Fachkräfte für den deutschen Arbeitsmarkt auch in der Krise
Integration durch Qualifizierung
Ludwigshafen. Auch in Krisenzeiten braucht die deutsche Wirtschaft dringend Fachkräfte, trotzdem arbeiten in Deutschland Zugewanderte oft unter ihrem Qualifizierungsniveau. Das bundesweite Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ hilft mit Projekten auf Länderebene diesen Fachkräften, ihre Kompetenzen für den deutschen Arbeitsmarkt nutzbar zu machen.
„Integration durch Qualifizierung (IQ)“
Im CJD Ludwigshafen gibt es Angebote zur Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung und zur Qualifizierung. In individuellen Beratungen werden Unterlagen und Dokumente der im Ausland erworbenen Berufsabschlüsse gesichtet und für den Anerkennungsprozess in Deutschland vorbereitet. Wenn die vorhandenen persönlichen Qualifikationen und die Anforderungen des angestrebten Berufsbildes noch nicht komplett übereinstimmen, werden entsprechende Qualifizierungsmöglichkeiten recherchiert. Oft sind Deutschkenntnisse schon vorhanden, es hapert aber noch an Spezialausdrücken für das jeweilige Fachgebiet. Hier gibt es individuelle Trainings, die auf die berufliche Situation im deutschen Arbeitsalltag im angestrebten Berufsfeld zugeschnitten sind. All das läuft in enger Zusammenarbeit mit Arbeitsagenturen, Jobcentern und Unternehmen, die händeringend Fachkräfte suchen. Mit dem neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz sind auch die Ausländerbehörden wichtige Partner.
Auf Landesebene setzen Projektpartner im IQ Netzwerk Rheinland-Pfalz die Angebote um. So gibt es beispielsweise im CJD ein IQ Team für die Region Ludwigshafen, das bis vor Kurzem regelmäßig persönliche Beratungsgespräche und eigens entwickelte Qualifizierungen anbot und umsetzte. Dann kam Corona. An Pausieren war nicht zu denken, denn es gab bereits eine lange Warteliste von ratsuchenden Fachkräften und die deutsche Wirtschaft braucht die Kompetenz der zugewanderten Menschen, gerade auch im Bereich Medizin, Pädagogik und Wirtschaft.
Anpassung an Corona
Als Konsequenz aus Corona hat das IQ Team im CJD seine Arbeit den neuen Anforderungen angepasst. Zuerst improvisiert, dann zunehmend professioneller wurden Beratungen und Trainings auf Telefon und Video umgestellt. Jeder, der schon einmal in einer Fremdsprache ein Telefonat geführt hat, weiß wie anstrengend das für beide Seiten sein kann. Aber das IQ Team im CJD meistert mit viel persönlichem Einsatz auch diese Hürde. Markus Schanz, zuständig für die IQ Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung Ludwigshafen & Region, sichtet eingesandte Unterlagen, forscht nach weit-eren Belegen, die für die Anerkennung wichtig sein könnten, und klärt die weiteren Schritte: „Wir telefonieren, bis uns die Ohren glühen! Aber wir bekommen so viel positives Feedback, das hilft über einiges hinweg!“
Simone Mahgoub steuert im CJD die Qualifizierungsangebote im Rahmen von IQ. Sie begleitet die Menschen, die bereits die erste Hürde genommen haben und sich nun noch fehlende Kenntnisse, sei es fachlicher oder sprachlicher Natur, aneignen. Über ein Video-Konferenzsystem trainiert und coacht sie neuerdings online. „Wir bauen auf unsere Erfahrungen mit digitalen Angeboten auf einer Lernplattform auf, jetzt kommen virtuelle Sitzungen hinzu. So stärken die künftigen Fachkräfte gleichzeitig ihre digitalen Kompetenzen. Das wird nach Corona wichtiger sein als je zuvor!“
Eine ihrer Teilnehmerinnen schildert, wie das funktioniert: „Mein Name ist Günel, in Aserbaidschan war ich Grundschullehrerin. Hier in Deutschland möchte ich mich endlich für eine pädagogische Tätigkeit qualifizieren, doch dafür muss ich mein Deutsch noch verbessern. Ich kann schon ganz gut Deutsch sprechen, aber der Satzbau ist schwierig für mich. Ich hatte im März mit dem Sprachcoaching bei Frau Mahgoub im Projekt IQ im CJD Ludwigshafen begonnen. Als die Corona-Krise kam, wollte ich keine Zeit verlieren und so viel wie möglich Deutsch üben. Deshalb stellten wir mein Sprachcoaching auf Video-Treffen um. Das ging ganz einfach. Ich bekam eine E-Mail mit einem Link zum virtuellen Klassenzimmer, dann musste ich mein Smartphone einschalten und die Verbindung zu meiner Trainerin herstellen. In unserem virtuellen Meeting-Raum haben wir ein Whiteboard für Notizen und Erklärungen und können Texte auf dem Bildschirm teilen, um gemeinsam daran zu arbeiten. Manchmal kommen auch meine Kinder ins Bild und sagen kurz Hallo. Später erledige ich die Aufgaben, die wir gemeinsam vereinbart haben. Ich bekomme anschließend ein Feedback und oft auch nützliche Links, damit ich selbstständig weiterlernen kann!“
IQ im CJD Ludwigshafen
Die Angebote des Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ starteten 2015 im CJD Ludwigshafen mit deutschlernenden Fachkräfte aus den Bereichen Pädagogik und Lehre. Mittlerweile arbeiten etliche Pädagoginnen und Pädagogen in Kindertagesstätten, Bildungseinrichtungen und in der Ganztagsbetreuung an Schulen. Personen mit akademischen Wirtschaftsabschlüssen erhalten ab Mitte Mai die Möglichkeit, in die (virtuelle) Qualifizierungsbegleitung aufgenommen zu werden, um sich auf berufsspezifische Lehrgänge vorzubereiten. Darüber hinaus unterstützt die IQ Qualifizierung auch Personen in Anpassungslehrgängen, die zur vollen Gleichwertigkeit des erlernten Berufs führen. kim/ps
Autor:Kim Rileit aus Ludwigshafen | |
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