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Premiere von „Katharina Knie“ ein voller Erfolg
Ludwigshafen. Auf gings zur Premiere der Aufführung „Katharina Knie“ am 11. Juni in den Pfalzbau. Nach etlichen Proben des Teams um den Intendanten und Regisseur Tilman Gersch hieß es dann Lampenfieber bei Seite schieben und den Emotionen mitsamt gelernten Text dem Publikum rüberbringen.
Da sich die sozial engagierte Natice Orhan-Daibel - als einzige Bahnhofshelferin Mannheim bei dem Stück dabei - um Flüchtlinge kümmert, erging auch eine Einladung über alle drei Spieltage an Geflüchtete und ehrenamtliche Helfer in sozialen Diensten, was sehr lobenswert ist.
Es handelte sich um ein volkstümliches Stück von Carl Zuckmayer und wurde von Bürgern der Stadt aufgeführt, die ihre individuellen Geschichten, Erfahrungen und ihre persönliche kulturelle Herkunft einbrachten. So verwunderte es nicht, dass auch Textpassagen in anderen Sprachen auftauchten. Es lebe die kulturelle Vielfalt! Es ging bei der Aufführung des Ensembles der Bürgerbühne um Heimat und Heimatlosigkeit, Armut, Generationskonflikt und Selbstbestimmung. Das Stück zog einen in seinen Bann, denn es passierte immer etwas und man musste sich konzentrieren, da die Person Katharina Knie von sieben verschiedenen Akteurinnen gespielt wurde. Zugleich dynamisch, bunt, engagiert und berührend war die Inszenierung mit tollen Botschaften jedes einzelnen Schauspielers und jeder Schauspielerin.
Der Saal im Pfalzbau war zur Premiere sehr gut belegt. Ein Ehepaar aus Neustadt-Mußbach saß neben mir und war überhaupt das erste Mal im Pfalzbau wegen dieses Stückes. Zu Beginn des Stückes zeigten sich zwei Mädchen auf der Bühne total gelangweilt, das sollte sich gleich ändern als Zirkusmusik erklang und ein Boxkampf stattfand. Zirkusszenen wurden auf einer sich ständig drehenden Drehbühne gezeigt. Vater Karl Knie, der in sechs Personen schlüpfte, erzog Katharina streng. Als Ignaz Katharina unsittlich berührte endete dies mit einem Biss von ihr in seine Hand. Die Musiker im Hintergrund der Bühne spielten bedeutungsschwangere Musik dazu. Man spürte die Traurigkeit in den Worten „Meine Arbeit ist schwer, weil die Arbeit schmutzig ist und mein Lohn niedrig. Ich bin Ausländer!“ Natice Orhan-Daibel in der Rolle der Katharina erzählte von ihrer Jugend in der Türkei, wie es ihr als Mädchen im Gegensatz zu ihrem Cousin erging, wie er immer bevorzugt behandelt wurde, der plötzlich sowas wie ein Sohn für ihren Vater war. „Wenn ich nochmal jung wäre würde ich für meine Rechte kämpfen“ (Text von Lore Barthel). Was blieb der armen Katharina anderes übrig als zum Beispiel Hafersäcke zu stehlen. Das blieb natürlich nicht unentdeckt und eine Hausdurchsuchung folgte.
Wie definiert man Heimat? Jede/r erzählte wie sie/er es empfindet. Man war froh, in einem demokratischen Land zu leben. Kein Mensch kann etwas dafür, wo er geboren wurde. Heimat kann vieles sein, unter anderem auch an Gerüchen zu erriechen. Der Wunsch wäre „Ich will das machen, was MICH glücklich macht und nicht das, was von mir erwartet wird.“ Katharina wird zu einer Ausbildung von einem interessierten jungen Mann auf sein Gut eingeladen. Zum Glück stimmt Vater Knie zu, wenn auch nicht ganz glücklich darüber, aber sie würde ja bald wiederkommen. Aber der Vater stirbt und das Katharinsche führt den Zirkus nach seinem Tod weiter.
Das knapp zwei Stunden dauernde Stück mit allen involvierten Personen (20 Spielerinnen und Spieler im Alter von 13 bis über 70 Jahren, Musiker, Regie, Souffleuse) wurde mit tosendem Applaus belohnt und ein Blümchen für jede/n gab es obendrein. Besonders erwähnen möchte ich auch die Kostümbildnerin Tamara Priwitzer, die die Kostüme wunderbar zusammengestellt hat. Es war tatsächlich eine Glanzleistung des ganzen Ensembles, die anschließend noch im Pfalzbau gefeiert wurde. (mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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