Bilanz 2022
Unfälle im Zuständigkeitsbereich Rheinpfalz steigen

Polizei Symbolbild | Foto: VRD/stock.adobe.com

Ludwigshafen. Die Anzahl der Verkehrsunfälle 2022 ist, nach einem deutlichen Rückgang in der Corona-Pandemie, wieder angestiegen. Die Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen, aber auch Möglichkeiten von Home-Office und Home-Schooling, hatten in den Jahren 2020 und 2021 spürbare Auswirkungen auf den Straßenverkehr. Gleichwohl liegen die Verkehrsunfallzahlen im Jahr 2022 in den meisten Bereichen nach wie vor unter dem Niveau vor der Corona-Pandemie.

Im Jahr 2022 registrierten das Polizeipräsidium Rheinpfalz im Zuständigkeitsbereich 28.709 Verkehrsunfälle. Im Jahr 2021 verzeichnete man einen Tiefstand von 26.903 Verkehrsunfällen. Vor der Pandemie (2019) konnte man noch 31.904 Verkehrsunfälle feststellen, so dass wir in der Langzeitbetrachtung weiter einen positiven Trend der Unfallentwicklung feststellen.

Die Zahl der Verunglückten stieg im Vergleich zum Vorjahr deutlich um etwa 13 Prozent: von 3.521 im Jahr 2021 auf 3.985 Personen im Jahr 2022. 27 Personen wurden im Zusammenhang mit Verkehrsunfällen tödlich verletzt (2021: 19), 560 Personen wurden schwer verletzt (2021: 552) und 3.398 Personen leicht verletzt (2021: 2.950). Auch hier zeigt sich im Vergleich mit dem Jahr vor der Corona-Pandemie eine Verbesserung. Im Jahr 2019 verunglückten insgesamt 4.263 Personen, hiervon 33 tödlich. 687 Personen wurden in diesem Jahr schwer und 3.543 Personen leicht verletzt.

Verkehrsunfallentwicklung bei Risikogruppen

Auch bei den Risikogruppen Kinder, junge Fahrende im Alter von 18 bis 24 Jahren sowie Fahrende von motorisierten Zweirädern, Pedelecs oder Fahrrädern konnte ein genereller Anstieg der Verkehrsunfallzahlen im Vergleich zu den von der Pandemie geprägten Jahren registriert werden.

Die aufgenommenen Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Kindern stieg um 20 Prozent auf 384 Unfälle an. Im Jahr 2021 waren es noch 320 Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Kindern. Ebenso wie im Jahr 2021 wurde auch in 2022 kein Kind im Zusammenhang mit einem Verkehrsunfall getötet. 21 Kinder wurden schwer verletzt (2021: 25) und 264 leicht verletzt (2021: 199). Im Jahr 2022 kam es zu 23 Schulwegunfällen, im Jahr 2021 waren es noch 13.

Die Risikogruppe junge Fahrende im Alter von 18 bis 24 Jahren war an 5.423 Verkehrsunfällen beteiligt. Damit stieg der Anteil dieser Gruppe um 5,4 Prozent im Vergleich zu 2021, als es 5.143 Unfälle gab. Ebenso stiegen die Verkehrsunfallzahlen der Risikogruppe Senioren (Personen ab 65 Jahren) auf 6.623. 2021 waren 5.836 Senioren in Verkehrsunfälle verwickelt. Dies entspricht einem Anstieg von 13,5 Prozent.

Verkehrsunfälle mit Pedelecs oder Fahrrädern nahmen ebenfalls zu. Während es im Jahr 2021 noch 1.295 Unfälle waren, stieg die Zahl deutlich auf 1.510 um 16,6 Prozent. Ein erhöhter Absatz an Fahrrädern und die Zunahme von Pedelecs im Straßenverkehr dürften diese Entwicklung beeinflusst haben. Mit sieben tödlich verunglückten Rad- und Pedelecfahrenden verstarben 2022 drei Menschen mehr als im Vorjahr. Schwer verletzt wurden 190 (2021: 177), leicht verletzt 989 Personen (2021: 826).

Seit 2020 nehmen der Verkauf und die Leihangebote von sogenannten "E-Scootern" stetig zu. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Verkehrsunfallzahlen wieder. In den letzten drei Jahren haben sich die Verkehrsunfälle in Zusammenhang mit E-Scootern nahezu verdreifacht.

Auch Fahrerinnen und Fahrer motorisierter Zweiräder waren häufiger in Verkehrsunfälle verwickelt als im Vorjahr (2022: 573 ). 2021 waren es 461 Fälle. Die Anzahl von drei tödlich Verunglückten liegt auf Vorjahresniveau. Schwer verletzt wurden 118 (2021: 85), leicht verletzt 267 Personen (2021: 233).

Die Gesamtzahl der Unfälle mit Beteiligung von Schwerverkehr bleibt mit einer leichten Zunahme von 2,8 Prozent etwa auf Vorjahresniveau bei einer Anzahl von 3.228 (2020: 3.140).

