Lingenfelder Reisebüro will Gesundheitsamt bei der Nachverfolgung von Infektionsketten unterstützen
Bewerbung als Taskforce zur Corona-Bekämpfung
Lingenfeld. Viele Branchen leiden seit Monaten unter der Corona-Pandemie. Zahlreiche Einschränkungen, die zur Bekämpfung des Coronavirus nötig sind, sorgen dafür, dass ganze Zweige unserer Wirtschaft keine Einnahmenquellen mehr haben. Unter anderem haben besonders die Reisebüros mit der Situation und dem zweiten Lockdown zu kämpfen, da Privatleute aufgerufen sind, touristische Reisen zu vermeiden.
Ein Reisebüro in Lingenfeld will aus der Not nun eine Tugend machen: Steven Mathes, Inhaber er "Lingenfelder Reiselounge" hat sich beim Gesundheitsamt in Germersheim als Taskforce zur Pandemiebekämpfung beworben. „Allerorts klagen Städte und Gemeinden, dass ihre Gesundheitsämter bei der Nachverfolgung von Covid-19-Infektionsketten an die Grenzen ihrer Kapazitäten stoßen, und zwar trotz der Unterstützung durch Soldaten der Bundeswehr. Auch im Kreis Germersheim sind die Kapazitäten knapp“, begründet Mathes seinen Schritt. „In unserem Reisebüro dagegen haben wir gerade freie Kapazitäten – und wir sind dringend daran interessiert, dass diese Pandemie ein rasches Ende findet. Daher liegt es nahe, aktiv an der Verfolgung von Infektionsketten mitzuarbeiten.“
Wege aus der Krise
Steven Mathes führt vor allem die klassischen Qualifikationen von Reisebüro-Mitarbeitern als perfekte Voraussetzung für den Einsatz als Pandemie-Taskforce an. Sein Reisebüro in Lingenfeld Ort bestens vernetzt, professionelle Kommunikation in verschiedenen Sprachen, soziale Kompetenz und Flexibilität gehören fest zum Job. Reisebüros sind den Umgang mit sensiblen Daten gewohnt, firm in der Arbeit mit IT und in der Lage, sich schnell in neue Prozesse einzuarbeiten. Darüber hinaus sind Reisebüros integraler Teil nationaler und internationaler Kommunikationsnetzwerke. Das heißt: Auch das Reisebüro "Lingenfelder-Reiselounge" ist nicht nur lokal, sondern auch überregional bestens angebunden.
"Auf Potenziale setzen, die schon da sind"
„Wir sollten als Gesellschaft bis zur Überwindung der Pandemie auf Strukturen setzen und Potenziale heben, die bereits vorhanden sind und die helfen werden, das Pandemiegeschehen zu kontrollieren“, sagt Steven Mathes. „Wir sind bereit, neue Wege zu gehen. Es muss das gemeinsame Ziel von Gesellschaft und Politik sein, die Pandemie mit allen zur Verfügung stehenden Maßnahmen zu bekämpfen.“
Eine bundesweit arbeitende Reisebüro-Kooperation, in der das Reisebüro Lingenfelder-Reiselounge Mitglied ist, unterstützt die Taskforce-Initiative. Auch Reisebüros in anderen Städten bewerben sich bei ihren lokalen Gesundheitsämtern. Man hat den Taskforce-Vorschlag zudem den Gesundheitsministerien des Bundes und der Länder unterbreitet. „Wir meinen es ernst“, fasst Steven Mathes zusammen. Eine Antwort aus Germersheim hat Mathes noch nicht bekommen, berichtet er. Dennoch sagt er: "Ich hoffe, dass wir so schnell wie möglich mitarbeiten können, damit wir aktiv unterstützen können."
Auch die Ministerien in Bund und Land scheinen die Aktion der Reisebüros noch nicht so ganz Ernst zu nehmen, denn auch sie haben noch nicht auf die Anfragen geantwortet.
