Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
Bilanz der Jubiläumssaison 19–20
Ludwigshafen.Mit mehr als 100 Konzerten wollte die Staatsphilharmonie in der Jubiläumssaison Musik zu den Menschen bringen. Doch die ursprünglich geplanten Programme zum 100-jährigen Bestehen des Orchesters konnten aufgrund der Corona-Krise nicht stattfinden. Mit den Lockerungen ist es jedoch trotz widriger Umstände gelungen, neben digitalen Formaten ein Alternativprogramm zu veranstalten. Mit 150 live-Konzerten an 36 verschiedenen Spielstätten erreicht die Staatsphilharmonie zwischen dem 12. Mai und dem 12. Juli 2020 rund 7.000 Personen. Neu entwickelte digitale Angebote erzielten zwischen April und Juli rund 250.000 Aufrufe.
Am 15. und 16. Februar 2020 feierte die Staatsphilharmonie mit den Jubiläumskonzerten in Landau und Ludwigshafen 100-jähriges Bestehen. Um die Ausbreitung des neuartigen Corona-Virus zu verhindern, musste bereits kurze Zeit später der reguläre Spielbetrieb eingestellt werden, sodass das letzte große Sinfoniekonzert am 8. März 2020 in Mainz stattfinden konnte. In der Zwischenzeit sind nicht nur digitale Angebote, sondern auch neue analoge Formate entstanden. Intendant Beat Fehlmann erklärt seine Motivation wie folgt: „Wir wollten nicht einfach abwarten, bis wir wieder wie gewohnt große Sinfoniekonzerte präsentieren können. Um es mit unserem neuen Logo, dem Zugvogel, auszudrücken: Im Moment dürfen wir zwar noch nicht fliegen, aber wir schlagen mit den Flügeln – und zwar ziemlich stark.“
Digitale Aktivitäten
Die Situation während des Lockdowns hat eindrücklich gezeigt, wie wichtig gehaltvolle Inhalte im Bildungsbereich sind. Die Webseite Junge Klassik (www.junge-klassik.de) bietet einen spielerischen und gleichzeitig seriösen Einstieg in die Welt der Klassik. In bisher sieben Folgen stellen Staatsphilharmonie-Musiker*innen im Digitalen Klassenzimmer ihre Instrumente vor. Über den Chat können im live-Stream Fragen gestellt werden. Alle Folgen sind im YouTube-Kanal der Staatsphilharmonie abrufbar. Auf der Staatsphilharmoniker-Webseite (www.staatsphilharmoniker.de/wir-individuell) stellen Musiker*innen sich und ihre Instrumente in kurzen Videos vor und präsentieren ihre Lieblingsstelle aus der 5. Sinfonie von Beethoven. Dieser sehr persönliche Einblick ermöglicht es, den Menschen aus dem Orchester und der Musik nahe zu kommen. Mit der digitalen Chronik (www.staatsphilharmonie100.de) ist eine interaktive Kommunikationsplattform mit und für das Publikum herausgekommen. Gleichzeitig erfährt man viel hinter- und vordergründiges über die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft des Orchesters. Abschließend sind zahlreiche sehr eindrückliche und lustige Projekte zu nennen, die während der Corona-Krise in Eigeninitiative entstanden sind. Beispiele dafür sind das Video „Corona(künstler)leben“ von Soloklarinettist Gerhard Kraßnitzer oder eine Aufnahme des Cello-Ensembles.
Analoge Formate
Als Trostmusik konnten seit dem 12. Mai 2020 48 Konzerte für Menschen in Senioren- und Pflegeheimen der gesamten Region gegeben werden. Die wöchentliche musikalische Andacht Widerhall fand acht Mal statt und bot kleinen Ensembles die Möglichkeit Werke zu präsentieren, die von Pfarrerin Cornelia Zeißig reflektiert und in einen unmittelbaren Zusammenhang gestellt wurden. Die Turmmusik vom kulTurm mitten im Stadtteil Hemshof brachte jeweils donnerstags Musik in alle vier Himmelsrichtungen. Mit sieben Konzerten gelang die Musik so direkt auf die Straße, den Balkon oder in das Wohnzimmer. In der Reihe Sonntagskonzerte konnten in Kooperation mit dem Von-Busch-Hof Konzertant in Freinsheim ebenfalls sieben Konzerte präsentiert werden. 56 Sofakonzerte im Foyer des Philharmonie-Gebäudes erlaubten nicht nur Musikgenuss im kleinsten Kreis, sondern auch die Option mit den Interpret*innen ins Gespräch zu kommen. Vor Ort übernahm die Staatsphilharmonie auch während der Corona-Krise die Verantwortung für ihren Auftrag als Botschafterin für Musik. Mit insgesamt 14 Konzerten in Bad Dürkheim, Kaiserslautern, Karlsruhe, Ludwigshafen, Mainz, Pirmasens und Wörth brachte das Orchester seit dem 5. Juni 2020 die live-Kultur wieder zurück in die Regionen. Das Musikfest Speyer markierte mit zehn Konzerten den Abschluss der Jubiläumssaison. Gemeinsam mit dem Chefdirigenten Michael Francis wurde ein Programm entwickelt, welches die Sicherheit respektiert und trotzdem einen hohen künstlerischen Anspruch verfolgt.
Beat Fehlmann resümiert die Aktivitäten wie folgt: „Ich freue mich besonders, dass wir den Abschluss der Jubiläumssaison in der persönlichen Begegnung mit unserem Publikum feiern konnten. Denn die Corona-Krise hat einmal mehr gezeigt, dass Musik nicht nur eine große Kunst ist, sondern auch Menschen miteinander verbindet und unsere Gesellschaft zusammenhält. Nach der Sommerpause starten wir mit Modern Times in die Saison 20–21. Der Vorverkauf für das Festival beginnt Anfang August. Alles Weitere kann nur die unbestimmte Zukunft zeigen. Bei aller Vorplanung werden wir, wenn es die Situation erfordert, flexibel und anpassungsfähig reagieren und neue Wege finden, um Musik zu den Menschen zu bringen.“ ps
Autor:Charlotte Basaric-Steinhübl aus Ludwigshafen |
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