Entwarnung für das Trinkwasser der VG Lingenfeld * Update 3. September
Kein Abkochen mehr nötig
Lingenfeld. Das Gesundheitsamt der Kreisverwaltung und die Verbandsgemeindeverwaltung Lingenfeld teilen mit, dass bei einer regulären Trinkwasserprobe in der Nordgruppe Grenzwertüberschreitungen in Bezug auf coliforme Keime festgestellt. Seither laufen die Ermittlungen durch das Wasserwerk und das Gesundheitsamt. Letzteres nimmt Wiederholungsproben, während die Verbandsgemeinde das komplette Leitungsnetz durchspült.
Coliforme Keime werden leicht mit fäkalen Verunreinigungen oder E-Coli-Bakterien verwechselt. Dabei sind coliforme Keime zunächst so genannte Indikatorkeime und noch keine Krankheitserreger. Werden coliforme Keime im Wasser gefunden, lässt dies auf Probleme im natürlichen „Schutzschild“ des Wassers schließen, was dann wiederum die Belastung durch andere, deutlich gefährlichere, Keime ermöglicht.
Die Kreisverwaltung weist darauf hin, dass kein Grund zur Sorge oder gar Panik besteht. Bei der Warnung handelt es sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme. Dennoch empfehlen die Verwaltungen Trinkwasser vor Gebrauch abzukochen. Auch Wasser für die Zubereitung von Nahrung, zum Zähneputzen und zur Reinigung offener Wunden sollte in einem Wasserkocher aufgekocht und danach mindestens zehn Minuten abgekühlt werden. Das gilt insbesondere für immungeschwächte Personen, für Kleinkinder oder ältere Menschen. Die Verwaltung informiert, sobald die Werte wieder normal sind.
Update am Dienstag, 10. August - 6.000 Haushalte betroffen
Das Gesundheitsamt der Kreisverwaltung und die Verbandsgemeindeverwaltung Lingenfeld sind weiterhin auf der Suche nach der Ursache der Grenzwertüberschreitung bei den coliformen Keimen im örtlichen Wassersystem. Am gestrigen Tag wurde der erhöhte Wert bei einer Routineuntersuchung festgestellt und die Bevölkerung daraufhin gebeten, das Trinkwasser, das zum Trinken, für die Zubereitung von Nahrung, zum Zähneputzen oder zur Reinigung offener Wunden verwendet wird, in einem Wasserkocher aufzukochen und danach mindestens zehn Minuten abkühlen zu lassen. Diese Empfehlung gilt insbesondere für immungeschwächte Personen, Kleinkinder oder ältere Menschen. Etwas mehr als 6.000 Haushalte in den Gemeinden der Verbandsgemeinde Lingenfeld sowie der Ortsgemeinde Zeiskam sind von der Grenzwertüberschreitung betroffen.
Das komplette Leitungssystem in den betroffenen Ortschaften wird derzeit mit normalem und nicht gechlortem Trinkwasser durchspült, anschließend werden Messungen vorgenommen. „Diese Messungen sind allerdings nur Momentaufnahmen und können sich durch Spülvorgänge verändern. Dennoch erhalten wir so Hinweise auf den Ursprung der Veränderung, was uns letztlich dabei hilft, die Ursache zu beseitigen. Wenn die Messergebnisse am Ende dreimal in Folge negativ sind, können wir davon ausgehen, dass die Ursache dank getroffenen Maßnahmen erfolgreich beseitigt wurde. In der Zwischenzeit haben wir gemeinsam mit den Experten der Wasserwerke ein Gremium einberufen, das sich ab morgen berät, die Lage bewertet und gegebenenfalls weitere Maßnahmen vorschlägt. Eine Gesundheitsgefährdung für die Bevölkerung besteht jedenfalls nicht“, informiert Landrat Dr. Fritz Brechtel.
Inzwischen wurde seitens der Verbandsgemeindeverwaltung eine „Trinkwasser-Hotline“ eingerichtet. Unter der Nummer 06344 509409 informieren die Mitarbeitenden der Verbandsgemeindewerke von 8 bis 13 Uhr über die aktuelle Lage, schriftliche Anfragen können an die Mail-Adresse vgwerke@werke-lingenfeld.de gestellt werden.
