Interview zum Jahreswechsel mit Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck
„Begegnungen geben mir Kraft“

Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck.   | Foto: ps

Von Charlotte Basaric-Steinhübl

Ludwigshafen. Der Jahreswechsel ist traditionell die Zeit der Rück- und Ausblicke. Wochenblatt-Redakteurin Charlotte Basaric-Steinhübl befragte Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck zu Bemerkenswertem im vergangenen und Wichtigem im neuen Jahr.

???: Wenn Sie auf das Jahr 2019 zurückblicken, fällt Ihnen spontan ein Erlebnis ein, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist? 
Jutta Steinruck: Der Eulen-Krimi, als das Team von Ben Matschke sich den Klassenerhalt sicherte. Das waren unglaubliche Minuten!

???: Was hat Sie im vergangenen Jahr am meisten gefreut und geärgert? 
Jutta Steinruck: Die vielen Begegnungen mit den Bürgerinnen und Bürgern liegen mir ganz besonders am Herzen. Daraus schöpfe ich Kraft. Ich freue mich darüber, wenn mir die Menschen offen begegnen, wenn wir miteinander ins Gespräch kommen. Ich nehme viele Ideen und Anregungen mit. Ich freue mich sehr, wenn ich sehe, wie sehr sich Ludwigshafenerinnen und Ludwigshafener mit ihrer Stadt verbunden sehen, wie sie sich in Vereinen und ehrenamtlich für das Allgemeinwohl engagieren. Das ist alles nicht selbstverständlich. Ich begegne diesem Engagement mit viel Wertschätzung. Deswegen nehme ich mir auch gerne die Zeit und bin viel vor Ort unterwegs, gehe zu den Vereinen, wenn sie feiern, Ehrungen vornehmen – oder einfach mal so. Geärgert? Mich ärgert es, wenn ich sehe, wie rücksichtslos manche Menschen mit unserer Stadt und ihrem unmittelbaren Umfeld umgehen. Wenn einfach Müll auf die Straße geworfen wird, wenn die Zigarettenkippe oder der Kaffeebecher einfach in der Grünanlage landen oder wenn rücksichtslos durch die Fußgängerzone gefahren wird. Hier fehlt es an Respekt vor der Stadt und den Menschen, die nicht in einem dreckigen Umfeld leben möchten oder denjenigen, die es mühsam und immer aufs Neue sauber machen müssen. Das kann mich richtig in Rage bringen. Wir schreiten daher als Stadt im Rahmen unserer Möglichkeiten direkt und konsequent ein. Wir haben Personal verstärkt. Leider können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht überall gleichzeitig sein, aber wir tun unser Bestes. Klar ist aber auch: Sauberkeit und ein respektvolles Verhalten im öffentlichen Raum geht uns alle etwas an.

???: Wie erleben Sie den Umgang der Menschen miteinander, gerade in schwierigen Situationen? 
Jutta Steinruck: Diese Frage bewegt uns in Verwaltung und Politik. Wenn ich das Beispiel Hochstraßen nehmen darf: Ich habe absolutes Verständnis dafür, wenn Leute genervt und gestresst sind, weil sie im Stau stehen, Umwege in Kauf nehmen müssen und vieles mehr. Ich verstehe auch, dass man seinen Ärger einmal herauslassen muss. Aber alles sollte irgendwie noch im Rahmen bleiben. Auch bei strittigen und kontroversen Themen sollten gegenseitiger Respekt und Fairness die Diskussionen bestimmen. Ich erlebe es, dass wir gerade im persönlichen Gespräch mit Menschen, auch wenn wir durchaus unterschiedlicher Meinung sind, zur Versachlichung und zum gegenseitigen Verständnis beitragen können. Anders ist es teilweise im Netz. Was uns als Verwaltung oder auch Politik teilweise an Beleidigungen und Beschimpfung entgegenschlägt, ist manchmal schon sehr heftig.

