"Ich musste zusehen, wie mein Haus abbrennt" – Seniorin will Haus trotz Feuers nicht verlassen

Seit dem Brand hat Seniorin Gabi Ochotta das Obergeschoss ihres Hauses nicht mehr betreten. Sie würde den Anblick nicht ertragen, sagt sie. | Foto: Cynthia Schröer
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  • Seit dem Brand hat Seniorin Gabi Ochotta das Obergeschoss ihres Hauses nicht mehr betreten. Sie würde den Anblick nicht ertragen, sagt sie.
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Kindsbach. Alles in den drei Räumen im Obergeschoss ist schwarz. Alles ist voller Ruß und Asche. Nur einige Gegenstände und Möbel sind anhand der groben Form noch erkennbar, lassen ahnen, dass hier mal Menschen gelebt haben. Die Treppenstufen zum Erdgeschoss sind angekokelt, von dem ursprünglichen Belag ist nichts mehr zu erkennen. Im ganzen Haus liegt Geruch von Verbranntem in der Luft. Im Wohnzimmer im Erdgeschoss hängen Tapeten von den durchnässten Wänden und der Decke herab, Spuren vom Löschwasser der Feuerwehr. Mitten im Raum steht eine kleine, ältere Frau. Gabi Ochotta. Sie hat hier, in der Steigstraße 12 in Kindsbach, zusammen mit ihrem 36-jährigen Sohn Dominik gewohnt. Bis zu dem schicksalhaften Abend des 21. August, als ein Feuer in ihrem Haus ausbrach und das komplette Obergeschoss und den Dachstuhl vernichtete. Noch immer kommt die 70-Jährige jeden Tag zu ihrem alten Zuhause. Auch in der Brandnacht wollte sie es nicht verlassen.

Schon von Weitem war das Feuer am 21. August in der Steigstraße zu sehen | Foto: Verbandsgemeindeverwaltung Landstuhl
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Von Cynthia Schröer
"Ich habe mit meiner Katze Melli auf der Couch gesessen und ferngesehen", erzählt die 70-Jährige von dem wohl schlimmsten Abend ihres Lebens. Es war etwa 22 Uhr. Sie war allein im Haus. Ihr Sohn Dominik war auf Arbeit. "Plötzlich wurde Melli unruhig und ich habe Knacken und Knistern gehört." Daraufhin ging die Rentnerin vom Wohnzimmer im Erdgeschoss  in den Flur des Einfamilienhauses, stieg die Treppenstufen hinauf, um nachzusehen, woher die Geräusche kommen. Im Obergeschoss befanden sich ihr Schlafzimmer, das Zimmer ihres Sohnes und ein Raum für private Dinge. Sie kam nur bis zur Hälfte des Aufgangs. "Da sah ich Rauchschwaden aus dem Zimmer meines Sohnes kommen und Flammen schlugen mir entgegen."

Die Flammen wüteten im gesamten oberen Stockwerk und im Dachstuhl | Foto: Cynthia Schröer
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Sofort kehrte sie um, zurück ins Wohnzimmer zu ihrem Handy. Sie wählte den Notruf. "Dann habe ich die Haustür aufgemacht und ,Hilfe!' und ,Feuer!' gerufen." 

Große Sorge um die Katze im Haus

Ein Nachbar, der selbst Feuerwehrmann ist, rief erneut die Feuerwehr an und erklärte die Lage genau. Dann sorgte er dafür, dass die Anwohner alle Autos von der schmalen Straße fuhren, damit die Feuerwehr überhaupt an das brennende Haus herankommt. Währenddessen kümmerten sich sein Sohn und seine Lebensgefährtin um die Rentnerin. Denn Ochotta stand noch immer an der Schwelle ihrer Haustür. Verlassen wollte sie ihr Haus nicht. Im Gegenteil: Sie wollte wieder hinein. Ihre Katze suchen. "Ich hab' mir Sorgen um Melli gemacht. Ich wusste ja nicht, ob sie noch im Haus ist." Der Sohn des Feuerwehrmanns brachte sie schließlich von ihrem Vorhaben ab. "Der Sohn und die Frau haben sich super um mich gekümmert. Ich hab' gefroren, weil ich nur kurze Hosen und ein T-Shirt anhatte. Die Frau hat mit Kleidung gebracht. Ich war total fertig", erinnert sich Ochotta. "Dann musste ich zusehen, wie mein Haus abbrennt."

Die Steigstraße ist schmal. Glücklicherweise hatte ein Nachbar, ebenfalls Feuerwehrmann, dafür gesorgt, dass die Anwohner ihre Autos wegfahren, bevor die Einsatzkräfte eintreffen | Foto: Verbandsgemeindeverwaltung Landstuhl
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Das Feuer hat sich im Obergeschoss und dem Dachstuhl ausgebreitet | Foto: Verbandsgemeindeverwaltung Landstuhl
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Zwei Nächte im Auto geschlafen

Nach dem Brand kam Ochottas Sohn bei Freunden unter. Ochotta übernachtete im Hotel Goldinger in Landstuhl. Aber: "Ich konnte nicht schlafen", erklärt sie. Die Ereignisse wühlten sie noch zu sehr auf. Die nächsten zwei Tage schlief sie in ihrem Auto. Dann kam sie bei einer Bekannten unter. Ihr Haus ist noch immer unbewohnbar.

