BriMel unterwegs
Wolfram Blank in der Kultur-KISTE
Ludwigshafen. Am Abend des 13. April gab es einen kulturellen Veranstaltungs-Leckerbissen im Soziokulturellen Zentrum KISTE – Kultur Inklusiv Sozial Tolerant Erleben – im Maudacher Julius-Hetterich-Saal. Veranstalter war der Kulturverein 3-2-1 e.V. Bei freiem Eintritt traten Wolfram Blank, einem der kreativsten klassischen Sänger in unserer Region, mit Gunda Hormuth (Texte), Franz-Jürgen Dörsam (Fagott) und Genya Kai (Klavier) mit Gedichten und Musik auf. Wolfram Blank hat ein eigenes Gesangsstudio namens „ORFEO“ in Mannheim. Auch die beiden anderen sind professionelle Musiker, die ihre Instrumente aus dem FF beherrschen und öfter Auftritte in der Region haben.
Für mich war es das erste Mal, dass ich diese Location besuchte und war fasziniert von der hohen Decke, die den Klang sehr gut erleben ließ. Die Bühne war für den Auftritt heute Abend mit einem Klavier, einem gemütlichen Sessel und einem Stuhl sehr schön gestaltet worden. Ein Lob an den Techniker, der die Bühne in rotes Licht tauchte. An der Getränkebar wurden Getränke lediglich gegen eine Spende ausgegeben. Von der Besucherzahl her hätten es gerne mehr sein dürfen, aber wie Wolfram Blank in seiner Begrüßungsrede verlauten ließ, sei er es gewohnt, dass so um die 10 bis 15 Besucher das Publikum bilden. Dies sei ein ordentlicher kleiner Kreis, der sich beim Applaus jedoch 10fach Mühe geben würde. Aber während der Vorstellung war es mucksmäuschenstill im Saal. In seiner Bariton-Stimme sang er ein Lied, in dem es um die Frage ging, ob in den finsteren Zeiten auch gesungen wird. Der Auftritt bot eine schöne Abwechslung zwischen dem Quartett, keiner kam zu kurz und spielte oder las seinen Part. Gunda Hormuth las aus autobiographischen Aufzeichnungen und Gedichten von Bertolt Brecht, woher auch der Ausspruch stammt „Die Ratten verlassen das sinkende Schiff“. Es ging um die Kriegszeiten beginnend mit 1938, Deutsche seien ein Räubervolk, Gedanken über die Dauer des Exils, Blutbäder in der Union, rezitiert über Emigranten, bedingungslose Kapitulation und Arbeitsjournal 1948 Berlin, alles wandelt sich, was geschehen ist ist geschehen und zu guter Letzt dem Ausspruch „Den Letzten beißen die Hunde“. Die Atmosphäre im Saal kann man bei diesen Worten schon als düster bezeichnen. Ich habe für mich festgestellt, dass das frühromantische Fagott einen sehr schönen Klang hervorbringt. Jedenfalls lauschte ich Franz-Jürgen Dörsam gerne, wenn er seinen Part hatte. Zum Abschluss sang Wolfram Blank ein Lied über den Frieden, auf unserer Erde, in unserer Stadt und im Haus nebenan. Frieden überall!
Angekündigt war der Abend folgendermaßen:
In finsteren Zeiten wird da auch gesungen werden? Da wird auch gesungen werden. Von den finsteren Zeiten“.
Mit Texten aus den "Autobiographischen Aufzeichnungen" und Gedichten von Bertolt Brecht und Vertonungen von Gedichten Brechts durch Hanns Eisler wird die Flucht der Familie Brecht ins US-amerikanische Exil, deren Aufenthalt dort und die Heimkehr ins zerbombte Berlin beschrieben.
Brecht begab sich 1933 über Paris nach Dänemark, wo er 5 Jahre ein Haus bewohnte, um sich dann zwei weitere Jahre in Schweden niederzulassen. 1942 reiste er via Moskau, Wladiwostok und Manila ins Exil nach Santa Monica/Kalifornien, immer vor den Geschützen des 3. Reiches fliehend. Brecht war als "Enemy Alien" in den USA durchaus nicht willkommen und litt in den 5 Jahren seines dortigen Aufenthaltes große Entbehrungen. 1947 reiste er, da ihm die Einreise in die amerikanische Besatzungszone verweigert wurde, erst in die Schweiz, um sich von da aus, sozusagen den Bomberschwärmen des Krieges folgend, ins zerbombte Berlin zu begeben:
"Die Vaterstadt, wie find ich sie doch? Folgend den Bomberschwärmen komm ich nach Haus..."
Hanns Eisler, der ein ähnliches Schicksal erlitt, war ein wichtiger Weggefährte Brechts. Allerdings konnte er als Komponist in den USA etwas besser Fuß fassen.
Unser Programm beschreibt Flucht, das Dasein in der Fremde und die Rückkehr des Flüchtlings in die zerstörte Heimat. Das Programm wurde gefördert vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.
(mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.