Pretty Pink – angesagte DJane und Producerin: Feuer für Deep House
Musikredaktion powered by RPR1. Von David Banks und Christina Frenzel
Musik. „Dark Woods, Fairytale, Melting, Euphoria, Take You, Happening, Alive“ So, oder so ähnlich könnten wohl die einzelnen Kapitel eines kitschigen Modern Fiction Werwolf vs. Vampir Romans heißen, der uns letzten Sommer auf seinen paar hundert Seiten durch eine packende und herzzerreißende Liebesgeschichte geschickt hat und sicher bald verfilmt wird.
Doch so esoterisch und mystisch all diese Worte auch klingen mögen, beziehen sie sich in Wahrheit viel eher auf treibende, roughe Beats auf tiefgründigen, düsteren Melodien. Und das nicht etwa zusammengebunden in einem Buch, sondern zusammengestellt auf der Spotify Playlist „This is Pretty Pink“. Wer, was oder warum jedoch ist „Pretty Pink“?
Ganz schön pink sind ihre Haarspitzen, die zum Beat mitschwingen, ziemlich pink waren ihre Kopfhörer am Set des „Sterne und Bass“ Festivals im Berliner E-Werk, und ebenso hübsch in pink flackern und flimmern die vielen Laserstrahlen hypnotisierend über das DJ-Pult bei einem ihrer mitreißenden Auftritte. Pretty Pink also.
Schon mit diesem kurzen ersten Eindruck kann man sich unschwer ausmalen, dass hinter dem Namen „Pretty Pink“ eine Künstlerin steckt, die nicht umsonst zu den meistgebuchten Deep-House DJs Deutschlands gehört. Und ihr Erfolg ist dabei mehr als beeindruckend. Das Sonne Mond und Sterne-Festival, Tomorrowland, den World Club Dome, Lollapalooza und viele weitere Festivals kann die 1992 geborene Blankenburgerin auf ihrer „Bucketlist“ als DJ bereits abhaken.
Dabei sollte man sich vom Künstlernamen nicht fehlleiten lassen. Anders als es „Pretty Pink“ möglicherweise andeutet, hat ihr Sound nichts mit quietsch-pinkem Bubblegum-Hyper-Pop a la Charli XCX zu tun. Eine Melange aus geerdeten, flächenlastigen, beinahe schon trancigen Melodien, mysteriösen und pulsierenden Beats und brachialen Sub-Bässen – das ist Pretty Pink!
Dass dieser Sound ankommt, davon zeugen nicht nur die Auftritte bei den Festivals – allesamt absolute Powerhouses der Festivalszene – sondern auch ihre monatliche Hörerzahl auf Spotify. Deutlich über 700.000 Hörer aus der ganzen Welt tauchen Monat für Monat ab in die Welt der „Pretty Pink“ Produktionen und Remixes. Clubs und Festivals von New York über Tokio bis London buchen die Performerin regelmäßig. Ein Werdegang, von dem Anne Karolczak, so ihr bürgerlicher Name, bei ihrem ersten Auftritt als Teenager in der Klima Club-Lounge 2006 in Ilsenburg sicher nicht zu träumen gewagt hätte.
Und doch, 2023 ist sie angekommen. Etabliert. Beansprucht ihren rechtmäßigen Platz im Olymp der internationalen DJ Szene. Und das, ohne im Mainstream kommerziell nennenswerte Releases vorweisen zu können.
Sicher, 2013 gelangen der damals 21-Jährigen mit Remixen für Künstler wie Lost Frequencies und Armin Van Buren erste Achtungserfolge in der Szene. Ihr cluborientierter Deep-House Vibe brachte ihr bereits ein Jahr später Platz eins der Deutschen Dance Charts mit einem Remix des Originals „Schöner Moment“ der deutschen Indie-Pop-Band „Chapeau Claque“ ein.
Und auch internationale Erfolge blieb nicht lange aus. Nur ein weiteres Jahr später landete Pretty Pink mit ihrer Interpretation von „What Is Love“ auf Platz zwei der weltweiten Beatport-Charts (Chartserhebung des Anbieters Beatport auf Grundlage getätigter Zugriffe auf Songs auf der Plattform die Red.) und mit der „Gunfire“ EP im Deep-House Genre auf Platz drei.
Die wirklich großen Verkaufserfolge als Produzentin oder Interpretin sucht man indes vergeblich. Umso beeindruckender ist, dass die Powerfrau sich im harten DJ/Producer Business der elektronischen Musikszene so durch- und nachhaltig festgesetzt hat. Einer Szene, in der es, vor allem zu Karolczaks Anfängen Mitte der 00er Jahre, Frauen nicht wirklich leicht hatten, akzeptiert zu werden und eine Chance zu bekommen. Doch auch das gehört, neben Talent, dazu. Durchsetzungswille, Ausdauer und das Feuer für die Sache. Auch das ist: Pretty Pink!
Autor:Roland Kohls aus Ludwigshafen |
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