36 Jahre lang hat Gabi Ochotta in der Steigstraße 12 in Kindsbach gelebt. In diesem Haus hat sie allein ihren Sohn Dominik großgezogen | Foto: Cynthia Schröer
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Aktuell wohnt sie in der Wohnung einer Freundin in Kaiserslautern. Ob sie jemals wieder in ihrem Haus wohnen kann, ist unklar. "Das Gutachten vom Brandermittler steht noch aus", informiert Erich Huber, der sich für die Seniorin um die Abwicklung mit der Hausrat- und Brandschutzversicherung kümmert.
Er ist im Vorstand des Vereins "1. FCK Fanclub Fairplay", wo auch Ochotta schon jahrelang Mitglied ist. Der Verein hat für Ochotta ein Spendenkonto eingerichtet, damit sie ihre Kosten decken kann, bis die Versicherungen zahlen. "Für uns war das selbstverständlich, dass wir ihr helfen", sagt Huber. Schließlich könne es bis zu drei Monaten dauern, bis der Versicherung das Gutachten des Brandermittlers vorliege, erklärt er. Als Brandursache habe er bisher nur "technischer Defekt" erfahren. Am Tag des Brandes hatte die Polizei den Schaden auf einen mindestens sechsstelligen Betrag geschätzt.

Alle Erinnerungsstücke verbrannt

Für die Hausratsversicherung musste die Rentnerin eine Liste der Dinge erstellen, die den Flammen zum Opfer gefallen sind. Möbel, Kleidung, persönliche Dinge.... "Ich könnte da ein einziges Wort hinschreiben: Alles", sagt sie. Vor allem trauert sie um unersetzbare Erinnerungsstücke: Fotos von ihrem verstorbenen Mann, von ihren Eltern, von der ganzen Familie – all diese sind in ihrem Schlafzimmer verbrannt. "Das wird mir niemand jemals ersetzen können."

Nur Schutt und Asche hat das Feuer in dem Zimmer ihres Sohnes übrig gelassen | Foto: Cynthia Schröer
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Hier hatte Gabi Ochotta ihre privaten Dinge gelagert. Sie alle sind den Flammen zum Opfer gefallen, darunter auch alle Erinnerungsfotos an ihren verstorbenen Mann und ihre Eltern | Foto: Cynthia Schröer
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Jeden Tag kommt Ochotta zu dem Haus, das 36 Jahre lang für ihren Sohn und sie ihr Zuhause war. Jeden Tag füttert sie in dem, was von ihrem alten Wohnzimmer übrig geblieben ist, ihre Katze Melli. Denn auch Melli konnte sich vor den Flammen retten und streift als Freigänger noch immer durch die Steigstraße. "Sie ist ein Teil von meinem Leben. Ich bring' sie nicht ins Heim. Das hat sie nicht verdient", sagt Ochotta entschlossen.

Katze Melli konnte sich aus dem brennenden Haus retten. Jeden Tag kommt Besitzerin Gabi Ochotta zu dem, was von ihrem alten Zuhause übrig ist, um ihre Samtpfote zu füttern | Foto: Erich Huber
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Erlebnisse gehen Seniorin noch immer nach

Auch wenn sie jeden Tag für Melli in ihrem ehemaligen Zuhause steht, hat Ochotta das obere Stockwerk seit dem Brand nicht betreten. Was überhaupt noch davon übrig ist und wie verheerend es dort aussieht, weiß sie nur von Fotos. "Ich kann da nicht hoch. Ich würde den Anblick nicht ertragen. Zu viele Erinnerungen würden wieder hochkommen", sagt sie und blickt traurig auf die angekokelten Stufen im Flur. Noch immer leidet sie unter den Ereignissen in jener Brandnacht. Jede Nacht schreckt sie aus dem Schlaf auf, sagt sie. Ihre Gedanken: Wo bin ich? Es brennt!

Wie es aktuell in dem Haus aussieht, sehen Sie bei einem Rundgang in dem Link zum Video

Hilfsmöglichkeiten
Wer Gabi Ochotta helfen möchte, kann über Paypal auf folgendes Spendenkonto überweisen:
www.paypal.com/pools/c/987n98D3Zc

Außerdem sucht sie eine barrierefreie Drei-Zimmer-Küche-Bad-Wohnung im Raum Landstuhl oder Kaiserslautern. Wer eine Wohnung für Frau Ochotta hat, kann Erich Huber unter Telefon 0152 09615720 anrufen oder Gabi Ochotta über WhatsApp 0173 3695231 schreiben.

Ob Seniorin Gabi Ochotta jemals wieder in ihrem Zuhause leben kann, ist unklar. Derzeit ist das Haus unbewohnbar | Foto: Cynthia Schröer
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Umfrage FCK

Autor:

Cynthia Schröer aus Landstuhl

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