Coliforme Keime sind für Menschen prinzipiell nicht gefährlich. Sie finden sich überall in der Natur, beispielsweise in der Erde. Coliforme sind Bestandteil des so genannten natürlichen Biofilms, der in jedem Wassernetz zu finden ist. Gerät dieser natürliche Schutz aus dem Gleichgewicht, können sich Bakterien und Keime besonders gut vermehren und verteilen. Es wurden keinerlei besorgniserregende Bakterien oder Legionellen im Trinkwasser der betroffenen Ortsnetze nachgewiesen. Da die Untersuchungen weiterhin anhalten, besteht keine Gefahr für die Bevölkerung. Die Empfehlung, Wasser abzukochen, ist eine gemeinsam verabredete Vorsichtsmaßnahme der beiden Verwaltungen.
Update 11. August -Ursachensuche geht am 12. August weiter
Am Nachmittag traf sich in Lingenfeld erstmals ein Expertengremium von Menschen aus den Bereichen Wasserwerke, dem Ingenieurwesen, der Verwaltung, dem Gesundheitsamt sowie den angeschlossenen Probe-Laboratorien. Nachdem vor einigen Tagen die Grenzwerte bei den coliformen Keimen im lokalen Trinkwasserkreislauf überschritten wurden, hat das Gesundheitsamt des Landkreises Germersheim der Bevölkerung in den Ortschaften der Verbandsgemeinde Lingenfeld sowie Zeiskam empfohlen, ihr Trinkwasser vor Gebrauch abzukochen. Die mittlerweile vorliegenden Messergebnisse lassen bereits erste Rückschlüsse darauf zu, an welchen Stellen die Belastung eingetreten sein könnte. Diese Erkenntnisse werden jetzt näher betrachtet, um die Ursachen schnellstmöglich eindämmen zu können.
Wie lange die derzeitige Situation noch anhalten könnte, dazu sind im Moment keine Angaben möglich. „Erst wenn die Ursache eindeutig lokalisiert wurde, können die nächsten Schritte zur Behebung der Störung diskutiert und beschlossen werden. Wie lange die Umsetzung am Ende dauern wird, ist letztlich auch von der Dimension der einzuleitenden Maßnahmen abhängig. Daher bitten wir die Bevölkerung noch um Geduld“, informiert Landrat Dr. Fritz Brechtel über den aktuellen Stand der Dinge.
Seit bekannt wurde, dass das Trinkwasser der „Germersheimer Nordgruppe“ den zulässig biologischen Messwert überschreitet, gibt es zahlreiche Fragen innerhalb der Bevölkerung. Entsprechend gut frequentiert ist daher auch das Bürgertelefon, das die Verbandsgemeinde Lingenfeld eingerichtet hat (werktags 10-13 Uhr / 06344 509409).
„Viele Menschen sind verunsichert und wollen natürlich wissen, wie lange die Störung noch anhält und in welchen Fällen das Wasser tatsächlich abgekocht werden soll. Über unsere Social-Media-Kanäle versuchen wir individuell auf die Fragen einzugehen und für mehr Klarheit zu sorgen“, sagt Brechtel. In den nachfolgenden Fällen ist der Gebrauch des Trinkwassers auch weiterhin ohne ein Abkochen bedenkenlos möglich: zum Gießen von Pflanzen, Obst oder Gemüse; zur Verwendung als Trinkwasser für Haustiere; zum Duschen und Waschen oder als Wasser für die Kaffeemaschine. Lediglich Menschen, die immunsupprimierende Medikamente einnehmen, sollten die Abkochempfehlung auch auf das Waschen von Obst und Gemüse oder dem Kochen von Kaffee ausweiten.
