Ergebnisse der Bertelsmann-Studie beweisen: Politik hat bei Kinderarmut versagt und muss in Schulen und Kitas aktiv werden
Kinderschutzbund fordert mehr Schulsozialarbeit und Präventionsangebote gegen Gewalt und Mobbing
Mainz. Als einen deutlichen Hilferuf nach mehr Schulsozialarbeit, anderen pädagogischen Leitlinien und größerem Engagement gegen Kinderarmut hat der Vorsitzende des Kinderschutzbundes Rheinland-Pfalz, Christian Zainhofer, die Erkenntnisse einer neuen Bertelsmann-Studie bezeichnet. Dass Kinder sich in ihrer Schule nicht sicher fühlen, komme einer Bankrotterklärung der Schul- und Familienpolitik gleich.
Laut der Bertelsmann-Studie sind zwei Drittel der Schülerinnen und Schüler in ihrer Schule „gehänselt“, ausgegrenzt oder geschlagen worden, jedes vierte der befragten 8- bis 14-jährigen Kinder fühlt sich weder in der Schule noch in seiner Nachbarschaft sicher. Von Übergriffen, Ausgrenzung und Gewalt besonders betroffen sind arme Kinder. Zainhofer: „Gegen Kinderarmut hilft kein undurchschaubares Wirrwarr an einzeln zu beantragenden Maßnahmen, sondern allein die Kindergrundsicherung“. Für den Vorsitzenden des Kinderschutzbundes sind die vorliegenden Bertelsmann-Zahlen ein klarer Beleg dafür, dass die bisherige Familienpolitik es nicht geschafft hat, wirksam gegen Kinderarmut und deren Folgen vorzugehen.
„Zudem ist aus den Ergebnissen der Studie abzuleiten, dass es angesichts der vielen Mobbing-Opfer notwendig ist, psychologische und sozialpädagogische Fachkräfte permanent und früher an allen Schulformen zu etablieren – insbesondere in Grundschulen und am besten auch bereits in Kitas“, sagt Christian Zainhofer. Diese Fachkräfte sollen Lehrer*innen, Erzieher*innen und Kinder zu einem respektvollen und wertschätzenden Umgang miteinander befähigen und die anhaltende Verbesserung des sozialen Klimas befördern. Kinder brauchen Wertschätzung und Teilhabe, das soziale Leben und Lernen an Schulen muss genauso wichtig wie der Unterricht werden. Dazu gehören auch die Beteiligung der Kinder an und in einem System aus demokratischen Werten und Normen, aber auch Regeln und Geboten im Lebensraum Schule oder Kindertagesstätte. Lehrer*innen und Erzieher*innen müssen in die Lage versetzt werden, kompetent einzugreifen und zu helfen, benötigen aber auch selbst Hilfen wie regelmäßige Supervision und gezielte Fortbildung.
Zainhofer verweist auf zahlreiche Angebote des Kinderschutzbundes, von den Kinder- und Jugendtelefonen über Erziehungsberatungsstellen, Elternkurse „Starke Eltern-starke Kinder®“, Kinderbüros in Schulen und Kindercafés hin zu Sozialkompetenzprojekten, die von mehreren Kreis- und Ortsverbänden des Kinderschutzbund im Land in Kitas und Grundschulen angeboten werden, und dabei sowohl präventiv arbeiten als auch Hilfe bei Gewalt, Ausgrenzung und Mobbing bieten .
Die bisherige Förderung reiche jedoch nicht aus, Präventionsmaßnahmen flächendeckend anzubieten. Wo weder Spenden noch Beiträge zum Beispiel durch Fördervereine der Schulen fließen, sind diese Angebote nicht zu realisieren. Der Kinderschutzbund fordert mehr Mittel für präventive Ansätze in Schulen und Kitas. Zainhofer fordert: „Wir müssen Lehrer*innen besser qualifizieren, Eltern schulen und zu einem verlässlichen Angebot an Schulsozialarbeit und Schulpsychologen kommen. Wir müssen deutlich machen: Kinder sind unsere Zukunft. Was wir jetzt in unsere Kinder an Positivem investieren, wird ihnen helfen, ihr Leben konstruktiv zu meistern und dadurch das zukünftige Miteinander in der Gesellschaft günstig beeinflussen. Mobbing ist kein Kavaliersdelikt, auch nicht, wenn es per WhatsApp geschieht. Wer wegschaut, auch wenn es aus Unsicherheit geschieht, trägt zur Verbreitung von Gewalt bei.“
Autor:Sina Ludwig (geb. Kaimer) aus Landau |
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