Bischof Karl-Heinz Wiesemann und Kirchenpräsident Christian Schad
Osterbotschaft an die Christern der Region

Auch im Speyerer Dom wird es beim höchsten Fest der Christenheit keine Gottesdienste geben. | Foto: Klein
  • Auch im Speyerer Dom wird es beim höchsten Fest der Christenheit keine Gottesdienste geben.
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Landau.). In einer gemeinsamen Videobotschaft und einem Wort an die Christen in der Pfalz und der Saarpfalz haben Bischof Karl-Heinz Wiesemann und Kirchenpräsident Christian Schad das Osterfest als Zeichen dafür bezeichnet, dass das Leben über den Tod triumphiert. Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie verdeutliche die Osterkerze, „das Licht ist stärker als alles Dunkel.“ 
"Liebe Schwestern und Brüder in Bistum und Landeskirche und in der Weite der
Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der Region Südwest!
Wir feiern Ostern, das Fest der Auferstehung Jesu Christi. Doch in diesem Jahr
ist alles anders als sonst. Der Ausbruch des Corona-Virus bedeutet eine tiefe
Zäsur für das öffentliche Leben und für das Leben jedes Einzelnen. Wir teilen
die Sorgen der vielen Menschen in unserem Land, die erkrankt sind; beten für
die, die an der schrecklichen Krankheit gestorben sind, und für die, die um sie
trauern. Wir bangen mit denen, die um ihren Arbeitsplatz fürchten. Wir fühlen
mit denen, die unter Einsamkeit und Verunsicherung leiden. Wir wissen um die
Nöte der Familien, die nach der Schließung von Schulen und Kindertagesstätten
ihren Alltag anders organisieren müssen. Wir sind im Herzen bei allen, die alles
geben, um Leben zu retten und dabei folgenschwere Entscheidungen fällen
müssen.
Auch das kirchliche Leben ist von den Auswirkungen der Corona-Krise
betroffen: Es schmerzt uns zutiefst, dass unsere Gemeindeglieder keine
Gottesdienste in den Kirchen feiern können. Es berührt uns, wenn Kinder und
Jugendliche ihre Konfirmationen, Erstkommunionen und Firmungen absagen
müssen; dass Eltern ihre Kinder nicht taufen lassen können, Paare ihre
Trauungen nicht feiern und Angehörige nur unter starken Einschränkungen ihre
Liebsten beerdigen können; dass persönliche Begegnungen mit
Seelsorgerinnen und Seelsorgern die Ausnahme sind.
In dieser Situation treffen uns die Osterberichte der Evangelien auf eine andere
Weise als in den vergangenen Jahren. Wir hören, wie die Jünger Jesu sich in ein
Zimmer zurückziehen und trauern, weil Jesus nicht mehr bei ihnen ist. Uns geht
es ähnlich: Auch wir werden aufgefordert, Sozialkontakte möglichst zu
vermeiden und in unseren Häusern und Wohnungen zu bleiben. Dabei
vermissen wir den unmittelbaren Kontakt mit unseren Nächsten schmerzlich.
Die Evangelien berichten, wie die Frauen frühmorgens ans Grab gehen, um
Jesus zu beweinen. So wie sie weinen auch heute viele Kinder, Frauen und
Männer: weil sie einen lieben Menschen verloren haben, weil sie selbst
erkrankt sind, weil sie um ihre Existenz fürchten.
In dieser Situation begehen wir das Osterfest. Wir entzünden unsere
Osterkerzen als sichtbares Zeichen für unseren Glauben an den auferstandenen
Herrn. Wir setzen mitten in der Krise ein Zeichen, dass das Licht stärker ist als
alles Dunkel und das Leben über den Tod triumphiert. Durch die
verschlossenen Türen unserer Sorge und Angst tritt der Auferstandene mitten
in unser Leben hinein und spricht: „Habt keine Angst. Friede sei mit euch. Ich lebe, und ihr sollt auch leben.“
Diese vom Auferstandenen ausgehende Lebenskraft ist der Atem, in dem unser Glaube lebt und wirkt. Sie verbindet uns tiefer, als alle konfessionellen Grenzen uns trennen können. Diese österliche Zuversicht weiterzutragen, ist unsere gemeinsame Sendung – gerade heute!
„Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet“ (Römer 12,12), dieses Wort des Apostels Paulus gibt uns in diesen Tagen ganz besonders Halt. Grenzüberschreitend erfahren wir uns als innige Gebetsgemeinschaft. Mit Gott und untereinander verbunden, wird uns die Kraft zuteil, die uns auferlegten Einschränkungen einzuhalten. Sie schützen die besonders Gefährdeten, aber auch uns selbst. Geduld und Vernunft werden von uns verlangt. Üben wir uns darin und verbinden wir damit die Hoffnung, dass nicht Krankheit und Tod, sondern das Leben das letzte Wort behalten wird.
Es macht Mut zu sehen, wie viele beruflich, freiwillig und ehrenamtlich Engagierte mitdenken, mittragen, mithelfen, damit wir diese Krise bestehen können. Da sind die Unzähligen, die in diesen Tagen durch ihren konkreten Einsatz die Frohe Botschaft vom Sieg des Lebens über den Tod bezeugen. Sie retten Leben in den Krankenhäusern, Arztpraxen und Pflegeheimen. Sie versorgen die vielen Kranken zuhause und begleiten die Gäste in den Hospizen. Sie halten das soziale Leben aufrecht und lassen die Hilfsbedürftigen nicht fallen. Sie versorgen uns mit dem, was wir zum Leben brauchen: in der Landwirtschaft, in den Supermärkten, in den Versorgungswerken, der Logistik und anderen öffentlichen Einrichtungen. Sie übernehmen Verantwortung in den schwierigen politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen und handeln verantwortungsvoll und solidarisch. Sie hören zu und halten die Hoffnung auf ein Leben in Fülle auf kreative und phantasievolle Weise wach, damit Trost, Hoffnung und Lebensfreude unter den Menschen wirksam bleiben und Gottes Verheißungen uns in der Zuversicht bewahren. All diesen österlichen Menschen gilt unser tief empfundener Dank!
Die Corona-Krise ist eine große Herausforderung für die Gesellschaft und damit auch für uns als Kirchen. Sie zeigt uns, wie unberechenbar und zerbrechlich unser Leben ist. Für uns als Christen verbirgt sich darin der Auftrag, immer und überall von der Hoffnung zu erzählen, die uns trägt. In den Evangelien werden die Wundmale Jesu, die er auch als Auferstandener an seinem Leibe trägt, zum Zeichen des neuen Lebens, das den Tod überwunden hat.
Die Krise, die wir durchleben, ist ein Aufruf zum Umdenken. Durch die schnelle, weltweite Verbreitung des Virus ist uns aufs Neue bewusst geworden, wie eng verbunden alle Menschen in dem einen Lebenshaus Erde sind. Wir brauchen - gerade jetzt - eine umfassende Solidarität in der ganzen Menschheitsfamilie mit der besonderen Aufmerksamkeit für die Armen. Wir können den Augenblick nutzen, einen anderen, einfacheren Lebensstil einzuüben um der Bewahrung der Schöpfung und der gerechteren Verteilung der Güter willen. Der Auferstandene kann gerade jetzt in uns die Vision vom Reich Gottes wieder neu lebendig werden lassen und Kräfte wecken, damit die Krise nicht nur Wunden hinterlässt, sondern zu einer echten Erneuerung der Menschheit führt.
Ihnen allen wünschen wir von Herzen ein frohes und gesegnetes Osterfest. Es möge Ihnen und uns allen die Hoffnung schenken, dass das Leben stärker ist als der Tod. Dass wir auch in dieser Zeit nicht tiefer fallen können als in die liebende Hand Gottes. Dass wir mit seiner Hilfe auch diese Krise überwinden werden und aufs Neue in den Osterjubel seiner Kirche einstimmen dürfen: „Christus ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden.“
Speyer, am Ostersonntag, dem 12. April 2020
Dr. h.c. Christian Schad Dr. Karl-Heinz Wiesemann
Kirchenpräsident Bischof
der Evangelischen Kirche der Pfalz des Bistums Speyer
(Protestantische Landeskirche)

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Autor:

Thomas Klein

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