???: Welche Projekte stehen 2020 für Ludwigshafen ganz oben an? 
Jutta Steinruck: Ganz gewiss die Hochstraßen. In einigen Wochen beginnt der Abriss der Pilzhochstraße. Das ist ein technischer und logistischer Kraftakt. Ich weiß, dass harte Monate vor uns liegen, besonders im Bereich der Baustelle. Da reden wir nichts schön. Wir unterstützen, wo wir können. Wir haben aber eine klare Perspektive: Abriss und als erstes Wiederherstellung der Wegeverbindungen zwischen den Stadtquartieren zum und vom Berliner Platz für alle. Busse und Bahnen sollen schnellstmöglich wieder fahren. Parallel zum Abriss beginnen wir im Frühjahr mit den Planungen für den Ersatzbau. Es soll eine funktionale Brückenverbindung nach modernen Standards sein. Hier hoffen wir auf Verfahrensverkürzungen durch eine neue Gesetzgebung des Bundes. An der Hochstraße Nord müssen wie uns um Zwischenlösungen kümmern, damit sie befahrbar bleiben kann, während an der Südtrasse gearbeitet wird. Insofern steht 2020 – wieder – im Zeichen der Hochstraßen. Vor lauter Hochstraßen wird aber mitunter übersehen, dass sich in unserer Stadt vieles bewegt. Der Wohnungsbau ist mir besonders wichtig. Allein im Jahr 2018 wurden 469 Wohnungen fertig. Derzeit sind rund 800 Wohnungen genehmigt und tatsächlich im Bau. Für weitere rund 1400 Wohnungen laufen Planungen. All das geschieht für jede Preisklasse und in vielfältigen Wohnformen: Einfamilienhäuser, Miet- und Eigentumswohnungen, geförderte Wohnungen, unterschiedliche Wohnungsgrößen. Der Stadtrat hat grünes Licht gegeben für eine flexible Strategie, um den geförderten Wohnraum mit Bedacht auszubauen. Hier sind wir auf einem guten Weg. Auch die Innenstadt wird 2020 im Fokus stehen. Sie wird Zug und Zug aufgewertet, sei es durch das Engagement der GAG, der TWL oder der Pfalzwerke.

???: Gibt es etwas, was Sie sich ganz besonders von der Landes- und Bundesregierung wünschen? 
Jutta Steinruck: Zunächst einmal bin ich froh und dankbar, dass das Land und der Bund uns bei den Hochstraßen unterstützen. Wir hatten viele konstruktive Gespräche sowohl in Mainz als auch in Berlin. Dort weiß man um die Bedeutung Ludwigshafens und seiner Infrastruktur für den Wirtschaftsraum. Was wir uns als Stadt Ludwigshafen wünschen, ist eine grundlegende Reform der Kommunalfinanzen. Viele Städte stöhnen unter steigender Verschuldung, während gleichzeitig die Aufgaben, die uns von Land und Bund übertragen werden, wachsen und der Spielraum enger wird. Das kann so nicht mehr funktionieren. Wir brauchen wieder mehr Handlungs- und Gestaltungsspielraum. Und ganz konkret brauchen wir eine nachhaltige Lösung für die Altschulden. Dafür machen wir uns auf allen Ebenen stark. Der Bundesfinanzminister hat dazu ganz aktuell einen Vorschlag eingebracht. Ich würde mir sehr wünschen, dass Bund, Länder und Kommunen hier einen solidarisch getragenen Weg finden.

???: Worauf können sich die Einwohner 2020 in Ludwigshafen freuen? 
Jutta Steinruck: Auf ein tolles Stadtfest, auf das Festival des deutschen Films, auf Festspiele und Ausstellungen, auf spannenden Sport und schöne Freizeitangebote für die ganze Familie und vieles mehr. Wir feiern Jubiläen wie 1250 Jahre Mundenheim und 1250 Jahre Maudach, die Staatsphilharmonie wird 100 Jahre jung, ebenso unsere Wohnungsbaugesellschaft GAG. Ludwigshafen ist mehr als Baustelle, mehr als Hochstraße – es gibt so viele positive Seiten der Stadt. Hier entstehen an so vielen Ecken und Enden neue großartige Dinge, über die wir uns freuen können, und dir wir wertschätzen sollten.

???: Und was haben Sie sich persönlich für 2020 vorgenommen? 
Jutta Steinruck: Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, und die Erwartungen an uns im Stadtvorstand und die Verwaltung sind groß. Trotz allem möchte ich mir ein Stück weit Gelassenheit bewahren. Und bei allen Aufgeregtheiten im politischen Alltag soll der Blick fürs Wesentliche nicht verstellt werden: Das sind für mich meine Familie, meine Freunde.

Vielen Dank für das Interview!

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Autor:

Charlotte Basaric-Steinhübl aus Ludwigshafen

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