternbeirat der Thomas-Nast-Grundschule und hat zwei Kinder. Verstärkt wird der neue geschäftsführende Vorstand von vier Beisitzer*innen: Carmen König, Jan Koch, Katharina Bieler und Stefanie Heckel. König ist ehrenamtlich als Lernpatin der Bürgerstiftung Rheinland-Pfalz tätig. Sie hat drei Kinder, neun Jahre Erfahrung im Elternbeirat eines KITA-Fördervereins gesammelt und ist aktuell im Schulelternbeirat der örtlichen Montessori-Schule vertreten. Koch ist Wirtschaftsinformatiker und seit fünf Jahren als Organisationsentwickler bei der Caritas Speyer angestellt. Er engagiert sich auch im Vorstand des SKFM und im Café Asyl. Den Kinderschutzbund unterstützt er seit acht Jahren. Hier liefert er strategischen Input und optimiert Prozesse. Bieler, Chinawissenschaftlerin mit den Schwerpunkten BWL und chinesisches Wirtschaftsrecht, verstärkt seit 2018 ehrenamtlich die Geschäftsstelle des Kinderschutzbundes. Sie bereitet Events, wie das Große Landauer Entenrennen, vor und unterstützt die Pressearbeit. Heckel hat Sozialwissenschaften in Landau studiert und arbeitet für die Bundesagentur für Arbeit in Karlsruhe. Seit dem Jahr 2012 ist sie als Ehrenamtliche Teil des Kinderschutzbund-Teams. Heckel organisiert Spendenaktionen, initiiert Fundraising-Maßnahmen und hilft im Bereich Social-Media mit.
„Wir danken den Mitgliedern des Vereins sowie den Haupt- und Ehrenamtlichen für das große Vertrauen, diese verantwortungsvollen Ämter ausüben zu dürfen. Wir fühlen uns sehr verbunden mit den Aufgaben des Kinderschutzbundes und freuen uns, unsere Expertise aus Beruf und Familie in diese Tätigkeit einzubringen. Gemeinsam machen wir uns im 40. Jahr des Kinderschutzbundes Landau-SÜW für eine kindgerechte und kinderfreundliche Gesellschaft sowie für die Aufnahme der Kinderrechte der UN-Kinderrechtskonvention ins Grundgesetz stark. Wir möchten die Arbeit im Kinderhaus BLAUER ELEFANT noch weiter ausbauen, indem wir unser Netzwerk in Stadt und Kreis stärken und personelle Ressourcen so einsetzen, damit Kinder aus der Region vor Gewalt und Missbrauch geschützt und mittels qualifizierter Beratung nachhaltig in eine starke Zukunft geführt werden“, so Kimmel im Anschluss an die Vorstandswahl.
Neben der Wahl des neuen Vorstands wurden im Zuge der Mitgliederversammlung auch die Sachberichte 2019 aus den Tätigkeitsbereichen Jugend- und Familienberatung, Familienbildung, Kinderschutzdienst und Kinder- und Jugendtelefon vorgestellt. In der Jugend- und Familienberatungsstelle wurden im letzten Jahr 257 Familien persönlich beraten. Bei 115 Familien waren die Themen Trennung oder Scheidung Anlass für die Beratung. 89 Familien nahmen zudem eine Erziehungsberatung wegen Mobbing oder pubertätsspezifischen Konflikten in Anspruch. Mit 43 Familien wurden Probleme in der Patchworkfamilie besprochen. Neben Einzelberatungen fanden für Grundschüler auch wieder Trennungskindergruppen statt und in Kooperation mit Rechtsanwälten wurde einmal pro Monat eine Rechtsinfo für Eltern angeboten.
Der Kinderschutzdienst betreute im Jahr 2019 160 Fälle zu Themen wie seelischer, körperlicher oder sexueller Gewalt, wobei der Kontakt vorwiegend über das Jugendamt, andere sozialen Dienste oder Einrichtungen wie Schulen oder Kitas zustande kam. Die Kinder und Jugendlichen waren zwischen 3 und 21 Jahre alt. Den Hauptanteil der Fälle stellte die Altersgruppe 3 bis 6 Jahre. 59 % der Heranwachsenden wurden wegen psychischer Gewalt beraten. Hierzu gehört das Miterleben von Partnerschaftsgewalt oder das verbale Beschimpfen und Erniedrigen. Neu dazugekommen ist das Miterleben von Kriegsgewalt und Flucht. Sexuelle Gewalt (oder Verdacht auf) erlebten 34% der Betroffenen.