Auch bei der Betrachtung der Verkehrsunfallentwicklung mit Blick auf die Risikogruppen kann in der längeren Betrachtung insgesamt eine positive Entwicklung festgestellt werden. Bei allen Risikogruppen, außer bei den Fahrenden motorisierter Zweirädern und den Fahrenden von Fahrrädern/Pedelecs, kann im Vergleich zu den Jahren vor der Corona-Pandemie ein Rückgang der Verkehrsunfälle verzeichnet werden.

Hauptunfallursache ist weiterhin der Sicherheitsabstand

Die häufigste Unfallursache 2022 war ein zu geringer Sicherheitsabstand. Bei 9.352 Unfällen wurde kein ausreichender Sicherheitsabstand eingehalten (2021: 8.022). Hierunter fallen sowohl Verkehrsunfälle, welche aufgrund nicht ausreichendem Sicherheitsabstand zum Vorausfahrenden verursacht wurden, als auch solche die sich durch einen ungenügenden Seitenabstand ereigneten.

Auch überhöhte Geschwindigkeit bleibt weiter eine Hauptunfallursache. Aufgrund nicht angepasster oder überhöhter Geschwindigkeit wurden 1.896 Verkehrsunfälle registriert. Im Jahr 2021 waren dies noch 1.792 Verkehrsunfälle.

Eine deutliche Zunahme konnte bei Verkehrsunfällen unter der Einwirkung berauschender Mittel festgestellt werden. Insgesamt waren bei 694 Verkehrsunfällen berauschende Mittel, also Alkohol, Drogen und/oder Medikamente ursächlich für den Unfall (2021: 534). Dies entspricht einer Zunahme von etwa 30 Prozent.

Bei der Unfallursache Alkohol stiegen die Zahlen der registrierten Unfälle von 455 aus dem Jahr 2021 auf 623*. Trotz insgesamt deutlich steigender Unfallzahlen bewegt sich die Zahl der Verkehrsunfälle mit der Ursache Drogeneinfluss auf Vorjahresniveau (2021:106, 2022: 110*).

*Anmerkung: Bei einem Mischkonsum von Alkohol und Drogen kommt es zu einer statistischen Doppelerfassung.

Verkehrsunfallprävention 2022
Die Reduzierung von Verkehrsunfällen und die Minimierung von Unfallfolgen waren auch im vergangenen Jahr Schwerpunkte der polizeilichen Arbeit. Neben der Erhöhung der Verkehrssicherheit durch Verkehrskontrollen, wollen wir auch die im Zusammenhang mit dem Straßenverkehr entstehenden Risiken ins öffentliche Bewusstsein rücken und nochmals verdeutlichen. Dabei wollen wir durch zielgruppen- und ursachenorientierte Präventionsmaßnahmen die Verkehrsunfallrisiken minimieren und die Anzahl der Verkehrsunfälle sowie die schweren Unfallfolgen reduzieren. Hierzu wurden präsidialweit Präventionsmaßnahmen durchgeführt.

Beispielsweise erreichte die Polizeipuppenbühne mit ihrer Kriminal- und Verkehrspräventionsarbeit 2.110 Kinder und 430 Erwachsene. Die Jugendverkehrsschule beschulte mit der Radfahrausbildung 8.624 Kinder.

Im Jahr 2022 konnten mit dem Präventionsangebot "Drogen im Straßenverkehr" 27 Schulklassen mit 659 Schülerinnen und Schülern erreicht werden.

Zur Verhinderung von Verkehrsunfällen unter dem Einfluss berauschender Mittel, führten Polizeikräfte des Polizeipräsidiums verstärkt Verkehrskontrollen durch. Hierbei wurden 1.026 Fahrzeugführende unter Alkoholeinfluss und 1.132 Fahrerinnen und Fahrer unter dem Einfluss von Drogen festgestellt. Darüber hinaus konnten Polizeikräfte in 611 Fällen verhindern, dass berauschte Personen mit einem Fahrzeug am Straßenverkehr teilnahmen.

Im Jahr 2022 wurden in der Vorder- und Südpfalz die Geschwindigkeit von rund 29 Millionen Fahrzeugen durch Geschwindigkeitsmessanlagen gemessen. Daraus resultierten 334.595 Bußgelder oder Verwarnungen. In 2.122 Fällen wurden Anträge auf ein Fahrverbot gestellt.

Das Polizeipräsidium Rheinpfalz beteiligte sich darüber hinaus an Kontrollwochen des europaweiten Polizeinetzwerks ROADPOL (www.roadpol.eu). Mit der "Vision Zero" verfolgen wir dabei das langfristige europaweite Ziel, die Zahl der Verkehrsunfalltoten auf nahezu Null zu senken.

Das Lagebild zur Verkehrsunfallstatistik 2022 mit ausführlichen Informationen zur Unfalllage und den polizeilichen Maßnahmen finden Sie auf unserer Internetseite https://s.rlp.de/hRg.

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Autor:

Julia Glöckner aus Ludwigshafen

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