Bildstarke Inszenierung im Pfalzbau Ludwigshafen zu Gast
Der Schimmelreiter
Ludwigshafen. Mit Alize Sandwijks bilderstarker Aufführung von John von Düffels Bearbeitung von Theodor Storms Erzählung Der Schimmelreiter gastiert das Theater Bremen am Donnerstag, 9. und am Freitag, 10. Januar, jeweils 19.30 Uhr auf den Pfalzbau Bühnen.
In ihrer überraschend aktuellen Inszenierung spielt das Thema Klimawandel eine wichtige Rolle, unterstrichen durch das atmosphärische Bühnenbild von Thomas Rupert. Als erdrückende Flut, vor der nur ein neuer Deich schützen kann, finden sich hier Unmengen an Plastikbeuteln wieder, die das Publikum am Theater abgegeben hatte. Wenn der Wind in sie hineinfährt, wölben sie sich zu unheilvollen Erscheinungen, die gespenstisch das traurige Ende vorwegnehmen.
Der Deichgraf Hauke Haien wird zum Propheten einer selbstverschuldeten Katastrophe. Wie die jungen Menschen heute träumt er von einem Leben im Einklang mit der Natur. Beherrschen will er sie, nicht zerstören. Gemeinsam mit seiner Frau Elke kämpft er für neue Konzepte zu Landgewinnung und Küstenschutz. Aber die Widerstände im Dorf sind gewaltig. Und so greift am Ende eine Flut ungekannten Ausmaßes die aus Rücksicht auf die Vorbehalte der Bevölkerung entstandene Schwachstelle der neuen Deichkonstruktion an und zerstört das Leben, das Glück und die Utopie der harmonischen Koexistenz von Mensch und Natur. Gerade weil Theodor Storm am Ende seinen Helden demontiert, hat seine Geschichte bis heute eine ungeheure Kraft. Sie erzählt davon, wie sehr die Erde Visionäre braucht, auch wenn es keine einfachen Lösungen für die aktuellen Probleme gibt.
Der niederländischen Regisseurin Alize Zandwijk gelingt es beeindruckend, die mystische, unterschwellig bedrohliche Stimmung der Novelle auf der Bühne greifbar zu machen. Dazu tragen wesentlich das Schauspielensemble und die Musikerin Maartje Teussink bei, die vom Bühnenrand aus mit Klarinette, Kontrabass, Gitarre und eingestreuten Songs die düstere Stimmung verstärkt. ps
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.