(K)Ein Grund zu feiern: 30 Jahre Suppenküche im Protestantischen Kirchenbezirk Ludwigshafen
Täglich besuchen bis zu 80 Menschen die Suppenküche an der Protestantischen Apostelkirche im Ludwigshafener Hemshof. Unter ihnen sind Alleinstehende, Menschen ohne Obdach, Rentnerinnen und Rentner sowie jene, die von Bürgergeld leben oder die einsam sind. Alle sind willkommen, Herkunft, Religion oder Lebenssituation sind unwichtig. Sie bekommen montags bis freitags kostenlos eine warme Suppe, Gesellschaft, Mitgefühl, Beratung, Seelsorge und vieles mehr – auch über die Öffnungszeiten hinaus. Als im Winter 2022/23 Heizgas teuer und knapp war, erweiterte die Suppenküche ihre Öffnungszeiten, damit sich die Gäste wärmen konnten. Dieses Jahr feiert die Einrichtung ihren 30. Geburtstag.
„Dass es die Suppenküche seit 30 Jahren geben muss, ist kein Grund zu feiern“, erklärt Kerstin Bartels, Pfarrerin an der Apostelkirche. „Aber das Jubiläum ist ein guter Moment, um danke zu sagen für den großen ehrenamtlichen Einsatz und die Spenden. Beides trägt das Projekt – ohne dieses Engagement ist die Suppenküche nicht möglich.“ Dekan Paul Metzger stellt fest: „Der stetige Zustrom beweist, dass die Suppenküche all die Zeit noch immer unverzichtbar ist für die Stadt. Denn leider ist die Not der Menschen nicht weniger geworden, sondern nimmt sogar zu. Wir tun als Kirche, was wir können, aber ich sehe auch Gesellschaft und Politik in der Verantwortung. Dass eine Einrichtung wie die Suppenküche in einem so reichen Land wie Deutschland notwendig ist, halte ich für ein Armutszeugnis.“
Protestantische Kirche bekennt sich zur sozialen Verantwortung
Einen wichtigen Impuls für die Gründung der Suppenküche gab die Schrift „Gerechte Stadt - Eine protestantische Studie für die Stadt Ludwigshafen am Rhein“ - und die Diskussionen, die sie auslöste. Die Studie aus dem Jahr 1988 forderte unter anderem einen städtischen Armutsbericht, den es bis heute nicht gibt.
1994 bekannten sich die Kirchengemeinden zu ihrer sozialen Verantwortung und gründeten die Suppenküche als Angebot des Protestantischen Kirchenbezirks Ludwigshafens. Allen voran setzten sich der damalige Dekan Friedhelm Borggrefe – ebenfalls Mitherausgeber der Studie - und Rudolf Keppe, Mitglied der Bezirkssynode, für das Projekt ein. Das geschah gegen Widerstände und kritische Stimmen, die Armutsbekämpfung lieber politisch als karitativ gesehen hätten.
Die Suppenküche an der Apostelkirche ist mit der Zeit gewachsen. Heute ist sie die größte Einrichtung ihrer Art innerhalb der Evangelischen Kirche der Pfalz, die beständigste und verlässlichste. In Ludwigshafen ist sie gut bekannt. „Das ist hilfreich“, sagt Pfarrerin Bartels. „Bei Engpässen handeln die lokalen Unternehmen und die Stadtgesellschaft solidarisch und schnell.“ Zum Beispiel halfen sie mit zusätzlichen Spenden während der Corona-Pandemie, sodass die Suppenküche ihr Angebot aufrechterhalten konnte. Das Essen musste nämlich aus hygienischen Gründen in Einweggeschirr ausgegeben werden, was zusätzliche Kosten verursachte.
Dank breiter Unterstützung viel mehr als Suppe
Die Suppenküche kann auf ein stabiles Netzwerk bauen. Das Essen bereitet die Küche des evangelischen Alten- und Pflegeheims in Ludwigshafen-Gartenstadt zu und übernimmt ab jetzt auch den Fahrdienst zur Apostelkirche, der 30 Jahre lang von der Johanniter-Unfallhilfe organisiert wurde. Abgerundet wird die Mahlzeit mit Kaffee und etwas Süßem, anfangs von der Bäckerei Görtz, heute von der Bäckerei Theurer. Ehrenamtliche aus allen protestantischen Kirchengemeinden in Ludwigshafen geben das Essen aus, manche Teams sind ökumenisch.
