80 Prozent der beprobten Honige aus Supermärkten sind gefälscht. Wie kann das sein?
Rheinland-Pfalz. Berufsimker und Vorsitzender des Berufs- und Erwerbsimkerbundes Deutschland, Bernhard Heuvel, drückt seit langem ein Problem. Immer mehr Berufsimker verringern ihre Völkerzahl, weil der Absatz ihres Honigs sinkt. Manche geben sogar die Imkerei auf. Der Grund ist der Preis von Honigen in Supermärkten, der zum Beispiel bei einem 500 Gramm Glas mit 1,93 Euro ausgezeichnet ist. Bio-Honig sogar nur 3,89 Euro. „Das ist schlicht nicht machbar auf so einen Preis zu kommen“, so Heuvel.
Da stimmt also etwas nicht. Die Truppe um Heuvel kaufte daher in vielen Supermärkten Deutschland Honiggläser, füllte den Inhalt in Neutralgläser und suchte nach einem zuverlässigen Labor. Mit bei den Proben ein Glas eines Privatimkers sowie ein Glas eines Berufsimkers. Zum Team gehörte auch der Landesvorsitzende des Rheinland-Pfälzischen Imkerverbandes Thomas Hock. „Uns war schon länger klar, dass man ohne Bienen synthetischen Honig herstellen kann und das in großem Stil. Schließlich kann im Internet Fruktosesirup gekauft werden, der für Deutsche Labore mit ihren jetzigen Methoden unsichtbar ist. Da ist es leicht, den gepanschten Honig billig zu verramschen, denn die Fälscher sind den Laboren fast immer einen Schritt voraus. Und das alles, ohne dass je eine Biene tätig war“, so Thomas Hock.
Ein Labor in Estland hatte sich den dortigen Imkern angenommen und die auf dem Markt verkauften Honige akribisch analysiert. Das nutze auch der Berufs-Imkerverband und bekam sogar von politischer Seite aus Estland Unterstützung. Das Ergebnis war niederschmetternd. Von den 30 eingereichten Honigen waren 25 Gläser schlicht gefälscht. Nur drei waren echt, zwei grenzwertig. Unter den beiden Echten, die der heimischen Imker.
„Das schockiert uns sehr, dass vor allem die Politik in Deutschland gegen diese Fälschungen nichts unternimmt. Die Bitte den Imkerverbands Rheinland-Pfalz um Unterstützung durch die Landesregierung blieb bisher ergebnislos. Hinzu kommt die „aufgeweichte“ Umsetzung der Deklarierung durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft auf dem Honigetikett der EU, die künftig Transparenz schaffen sollte“, so Hock.
Er ergänzt auch, dass jeder Imker eine Fälschung sofort schmeckt, denn der Geschmack ist merkwürdig. Er breitet sich im Mund schnell aus und flaut schnell ab. Das Aroma von echtem Honig bleibt dagegen noch lange auf der Zunge./Eckhard Richter
Autor:Karin Hoffmann aus Ludwigshafen |
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