Zur Prävention wurden Kitas bei der Entwicklung „sexualpädagogischer Konzepte“ begleitet und die Umsetzung der beiden Theaterstücke „Trau Dich“ und „Nein-Tonne“ - mit deren Hilfe Schulkinder lernen sollen Grenzüberschreitungen richtig einzuordnen und Nein zu sagen - durch gezielte Arbeit mit Eltern und Lehrern unterstützt. Auch das Wutmann-Filmprojekt gegen häuslich Gewalt und eine Gruppe für sexuell traumatisierte Mädchen standen auf dem Programm. Im Jahr 2019 wurden im Rahmen der Familienbildung 276 Veranstaltungen zu jeder Lebensphase von Eltern und Kind, z.B. PEKiP, Elternabende zur Pubertät, ein Gefühle-Workshop für Grundschüler, Elternkurse „Starke Eltern – Starke Kinder“ oder Seminare zur Rolle von Großeltern angeboten.
Im offenen Eltern-Kind-Treff für Kleinstkinder und deren Eltern, am Danziger Platz, waren an fünf Tagen der Woche vormittags durchschnittlich 9 bis 10 Kinder in Begleitung anwesend, dienstagnachmittags 5 bis 6.
Für das Kinder- und Jugendtelefon wurde im Herbst wieder eine Gruppe ehrenamtlicher Berater*innen ausgebildet. Aktuell sind 25 Berater*innen am Hörer aktiv. 2019 wurden in Landau insgesamt 4.574 Anrufe entgegengenommen, aus denen sich 873 Beratungen zu psychosozialen Themen, Gesundheit, Partnerschaft und Liebe, Freundeskreis, Familie, Sexualität, Gewalt und Missbrauch, Lebenssituation, Schule, Ausbildung, Beruf, Sucht oder selbstgefährdendes Verhalten entwickelten.
Neben den Sachberichten wurde auch die Haushaltsplanung für 2020 vorgestellt, für die Corona-bedingt ein Defizit in Höhe von 54.000 Euro angenommen wird, die jedoch noch nicht die Liquidität des Vereins gefährdet. „Diese beunruhigend hohe Summe ist erstens dem diesjährigen Verbot von Charity-Veranstaltungen mit mehreren Hundert Besuchern wie dem Entenrennen im April, dem Benefizkonzert des Landesjugendorchesters Rheinland-Pfalz im August, dem Mit-Mach-Fest im September, zweitens dem Wegfall von Sammelaktionen wie Spendenläufen der Schulen KARS, ESG oder dem Gymnasium Edenkoben und drittens verringerten Zuschüssen zu vielen Familienbildungsangeboten geschuldet, die in den letzten Monaten aufgrund der Infektionsgefahr nicht hatten stattfinden können“, erklärt Heinrich Braun, der die Geschäfte des Kinderschutzbundes seit 22 Jahren führt.
Durch Anträge bei Hilfsfonds und Stiftungen sowie alternative Events und Aktionen wie das Autokinokonzert zugunsten des ausgefallenen Entenrennens oder das kommende Crowdfunding der VR-Bank Südpfalz für das abgesagte Landesjugendorchester-Konzert versucht der Verein seine fehlenden Einnahmen teils auszugleichen. „Dennoch dürfen wir nicht allzu optimistisch sein, dieses Ziel zu erreichen“, so Braun weiter. „Nicht nur unsere Verwaltung ist zurzeit in Kurzarbeit, um Personalkosten einzusparen, sondern die meisten Menschen – Familien, Selbständige, Unternehmer – befinden sich in einer schwierigen finanziellen Situation. Daher schätzen wir die Spendenbereitschaft verständlicherweise geringer ein als in den Vorjahren. Auch wenn uns gleichzeitig die Erkenntnis schmerzt, dass zukünftig vielleicht Geldmittel fehlen, um hilfsbedürftigen Kindern, Jugendlichen und deren Eltern aus der Region, die von Gewalt, Missbrauch, einer Trennung, Scheidung oder schweren Familienkonflikten betroffen sind, weiterhin kostenlose Beratungen durch qualifizierte Mitarbeiter anbieten zu können.“
Autor:Sina Ludwig (geb. Kaimer) aus Landau |
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