BriMel unterwegs
Lesung "Kein Aufwand" und brasilianische Liebeslieder mit der Tuba
Ludwigshafen. Unser Weg führte uns am Abend des 15. November in die LUcation Cinema Paradiso & ARTE in der Hemshofstraße, da hier etwas ganz Besonderes dargeboten wurde: Eine musikalisch-kabarettistische Lesung mit dem Titel „Kein Aufwand“. Während sich der große Raum mehr und mehr füllte, hatte man Zeit sich umzuschauen, wie es nach der diesjährigen Renovierung geworden ist. In den liebevollen Details erkennt man die Handschrift der Inhaber Beatrice und Domenico d’Angelo. Beide haben fast alles alleine bewerkstelligt. Chapeau, es ist hier gemütlich – wir versinken tief in Ohrensesseln – künstlerisch gestaltet und versprüht einen unnachahmlichen Charme. Man rückt zusammen, denn an diesem Abend scheint das Cinema Paradiso ausverkauft; hinter uns sitzen zwei gut gelaunte Paare aus Mannheim und Ludwigshafen, mit denen man sofort ins Gespräch kommt. Überhaupt geht es hier unkonventionell und locker zu, denn oberstes Gebot ist hier, dass der Gast sich wohlfühlt.
Die Bühne wird von zwei weihnachtlich geschmückten Tannenbäumen „eskortiert“, der ganze Raum erstrahlt in feierlicher Atmosphäre. Sanfte Klavierklänge und herrliche Naturaufnahmen an der Bühnenrückwand stimmen auf den Abend ein als Tim F. Golla die Bühne betritt und die Gäste willkommen heißt. Er selbst spielt etliche Instrumente und hat an der Popakademie in Mannheim studiert. Die Akteure Andreas Martin Hofmeir und Pianist Tim Allhoff betreten die Bühne. Der blond bezopfte Hofmeir mit Anarcho-Charme und Allhoff lässig am Piano weilend, um dann voller Inbrunst in die Tasten zu „hauen“.
Pressetext: Die musikalisch-kabarettistische Lesung wird von und mit Andreas Martin Hofmeir und seiner Tuba, begleitet von Tim Allhoff am Jazzpiano stattfinden. „Hofmeir gewann als erster Tubist überhaupt den ECHO Klassik als „Instrumentalist des Jahres“, er ist Professor am Mozarteum in Salzburg und war Gründungsmitglied der bayerischen Kultband LaBrassBanda. Jetzt besinnt er sich wieder auf seine kabarettistischen Wurzeln. In seinem trockenen Stil liest er aus seinen Erfahrungen als Tubist und Weltreisender, in epischer Breite und lyrischer Würze. Dazu gibt’s brasilianische, ungarische und argentinische Musik aus der Tuba, begleitet von Tim Allhoff am Jazzpiano.
„In bester Tradition eines Gerhard Polt oder Karl Valentin schildert er seinen Kampf mit dem Instrument, dem ungeliebten Üben, die Schwierigkeiten beim Reisen, den plötzlichen Zusammenprall des Landburschen mit der Großstadt Berlin und seinem hauseigenen Einbrecher Jürgen ... Nach diesem Abend darf sich jeder mal ein bisschen als Tubist fühlen. Diese tragikomische und atmosphärische Mixtur hat sich aus dem Stand als Erfolgsprogramm entpuppt, so entwaffnend und witzig sind die allesamt wahren Geschichten, so verträumt und mitreißend virtuos die Musik! Ausverkaufte Bühnen, darunter das Mannheimer Capitol, das Bonner Pantheon oder die Salzburger ARGE, sind der Dank.“
Der Abend lässt kein Auge trocken und die Lachmuskeln dürfen sich nach Herzenslust austoben. Wenn Hofmeir in herrlichem bayrischen Dialekt Ludwigshafen als Zufluchtsort für Menschen mit gutem Geschmack bezeichnet und heute eh der „Internationale Tag des Vorlesens“ sei, könne ja nichts mehr schief gehen, wenn da nicht ab und zu der kleine schwarze hauseigene „Panter“ über die Bühne streifen und das Gelächter für sich in Anspruch nehmen würde. Er bezeichnet das Cinema Paradiso & Arte als schönste Location der Republik. Dass man wegen dieser Schönheit nach Ludwigshafen fahren muss, hätte er sich vor ein paar Jahren auch nicht gedacht. Da das aktuelle Buch „Kein Aufwand“ heißt, kommt also immer wieder etwas mit diesem Titel vor, aber auch die brasilianische Liebeslieder lassen einen den ganzen Abend über nicht los. Jedes Musikstück wird als solches angekündigt. Der 1978 in München geborene und in der Holledau aufgewachsene Andreas Martin Hofmeir erzählt von seiner Kindheit und agiert toll mit dem Publikum. Die Tuba ist das jüngste (seit 1835) und hochentwickeltste Instrument aller Instrumente, aber erst 1955 gab es das erste vorzeigbare Tubastück zu hören. Zu einer Tubaperformance soll das Publikum in bayrisch „basst scho“ auf Handzeichen mitsingen, was ganz gut klappt. Hier darf der Pianist Tim Allhoff solo weiterspielen, was er hervorragend beherrscht. Er ist Echo-Preisträger in Sachen Jazz und hat schon etliche Preise und Auszeichnungen erhalten.
Während der folgenden Pause lerne ich ein paar sehr interessante Künstler kennen, die mit dem Hause D’Angelo gut bekannt sind. Bernhard und Roland Vanecek zum Beispiel sind eineiige Zwillinge und beide sowohl leidenschaftliche Musiker als auch Schauspieler. Roland Vanecek sieht nach 18 Jahren an diesem Abend seinen ehemaliger Tubakollegen Andreas Martin Hofmeir wieder. Was für eine Wiedersehensfreude! Aber auch ein bekannter Tenor sitzt mit Begleitung im Publikum und lässt sich mit Gastgeber Domenico d’Angelo fotografieren. Währenddessen verkaufen und signieren Hofmeir und Allhoff verschiedene CDs und Bücher am Merchstand.
Nach der Pause versucht Hofmeir mittels Tuba den Klang von Highheel-Pfennigabsätzen darzustellen. Er erzählt von einem Flug nach Japan, wohin er seine Tuba mitnahm und einen extra Sitz für das große Instrument buchte. Der Vorteil war, dass er das somit inklusive Essen von der Tuba bekam. Als er das brasilianische Liebeslied aus Bulgarien mit ungarischem Ursprung spielt, werden einem seine absolut hervorragenden Fähigkeiten bewusst, denn er muss hierbei mit Tempo in das Mundstück blasen. Nachdem das Publikum nach dem offiziellen Programm um eine Zugabe applaudiert, lassen sich die beiden Akteure nicht lumpen und spielen zuerst für die Dame des Hauses „Beatrice“ und danach für den Herrn des Hauses „Domenico“. Und da dieses Haus ein Eldorado für den Tango sei, spielen sie einen solchen, zu dem auch ein Paar mit Fachkenntnissen auf die Tanzfläche kommt, die ad hoc leer geräumt wird.
Es war ein gelungener unterhaltsamer Abend. Danke Cinema Paradiso & Arte! (mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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