Edwin Rosen - Neue Neue Deutsche Welle
Musikredaktion powered by RPR1. Von David Banks und Jennifer Aleksanjan
Musik. Die späten 70er. Irgendwann zum Ende des Jahrzehnts taucht ein Begriff in der Popularmusik auf, der später eine der erfolgreichsten Phasen deutschsprachiger Musik beschreiben sollte. Die „Neue Deutsche Welle“ (NDW). Anfangs als deutscher Ableger von Punk und New Wave eher im musikalischen Untergrund verortet, entwickelt sich die NDW zu Beginn der 80er Jahre zum neuen, weil gut vermarktbaren Liebling der Musikindustrie. Innerhalb kürzester Zeit weichen Kampfansagen an das politische und gesellschaftliche Establishment Chartplatzierungen und Millionenverkäufen, machen verrauchte und schwitzige Kellerclubs Platz für die Musik-TV Sendungen und großen Bühnen des Landes. Und selbst international reißt die NDW einiges. Nena, Trio, Falco, oder Peter Schilling sind mit ihren Hits derart erfolgreich, dass sie eigens für den internationalen Markt, englischsprachige Versionen releasen. Als Mitte der 80er die Hypewelle allmählich abebbt, hat die NDW nachhaltig ihre Spuren in der deutschen Musiklandschaft hinterlassen.
Fast Forward 40 Jahre. Wie alles aus den 80ern erlebt auch die Musik derzeit ein grandioses Comeback. Da ist es nur denklogisch, dass irgendwann auch die „Neue Neue Deutsche Welle“ auf uns zurollt. Aber wie sieht so etwas aus und wie klingt es? Was ist die „NDW 3.0“? Eine Antwort darauf könnte Edwin Rosen sein.
Inspiriert vom düsteren New-Wave Sound von Bands wie „Joy Division“, oder „Die Selektion“, hat sich Edwin mit seiner ungewöhnlichen Mischung aus New Wave, Synthie-Pop und Post-Punk abseits des Mainstreams eine beachtliche Community erspielt. Über 100 Millionen Streams kann der junge Stuttgarter bereits auf Spotify verbuchen, über 900.000 Menschen schenken seiner Musik jeden Monat Gehör. Seine Club-Tour 2022 war binnen weniger Tage komplett ausverkauft. Und das alles bei einem musikalischen Katalog von gerade einmal acht Songs.
Edwin Rosen - Von Null auf 100
Ohne große Promo, ohne jegliche Reichweite und ohne besondere Erwartungen veröffentlicht Rosen mitten in der Prüfungsphase seines Lehramtstudiums 2020 “leichter/kälter“ – eine meisterhafte Synthie-Pop Hymne, die in der Flut der aktuellen 80s Sample basierten Dance-Pop Coverversionen wie aus der Zeit gefallen zu sein scheint.
Simple Drum-Machine-Beats, melancholische Synth-Melodien und der hallende Reverb auf seiner Stimme – schließt man die Augen, mag man sich schnell in einem oben beschriebener Kellerclubs wiederfinden. Entgegen eigener Erwartungen schlägt der Song ein. Und wie! Fast 35 Millionen Streams, Social Media Hype inklusive und quasi über Nacht ein Genre-Star. Das zeigt vor allem, wie gut die NNDW beim Publikum ankommt, auch nach über 40 Jahren.
Sicher, thematisch behandelt Rosen andere Themen als seine Vorgänger. Tragische Liebesgeschichten und andere Beziehungsfragen eines jungen Erwachsenen ersetzen Systemkritik und Zukunftsangst. Und doch: auch das ist die „Neue Deutsche Welle“. Die hallende Stimme, die leicht distanziert und dennoch sehr verletzlich wirkendende Intonation, die einfache, aber prägnante Wortwahl, all das ruft, nein schreit „Ich bin Kind der 80er, gefangen in der Moderne!“ Und genau das kann das Geheimnis von Edwin Rosens bisherigem und zukünftigem Erfolg sein. Seine Musik bewegt Generationen. Die Eltern freuen sich über „Ihre Musik von damals“ im neuen Gewandt, den Töchtern und Söhnen spricht er mit dem Herzschmerz seiner Stimme und Texte aus der Seele.
Wer also auf der Suche nach der Reise in die Vergangenheit mit Endstation im Hier und Jetzt ist, dem sei Edwin Rosens Musik ans Herz gelegt.
Musik, die dich zurück katapultiert in deine Jugend, die die Unwegsamkeiten deiner Jugend und deines Erwachsenwerdens verkörpert. Musik, die dich im grellen Stroboskoplicht tanzen und dabei die Zeit vergessen lässt - solange bis du wieder die Augen öffnest.
Autor:Roland Kohls aus Ludwigshafen |
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