Ungewisse Saison für Hallenbäder
Viele Kinder können nicht schwimmen
Von Julia Glöckner
Landau. Im Hallenbad La Ola arbeiten DLRG und Sportvereine derzeit den Corona-bedingten Rückstau an Nichtschwimmern im Kindesalter ab. Dennoch stellt man sich in den Bädern auf eine ungewisse Saison ein.
„Die Lage hat sich noch lange nicht entspannt. Wegen der Lockdowns haben viele Kinder nicht schwimmen gelernt. Es gibt Wartelisten mit bis zu drei Jahren Wartezeit“, sagt Philipp Schreiner, Ausbildungsleiter bei der DLRG Landau. „Letztes Jahr wurden wir geradezu mit Anfragen überrannt, die wir nicht bedienen konnten. Denn diese müssen wir angesichts der langen Wartezeiten inzwischen ablehnen: Kinder, die mit sieben eigentlich das Schwimmen lernen sollen, wären in drei Jahren zehn. So lange können wir sie nicht warten lassen.“
Die Einsatzkräfte der DLRG erreichten in den letzten drei Sommern fast täglich Meldungen über Lebensrettungen an deutschen Gewässern. Laut Bundesvorstand handelte es sich bei den Geretteten meist um Kinder, die kaum oder gar nicht schwimmen konnten. Für den Schutz vor dem Ertrinkungstod gilt: Je früher Kinder schwimmen lernen, desto sicherer werden sie im Wasser.
Damit Vereine und DLRG der Hochkonjunktur an Nichtschwimmerkursen Herr werden, half die Stadt weiter: Das La Ola öffnete schon in den Sommerferien nur für Kinderschwimmkurse. Auch private Schwimmschulen und Schwimmvereine kämpfen mit der Versorgungslücke an Kinderschwimmkursen. Dabei bleibt der Saisonverlauf in den Bädern unsicher.
Denn Landau hatte wie alle deutschen Städte und Kommunen Ende August über Spar-Maßnahmen mit Blick auf das 15-Prozent-Einsparziel beim Gas und Strom entschieden. Dieses hatten EU-Kommission und Bund für alle Städte und Gemeinden vorgegeben. Ziel ist, die bundesdeutschen Gasspeicher zur Sicherung der Gasversorgung vor dem Winter aufzufüllen und zu schonen, um eine Gasmangellage zu verhindern.
Vielerorts war eine Bäderschließung als Maßnahme zunächst im Gespräch. Auf den Appell von Sportverbänden und DLRG an die Regierung hin, dass die Wassersicherheit in Gefahr sei, öffneten viele Kommunen die Bäder mit abgesenkten Becken- und Raumtemperaturen – so auch die Stadt Landau. Die Wellnessbereiche mit Saunen bleiben wie vielerorts geschlossen.
Die Stadt entschied sich für andere Maßnahmen, etwa für die Reduktion der Raumtemperatur in Schulen auf 19 Grad, Einsparungen an städtischen Gebäuden sowie das Abschalten der Effektbeleuchtung an bekannten Bauten. „Mit unseren Maßnahmen sehe ich uns auf einem guten Weg für den Winter. Wir sparen notwendigerweise Energie ein und können trotzdem Schwimm- und Lehrschwimmbecken für die wichtigen Belange des Schwimmsports, des Rettungsschwimmens und des Anfängerschwimmens offenhalten“, erklärt OB Thomas Hirsch.
Ob die bisherigen Maßnahmen ausreichen, um eine Gasmangellage zu verhindern, ist noch unklar. Dies hängt auch von der Witterung ab. Muss nachjustiert werden, könnte erneut über eine Bäderschließung debattiert werden.
„Die Folge einer erneuten Bäderschließung könnte eine ganze Generation von Nicht-Schwimmern sein“, betont Schreiner. Hinzu käme, dass dies den Mangel bei Bäderpersonal und Rettungsschwimmern verschärfe. Wasseraufsichtspersonal muss alle zwei Jahre das Rettungsschwimmabzeichen Silber ablegen und somit regelmäßig trainieren. 2022 zeigte sich ein solcher Personalmangel schon einmal, als viele DLRG-Rettungsschwimmer ehrenamtlich als Wasseraufsicht in die Freibäder gingen, damit diese überhaupt öffnen konnten.
„Wir wollen nicht um jeden Preis die Bäder offenhalten. Am Ende des Worst-Case-Szenarios darf nicht die Entscheidung stehen: Bäder schließen oder Wärmeinsel in den Turnhallen“, sagt Schreiner. „Aber solange Feste stattfinden ist es für uns nicht haltbar, dass man die Bäder zumacht“.
Damit die Stadt ihr 15-Prozent-Einsparziel erreicht und die bundesdeutschen Gasspeicher geschont werden, ist auch jeder einzelne gefragt: Kürzer duschen und eine abgesenkte Raumtemperatur ist nicht nur in den Bädern möglich. jg/ps
Autor:Julia Glöckner aus Ludwigshafen |
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