Holocaust in Landau
Tod und Vertreibung

Am Abend des 9. November 1938 brennt die Synagoge in Landau | Foto: Stadtarchiv Landau
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  • Am Abend des 9. November 1938 brennt die Synagoge in Landau
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Jüdisches Leben. Bereits vor der Pogromnacht floh die Hälfte der jüdischen Bürger aus Landau. Nach den Gewaltexzessen dieser Nacht wurden fast alle vertrieben. Wer dann noch da war, wurde im Oktober 1940 nach Gurs verschleppt. Viele fanden dort oder später in den Vernichtungslagern der Nazis den Tod.

Das Haus der SA lag unweit der Landauer Synagoge. Nachdem der Befehl von der Gestapo aus Neustadt am Abend des 9. November 1938 kam, lief ein SA-Trupp zur Synagoge, besorgte sich an der gegenüberliegenden Tankstelle Benzin, brach das Gotteshaus auf, goss das Benzin über die Einrichtung und zündete es an, so die Leiterin des Landauer Stadtarchivs Christine Kohl-Langer. Die Feuerwehr schaute zu und passte nur auf, dass das Feuer nicht auf andere Gebäude übergriff.
Dann zogen die SA-Männer durch die Stadt, demolierten jüdische Geschäfte und Häuser. Die jüdischen Haushaltsvorstände wurden verhaftet, in den Betsaal in der Schützengasse verbracht, wo sie gezwungen wurden, eine Generalvollmacht zur Abtretung ihres Grundbesitzes zu unterzeichnen. Dann wurden sie ins Konzentrationslager Dachau verschleppt, so die Historikerin. Wer zusicherte seine Heimat zu verlassen, durfte zurück nach Landau, um es schleunigst zu verlassen. Die Synagoge wurde einige Tage später „aus Sicherheitsgründen“ gesprengt. Am damaligen Standort an der Ecke Friedrich-Ebert-/Reiterstraße erinnert seit 1968 ein Mahnmal an die Synagoge.

Viele Landauer schauten zu, wie die Synagoge in der Pogromnacht niederbrannte | Foto: Stadtarchiv Landau
  • Viele Landauer schauten zu, wie die Synagoge in der Pogromnacht niederbrannte
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Von 600 Juden waren 1940 nur noch 50 in Landau

Bis zu der Pogromnacht 1938 hatte von den knapp 600 im Jahr 1933 in Landau lebenden Juden bereits etwa die Hälfte ihre Koffer gepackt und war geflohen, da sie zunehmend aus dem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben gedrängt wurden. Nach den Gewaltexzessen der Pogromnacht und den Zwangsmaßnahmen setzte eine weitere große Fluchtwelle ein. Von den etwa 300 Juden, die da noch in Landau lebten, verließen bis Oktober 1940 etwa 250 die Stadt, so die Zahlen nach Alfred Hans Kubys „Pfälzisches Judentum gestern und heute“.
Auch der 1882 in Ingenheim geborene Richard Josef ging mit seiner Frau und seinen drei Töchtern nach der Pogromnacht fort. Der Weinhändler war bis 1933 SPD-Stadtrat in Landau. Nach der Machtergreifung Hitlers 1933 musste er sein Stadtratsmandat abgeben, so die Landauer Stadtarchivarin. Es ist anzunehmen, dass auch sein Weinhandel von der Boykott-Aktion gegen Juden am 1. April 1933 betroffen war. Doch Josef wanderte nicht aus, sondern zog nur nach Mannheim, in der Hoffnung in der Anonymität der Großstadt durchzukommen.

„Bürckle-Wagner-Aktion“: Pfalz sollte "judenfrei" werden

Der Pfälzer Gau-Leiter Josef Bürckel hatte den „Ehrgeiz“, seinen Bezirk als erster Gauleiter „judenfrei“ zu melden. So ließ er gemeinsam mit seinem Badener Kollegen Robert Wagner am 22. Oktober 1940 alle Juden aus Baden und der Pfalz in das Lager Gurs in Südfrankreich deportieren – die sogenannte „Bürckle-Wagner-Aktion“. In dem Internierungslager, das eigentlich für politische Flüchtlinge und ehemalige Kämpfer des Spanischen Bürgerkriegs vom Vichy-Regime errichtet wurde, kamen in kürzester Zeit unangekündigt 7.000 Juden aus der Pfalz und Baden an, sagt Kohl-Langer. Die katastrophalen Zustände sorgten dafür, dass besonders geschwächte Menschen das Lager nicht überlebten. Ende Oktober war es am Fuße der Pyrenäen kalt und nass, das Lager völlig überfüllt, so die Historikerin. Dazu waren die nach Gurs verschleppten Juden meist die älteren – viele jüngere waren bereits vorher geflohen.
Auch Richard Josef und seine Familie wurde nach Gurs deportiert. Zwei seiner Töchter gelang die Flucht. Doch nachdem 1942 die sogenannte „Endlösung“ beschlossen wurde, wurden er, seine Frau und die verbleibende Tochter nach Ausschwitz gebracht und ermordet, berichtet Stadtarchivarin Kohl-Langer. Insgesamt wurden 158 jüdische Bürgerinnen und Bürger aus Landau von den Nationalsozialisten ermordet, heißt es auf der Internetseite „jüdische-gemeinden.de“. 

Frank-Loebsches Haus

Das Frank-Loebsches Haus steht beispielhaft für die jüdische Geschichte in Landau. Über die Ursprünge des Hauses weiß man nicht viel. Zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert wurde es errichtet. 1870 erwarb Zacharias Frank aus Hochstadt das Gebäude. Er ist ein Urgroßvater Anne Franks, die durch ihre Tagebücher unsterblich wurde. Im Nationalsozialismus wurde es ein sogenanntes Judenhaus: hier wurden ab November 1938 zwangsweise jüdische Familien einquartiert. Von hier wurden die jüdischen Bürger im Oktober 1940 auch zur Landauer Festhalle gebracht, um sie nach Gurs zu deportieren. Das Gebäude an der Kaufhausgasse 9 in Landau war in den 80er Jahren schon fast verfallen, als die Stadt es erwarb und renovieren ließ. Zur Wiedereinweihung 1987 kamen 80 Landauer Juden aus aller Welt, die den Holocaust überlebt hatten. In dem nach der letzten Besitzerin Olga Frank-Loeb benannten Haus ist heute unter anderem eine Ausstellung zur jüdischen Geschichte Landaus zu sehen. [rko]

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Am Abend des 9. November 1938 brennt die Synagoge in Landau | Foto: Stadtarchiv Landau
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