Mathes indes ist sich sicher, dass er mit seinen fünf Mitarbeitern gerade in der Nachverfolgung der Infektionsketten eine wertvolle Hilfe sein könnte: "Wir sind bestens in der Region Germersheim und Speyer vernetzt, außerdem ist mein Team mehrsprachig und ich könnte mit drei Mitarbeitern sofort zur Verfügung stehen. Wir sind hier angesiedelt, müssen nicht verpflegt oder untergebracht werden und arbeiten mit modernster Technik." Außerdem - und das ist besonders wichtig: "Wir sind professionelle Kommunikatoren, soziale Kompetenz und Flexibilität gehören zu unserem Job." Und auch in Sachen Datenschutz ist Mathes zuversichtlich: "Wir sind den Umgang mit vertraulichen, personenbezogenen Daten aus unserem täglichen Geschäft gewohnt."
Es braucht nur ein Go aus den Ämtern und die unbürokratische Hilfe könnte starten - nicht nur in Lingenfeld, auch in vielen anderen Städten in Rheinland-Pfalz und der Bundesrepublik.
Stellungnahme der Kreisverwaltung - Auslagerung aus Datenschutzgründen nicht möglich
In einer Stellungnahme schreibt die Kreisverwaltung am Mittwoch, 4. November: "Die Kreisverwaltung freut sich grundsätzlich über qualifizierte Bewerber für alle Fachgebiete. Aktuell dominiert natürlich das Thema „Bekämpfung der Corona-Pandemie“. Dafür hatte die Kreisverwaltung Germersheim auch konkrete Stellen ausgeschrieben, die inzwischen besetzt sind. Auch unterstützt die Bundeswehr.
Die Kreisverwaltung Germersheim hat zwei sehr ähnlich lautende Angebotsschreiben bekommen: Einmal direkt als Bewerbungsschreiben eines Reisebüros, einmal als Anfrage über die Medien, die eine entsprechende Pressemitteilung erhalten haben.Aus Datenschutzgründen können wir nicht öffentlich diskutieren, ob einzelne Personen für eine bestimmte Aufgabe qualifiziert sind. Für ein Bewerbungsverfahren muss vor allem ein aussagekräftiges Bewerbungsschreiben der sich jeweils bewerbenden Person vorliegen, in dem unter anderem die zu einer freien Stelle passenden Qualifikationen formuliert sind. Bewerbungen durchlaufen ein übliches Bewerbungsverfahren, an dessen Ende erst eine Entscheidung für oder leider gegen ein Bewerberin oder einen Bewerber stehen.
Es gibt verschiedene Branchen, deren Mitarbeiter sicherlich in besonderer Weise Erfahrungen und Qualifikationen mitbringen. Daher ermuntert Personalchef Ralph Lehr, sich gerne auf freie Stellen oder auch initiativ zu bewerben.In diesem Fall wird der Personalchef der Kreisverwaltung, Ralph Lehr, direkt mit den beiden Anbietern ein Gespräch führen, um auszuloten, welche Möglichkeiten es gibt, welche Voraussetzungen insgesamt da sind und – vor allem – sich für das Angebot bedanken. „Es ist gut zu wissen, dass erkannt wird, wie wichtig und intensiv die Arbeit im Gesundheitsamt ist, insbesondere die Kontaktnachverfolgung. Jedem, der sich für die Bekämpfung der Pandemie einsetzt, danke ich herzlich“, so Landrat Dr. Fritz Brechtel.
Aus Sicht des Datenschutzes und aus technischer Sicht ist es einer Verwaltung nicht möglich, externe Technik oder externe Dienstleister einzusetzen, die über keine entsprechende Zertifizierung verfügen. Gerade in der Bearbeitung von sensiblen persönlichen Daten im Zusammenhang mit der Kontaktnachverfolgung und Bearbeitung von positiv getesteten Personen und deren Kontaktpersonen liegt ein besonderes Augenmerk auf dem Schutz dieser Personen."
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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