Immer mal wieder wartet ein besonderer Leckerbissen auf die Gäste. Schülerinnen und Schüler backen Waffeln oder BASF-Beschäftigte kochen und servieren ein besonderes Essen. Die Berufsbildende Schule Technik 2 ist sogar seit 20 Jahren der Suppenküche treu: Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte zaubern jedes Jahr ein außergewöhnliches Menü.
Darüber hinaus bieten Kooperationspartner regelmäßig verschiedene Dienstleistungen direkt in der Suppenküche an, darunter die Schuldnerberatung vom Haus der Diakonie, die Verbraucher- und Energieberatung der Verbraucherzentrale, die Beratung der Stadt für Menschen in schwierigen Lebenslagen oder eine Friseurin, die ehrenamtlich Haare schneidet.
Nachdenkliches und Freudiges zum Geburtstag
Den runden Suppenküchen-Geburtstag feiern Ehrenamtliche, Unterstützer und Gäste mit mehreren Veranstaltungen. Den Auftakt macht ein Gottesdienst mit Tischabendmahl am Gründonnerstag. Erwartet werden Vertreterinnen und Vertreter der Evangelischen Kirche und Diakonie, der Stadt, aus der Politik, von Einrichtungen und Unternehmen. Dazu zählen Landesdiakoniepfarrer Albrecht Bähr, Oberkirchenrat Markus Jäckle, Sozialdezernentin Beate Steeg, Mitarbeitende der BASF oder aus dem evangelischen Alten- und Pflegeheim in der Gartenstadt. Geplant sind drei Tischreden, zwischen denen die Besucherinnen und Besucher essen und musikalischen und gesprochenen Tönen von der Straße lauschen können.
Im April bereitet die Berufsbildende Schule Technik 2 den Gästen einen besonderen Tag: Eine Köche-Klasse serviert ein Festessen und eine Friseurinnen-Klasse schneidet Haare. An einem weiteren Aktionstag spendiert die Bäckerei Theurer eine Geburtstagstorte zum Kaffee nach der Suppe.
Im Lauf des Jubiläumsjahres werden zudem Klassen aus weiterführenden Schulen die Suppenküche besuchen, die Gäste bedienen oder ihnen einen besonderen Nachtisch zubereiten. Ebenso wird neben dem inzwischen immer wieder gern gesehenen „Café-Rad“ auch das „Crêpes-Rad“ Station an der Suppenküche machen.
Info
Suppenküche des Protestantischen Kirchenbezirks Ludwigshafen
Öffnungszeiten: montags bis freitags 11 bis 13 Uhr
Gemeindesaal der Protestantischen Apostelkirche (Berta-Steinbrenner-Saal),
Rohrlachstraße 68, Ludwigshafen-Hemshof
Termin
Gottesdienst mit Tischabendmal „30 Jahre Suppenküche – (K)Ein Grund zu feiern?!“
Gründonnerstag, 28. März, 18 Uhr, in der Apostelkirche
Anmeldung erbeten im Gemeindebüro, Telefon 06 21 – 51 31 75, E-Mail suppenkueche.lu@evkirchepfalz.de
Termine für weitere Veranstaltungen werden rechtzeitig bekanntgegeben.
Ehrenamtliche Unterstützung gesucht
Die Suppenküche freut sich über weitere helfende Hände, die die Teams aus den Kirchengemeinden beim Küchendienst unterstützen.
Einsatzzeiten: montags bis freitags, 10.30 bis 13 Uhr
Telefon: 06 21 – 51 31 75
E-Mail: suppenkueche.lu@evkirchepfalz.de
Spendenkonto
Prot. Verwaltungszweckverband Speyer-Ludwigshafen-Germersheim
Bank für Kirche und Diakonie eG – KD-Bank
IBAN: DE95 3506 0190 6831 2060 29
BIC: GENO DED1 DKD
Verwendungszweck: „KiBez.LU Suppenküche"
Autor:Yvette Wagner aus Ludwigshafen |
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