Aus der Nordpfalz bis in den Orinokodschungel
Berüchtigter Räuber Schinderhannes
Reipoltskirchen. Am 13. Juli fand in der Malschule auf der Wasserburg in Reipoltskirchen ein Fachvortrag zum Leben des „Schinderhannes“ statt. Neben den kurzweiligen Einblicken in das Leben und die Taten des Räubers, konnte ergänzend dazu das Porträt des „Schinderhannes“, das beim diesjährigen „Kunst im Grünen“ Projekt gestaltet wurde, betrachtet werden.
Mangroven, Krokodile, Malaria und Gelbfieber. Wer denkt schon bei diesen Worten an Johannes Bückler, genannt „Schinderhannes“? Vielmehr kommt bei diesem Namen der Schauspieler Curd Jürgens vor Augen, der 1957 im gleichnamigen Kinofilm einen charismatischen Räuberhelden und Freiheitskämpfer im Hunsrück spielte. Doch ein solcher „Held“ war der echte „Schinderhannes“ tatsächlich nicht und beileibe nicht nur ein Nordpfälzer. Vielmehr verbrachte er den meisten Teil seiner aktiven kriminellen Karriere entlang des Mains, vor allem im Taunus. Der junge Bückler strebte nach Höherem – der Mitgliedschaft in der rheinischen Mafia, der sogenannten Niederländer Bande, die von Paris bis in die Tschechei tätig war und regelmäßig nationale Räuberkongresse veranstaltete. Doch diese Ganoven wollten den Aufsteiger nie so recht akzeptieren.
„Schinderhannes“ heute nachweisbare 130 Straftaten, darunter die Teilnahme an fünf Tötungsdelikten, haben ihm den erhofften Ruhm in der Kriminellenszene zu Lebzeiten zu spät gebracht. Die Justiz holte ihn ein, als er im Mai 1802 gefangen genommen wurde und schließlich mit 24 Jahren unter der Mainzer Guillotine endete. Selbst wenn diese ihn nicht gerichtet hätte, sein Leben wäre kurz geblieben. Seine Ärzte bescheinigten dem todkranken jungen Kerl nur noch eine Lebenserwartung von zwei Jahren. In Angesicht der Guillotine blieb Bückler nur die Rückschau auf wenige, aber besonders ereignisreiche Jahre in denen er insbesondere die jüdische Bevölkerung drangsaliert hatte. Das intensive Leben bescherte ihm mindestens vier Kinder, zwei davon hatte er mit Julchen, seiner letzten Liebe. Geradezu mit globalem Ausmaß verstreuten sich vor 220 Jahren Mittäter und Opfer, viele von ihnen endeten in Südamerika. red
Autor:Anja Stemler aus Kusel-Altenglan |
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