Klinikum bietet direkte Unterstützung an sowie DNA-Sicherung
Ludwigshafen. Seit Dezember 2022 gibt es bereits das Angebot der medizinischen Soforthilfe für Vergewaltigungsopfer in der Frauenklinik des Klinikums Ludwigshafen. Rund um die Uhr haben Betroffene dort die Möglichkeit, sich medizinisch versorgen und auf Wunsch auch gerichtsfeste Spurensicherung vornehmen zu lassen – und das auch ohne Strafanzeige gegen den Täter.
Gemäß einer Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend aus dem Jahr 2004 erlebt fast jede siebte Frau ab ihrem 16. Lebensjahr eine Form schwerer sexualisierter Gewalt. Bei der Vorstellung des Projektes am Dienstag, 18. April, im Klinikum Ludwigshafen, erläuterte Caroline Bonhage von der Fachstelle Wildwasser und Notruf Ludwigshafen, dass diese Zahl nach neueren Studien wohl noch um einiges höher sein kann. „Vergewaltigungen, wie auch andere Formen sexualisierter Gewalt, finden meist im sozialen Nahraum statt“, erklärt Caroline Bonhage. Sie betont, dass jede Vergewaltigung als ein medizinischer Notfall zu betrachten ist und damit die ärztliche Versorgung im Vordergrund steht. Die Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt an Mädchen und Frauen übernimmt die Koordination des Projektes in Ludwigshafen.
Spurensicherung
Der Chefarzt der Frauenklinik Ludwigshafen, Frank Baumann, ergänzt: „Bisher fand eine medizinische Versorgung von betroffenen Frauen nur in Verbindung mit einer Strafanzeige statt. Mit diesem Projekt hat sich das nun geändert. Die adäquate medizinische Versorgung nach einer Vergewaltigung sehen wir als wichtige gesellschaftliche Verantwortung, um Gewalt gegen Frauen und deren Folgen zu bekämpfen.“ Auch betroffene Jungen und Männer können das Angebot nutzen. Die Versorgung nach einer Vergewaltigung sollte möglichst zeitnah, bis zu drei Tage nach der Tat, erfolgen. Auf Wunsch der Betroffenen kann eine gerichtsfeste Spurensicherung mit Abstrichen und möglicher DNA des Täters, vorgenommen werden. Diese wird dann in die Rechtsmedizin nach Frankfurt eingesandt und dort für ein Jahr aufbewahrt.
Unterstützung durch Kreis und Stadt
Die Gleichstellungsstellen des Rhein-Pfalz-Kreises und der Stadt Ludwigshafen unterstützen das Projekt als Kooperationspartnerinnen. Bianca Staßen, erste Beigeordnete des Rhein-Pfalz-Kreises, erklärt: „Wir sind sehr erfreut und dankbar dafür, dass das Klinikum Ludwigshafen dieses Angebot für betroffene Frauen und Mädchen vorhält. Das Klinikum ist vom Landkreis aus schnell und gut zu erreichen und bietet eine gewisse Anonymität für Menschen aus dem ländlichen Raum.“
Das Projekt der medizinischen Soforthilfe nach Vergewaltigung gibt es inzwischen an sechs Standorten in Rheinland-Pfalz und ist ein wichtiger Baustein im Gesamtkonzept des Interventionsnetzwerkes gegen Gewalt in engen sozialen Beziehungen und wird vom Frauenministerium gefördert. jg/red
Weitere Informationen:
Informationen zum Projekt unter www.soforthilfe-nach-Vergewaltigung.de; Betroffene erhalten auch Unterstützung und Beratung bei Wildwasser und Notruf Ludwigshafen unter der Telefonnummer 0621 628165 oder per E-Mail an team@wildwasser-ludwigshafen.de
Autor:Julia Glöckner aus Ludwigshafen |
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