Sickingen-Gymnasium Landstuhl spendet an die UNO-Flüchtlingshilfe
Landstuhl. Weder Regen noch Wind hielt die Schüler des Sickingen-Gymnasiums im März ab, für einen guten Zweck zu laufen. Ihr Spendenlauf zugunsten der Ukraine-Hilfe am 31. März war ein voller Erfolg: 41.000 Euro kamen insgesamt zusammen und konnten kürzlich in einer kleinen Feierstunde an die UNO-Flüchtlingshilfe übergeben werden. Jeder dürfte sich im Laufe der Veranstaltung des Öfteren gefragt haben: „Wozu sind denn Kriege da?“ Udo Lindenbergs Lied, vorgetragen von den Klassen 5b und 5c, ist aktueller denn je.
Von Tim Altschuck
Einige Erschwernisse kommen dazwischen
Knapp 100 Tage dauerte der Krieg in der Ukraine zum Zeitpunkt der Spendenübergabe bereits an. Anja Voigt, Deutsch-, Erdkunde- und Russischlehrerin und Initiatorin blickt kurz auf die vergangenen Monate zurück: „Anfangs gab es einen Austausch in kleinen Kreis und aus diesen Gesprächen kam der Gedanke: „Wir müssen etwas machen'“, erzählt sie. Auch in der Schülervertretung und dem Personalrat habe es schon Ideen gegeben.
Sachspenden waren zu diesem Zeitpunkt aber nicht mehr so gefragt wie zu Beginn des Krieges. „Wir wollten es an eine Aktion knüpfen, dass die Schüler sich auch mit der Thematik auseinandersetzen“, fährt die Lehrerin fort. So entstand die Idee eines Spendenlaufs.
Damit aber nicht genug: „Der Spendenlauf war nicht nur Sport, sondern auch ein Aktionstag mit Informationen rund um diesen Krieg“, erzählte Schulleiterin Andrea in ihrer Rede. Der 31. März wurde an beiden Standorten, Landstuhl und Wallhalben zum Aktionstag ausgerufen. Trotz einiger Probleme wurde der Tag zum vollen Erfolg: „Bei Kälte, Regen und Wind, noch dazu mit vielen an erkrankten Kollegen, haben wir den Spendenlauf erfolgreich durchgeführt“, zeigte sich die Schulleiterin stolz über die Schulgemeinschaft.
Schüler kümmern sich um Sponsoren
Für den Lauf fanden sich über 600 Einzelpersonen und Firmen als Spender: „Ein Schüler fand für seinen Lauf gleich 13 Sponsoren, ein anderer wiederum rannte ganze 17 Kilometer. Es gab eine Live-Verfolgung über den Bildschirm – die Technik-AG leistete ganze Arbeit“, fasste die Schulleiterin zusammen. Trotz des traurigen Anlasses sei es eine schöne Veranstaltung für die Schulgemeinschaft gewesen.
Das betonte auch Anja Voigt: „Wir sind eine sehr aktive Schule und das war die erste große gemeinsame Aktion seit zwei Jahren.“ Außerdem sei die Aktion auch aus einem anderen Grund wichtig gewesen: „Wir wollten damit auch das Bewusstsein unserer Schüler stärken, dass es auf der Welt so viele Kriegsherde gibt und man immer wieder über den Tellerrand schauen sollte.“ Letztlich kamen durch das große Engagement aller Beteiligter insgesamt 41.000 Euro zusammen.
„Einen herzlichen Dank an alle, die zu diesem Erfolg beigetragen haben, das ist vorbildlich von euch“, betonte auch Landrat Ralf Leßmeister. Zurzeit gebe es 1.538 Ukraine-Flüchtlinge im Landkreis Kaiserslautern, darunter viele traumatisierte Personen. Es sei ein gutes Zeichen für sie, wenn sich so viele Menschen solidarisch erklärten.
Dahin gehen die Spenden
Besonders dankbar für die Spende zeigte sich Marius Tünte. Er war stellvertretend für die UNO-Flüchtlingshilfe mit Sitz in Bonn bei der Übergabe. „Als wir von dieser Aktion hörten, war sofort klar: Wir müssen hierhin, auch wenn es weit weg von Bonn ist“, sagte er und ergänzte: „Nicht nur wegen der Summe ist das toll, sondern auch wegen des riesigen Engagements der Schulgemeinschaft.“
Wofür die Spenden verwendet werden, erklärte er auch: „Die sind für ganz profane Sachen. Die Menschen sind Hals über Kopf geflohen. Sie brauchen Decken, Windeln aber auch Beratung und Hilfe.“ Beratung und Hilfe gebe es beispielsweise entlang der Fluchtroute an sogenannten „Blue Dots“, blauen Stützpunkten.
Auch er blickte kurz auf die vergangenen 100 Tage zurück: „In diesen 100 Tagen gab es einerseits viele schöne Ereignisse, andererseits waren diese 100 Tage für viele Menschen ein Albtraum.“ Dabei seien nicht nur Spenden eine Hilfe, sondern gleichermaßen die große Solidarität. „Klar, die Ukraine ist nah, aber weltweit sind 100 Millionen Menschen auf der Flucht, die Hälfte davon Kinder. Wir wollen ihnen etwas Alltag zurückgeben“, betonte Marius Tünte.
Ein Blick über den Tellerrand lohnt
Kommentar von Tim Altschuck
In solchen Krisensituationen zu spenden ist die eine Sache – eine vorbildliche, denn damit ist schon einmal sehr geholfen. Eine Spendenaktion aber mit einem Aktionstag zu verknüpfen, an dem die ganze Schulgemeinschaft teilnimmt, ist die andere. Denn ein Blick über den Tellerrand lohnt sich. Zum einen, um sich vor Augen zu führen, wie real und greifbar die Gefahr eines Krieges heutzutage ist. Zum anderen deshalb, um sich ins Gedächtnis zu rufen, wie gut es uns hier geht und wie viele Krisenherde es auf unserer Welt gibt. Dabei ist es auch schön mit anzusehen, wie sich hier eine Generation Kinder, Jugendlicher und junger Erwachsener engagiert, der viele immer nachsagen, sie würde sich für nichts einbringen.
Autor:Tim Altschuck aus Kaiserslautern |
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