Aus Gefängnis wurde Studentenwohnheim: Hinter pfälzischen Gardinen
Landau. Die Gefangenen hatten gemeutert, weil sie die Zustände in der maroden Justizvollzugsanstalt nicht mehr hinnahmen. Drei Jahre später kam das Aus für das im Jahr 1851 eingeweihte Landauer Gefängnis. Seit 1995 wohnen dort Studenten in kleinen Apartments.
Die Oberlichter sind noch heute vergittert. Und auch sonst wurden die alten Materialien soweit es ging wiederverwendet. Einfache Kellerlampen spenden in den Fluren Licht. Der spröde Charme des Gefängnisses wurde erhalten. Heute wohnen meist Studenten in den 60 kleinen Apartments in den alten Gefängnismauern an der Ostbahnstraße in Landau, im alten Innenhof gibt es eine Ladenzeile mit Bistro, wo einst Verbrecher Freigang hatten.
Mit 20 Quadratmetern sind die Wohnungen nach heutigen Maßstäben zwar sehr klein, doch die Gefangenen hatten deutlich weniger Platz. Die Gefängniszellen wurden vergrößert, um Bad, Kochgelegenheit und Wohnraum unterzubringen. Im 19. Jahrhundert wurde der Landauer Knast für insgesamt 154 Gefangene eingerichtet.
Räumlich getrennt von den übrigen Gefangenen wurden die Untersuchungshäftlinge untergebracht. Auch Frauen und Männer wurden jeweils in unterschiedlichen Abteilungen gefangen gehalten. Die Arbeits- und Schlafsäle für die Strafgefangenen waren vorwiegend auf die beiden Obergeschosse verteilt. Hinzu kamen Räume für Kranke, Wohnung und Büro des Gefängnisverwalters sowie Sitzungsräume der Gefängniskommission, Besuchsräume und ein Verhörzimmer im Erdgeschoss. Im Dachgeschoss gab es einen Saal zum Beten.
König Ludwig I. von Bayern gab Auftrag für Gefängnis
Da die Pfalz seit dem Wiener Kongress 1815 zum Königreich Bayern gehörte, war es König Ludwig I. von Bayern, der das Landauer Gefängnis in Auftrag gab. Von 1849 bis 1851 wurde es nach den Plänen von Baumeister August von Voit errichtet, der auch am Wiederaufbau des Hambacher Schlosses mitgearbeitet hatte. 1851 zogen die ersten Gefangenen in das damals modernste Gefängnis des Königreichs Bayern ein.
Im Jahr 1967 war es wohl eines der marodesten und ältesten. Das wollten sich die Gefangenen nicht länger bieten lassen und zettelten eine Meuterei an. Drei Jahre später war es vorbei. Im September 1970 wurden die letzten 30 Gefangenen nach Frankenthal und Zweibrücken verlegt. Offizielle Begründung: Personalmangel. 22 Wärter kümmerten sich um 30 Häftlinge.
Lange stand das Gefängnis in zentraler Lage leer. 1986 wurde es unter Denkmalschutz gestellt. Über 30 Jahre nachdem der letzte Straftäter die Justizvollzugsanstalt Landau verlassen hat, fiel 1993 die Entscheidung, das Gefängnis zu einem frei finanzierten Studentenwohnheim umzubauen. Von 1994 bis 1996 wurde das Gebäude umgebaut und saniert und bis 1998 war auch die Ladenzeile im östlichen Hofteil fertig. Seit dem bietet das ehemalige Gefängnis günstigen Wohnraum in zentraler Lage. [rko]
Autor:Dehäm Magazin aus Ludwigshafen | |
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