Update 12. August -
Bei der Suche nach dem Ursprung für die Überschreitung des zulässigen biologischen Messwertes bei den coliformen Keimen, die am Montag dieser Woche eine Abkoch-Empfehlung für das Trinkwasser im Raum Lingenfeld nach sich gezogen hatte, sind die beteiligten Behörden inzwischen einen entscheidenden Schritt weiter gekommen. „Wir haben die Keime typisieren können und dabei festgestellt, dass es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um einen Umweltkeim handelt. Außerdem konnten wir das Aufkommen der Keime weitestgehend lokalisieren und haben am heutigen Morgen damit begonnen, betroffene Geräte zu reinigen und zu desinfizieren. Wenn danach die Messungen an drei aufeinanderfolgenden Tagen an den auffälligen Stellen und deren Umgebung wieder unter den zulässigen Grenzwerten liegen, können wir die Abkoch-Empfehlung wieder aufheben“, sagt Landrat Dr. Fritz Brechtel. Er betont, dass zu keiner Zeit eine Gesundheitsgefährdung für die Menschen in den betroffenen Orten aus der Verbandsgemeinde Lingenfeld sowie der Gemeinde Zeiskam bestanden hat. Lediglich für Menschen, die abwehrgeschwächt sind (zum Beispiel: nach einer Chemotherapie oder Patienten, die Medikamente gegen Autoimmunkrankheiten einnehmen, Säuglinge, Hochbetagte …) könnte ein Restrisiko bestehen, weshalb als Vorsichtsmaßnahme die Empfehlung, Trinkwasser vor Gebrauch abzukochen, seitens der Kreisverwaltung ausgesprochen wurde.
Wie das Wasserwerk der Verbandsgemeinde Lingenfeld mitteilt, könnte ein Kreuzstrombelüfter, in dem ein erhöhtes Keimaufkommen gemessen wurde, Verursacher der Grenzwertüberschreitung gewesen sein. Zur Behebung der wahrscheinlichen Ursache wurde inzwischen sicherheitshalber auch die Peripherie rund um den Lüfter behandelt sowie eine detektierte Stagnationsleitung in diesem Bereich entfernt.
Weitere Proben werden ab Freitag an verschiedenen Stellen innerhalb des Leitungssystems entnommen. Die so gewonnenen Erkenntnisse lassen letztlich Rückschlüsse darauf zu, ob die Maßnahme zum erhoffen Erfolg geführt hat oder die Suche fortgeführt werden muss. Da die Ergebnisse dieser Messungen und der Tests voraussichtlich erst am Montag kommender Woche vorliegen, empfiehlt das Gesundheitsamt der Kreisverwaltung den Menschen aus den betroffenen Gebieten weiterhin das eigene Trinkwasser vorsichtshalber abzukochen. Dazu Landrat Brechtel: „Ich kann verstehen, wenn die Menschen verunsichert oder gar verängstigt sind. Doch coliforme Keime kommen überall in der Natur und sogar in vielen Lebensmitteln vor. So liegt zum Beispiel der Richtwert für Enterobakterien in Schlagsahne bei 1.000 Keimen pro Milliliter. Eine Warnung der Bevölkerung ist ab 10.000 nachgewiesenen Keimen geboten. Der Grenzwert im Trinkwasser hingegen liegt bei null.“
Update am 17. August - an vier Messpunkten wurden noch Keime gefunden
Am heutigen Dienstag, 17. August, hat sich erneut ein Gremium aus Fachleuten mit der Trinkwasser-Situation in Lingenfeld beschäftigt und über die Lage vor Ort beraten. Das Gesundheitsamt der Kreisverwaltung Germersheim hat dabei die Ergebnisse der aktuellsten Probeentnahmen vorgestellt und über rückläufige Werte informiert.
An vier Messpunkten wurden allerdings noch ein bis zwei coliforme Keime festgestellt. Auch in den kommenden Tagen wird das Gesundheitsamt weitere Proben entnehmen und erst dann von seiner Empfehlung Wasser abzukochen absehen, wenn der Grenzwert von null Keimen wieder erreicht ist. Dazu Landrat Dr. Fritz Brechtel: „Um ein hohes Maß an Sicherheit für die Bevölkerung zu erhalten, empfehlen wir Trinkwasser, das für Menschen mit schweren Vorerkrankungen oder für Kleinstkinder bestimmt ist, auch weiterhin noch abzukochen.“
Update 3. September
Bei erneuten Messungen im Wasserversorgungsnetz der Germersheimer Nordgruppe, zu der die Orte der Verbandsgemeinde Lingenfeld sowie die Gemeinde Zeiskam zählen, wiesen die Ergebnisse am Freitag zum dritten Mal in Folge keine Überschreitung der Grenzwerte bei der Zahl der coliformen Keime aus. Aus diesem Grund hat das Gesundheitsamt im Landkreis Germersheim seine vorsorgliche Abkochempfehlung aufgehoben. Dennoch bleiben die Wasserwerke der Nordgruppe und das Gesundheitsamt auch in den nächsten Tagen noch in enger Abstimmung.
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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