Ludwigshafen räumt Schlafplätze: Diakonie schockiert über Vorgehen der Stadt
Mit Verwunderung reagiert das Diakonische Werk der Pfalz auf die Räumung mehrere Schlafplätze von Wohnungslosen in Ludwigshafen. „Hier wird durch eine Verwaltungsbehörde der Ordnungsgedanken über den Unterstützungsgedanken gestellt. Das schockiert uns“, so Albrecht Bähr, Landesdiakoniepfarrer. Am Montag hatte die Pressestelle der Stadt Ludwigshafen bekannt gegeben, in einer mehrstündigen Räumungsaktion Schlafplätze in der Nähe des Messplatzes und des Hauptbahnhofs „entfernt“ zu haben. Die Pressestelle ließ verlauten, dass die Plätze illegal errichtet wurden.
„Ein Schlafsack, eine Decke, das stellt für manche Menschen in unserer Gesellschaft das Mindestmaß an Privatheit und Schutz da. Dass Betroffene nicht immer sofort zu bewegen sind, diesen Raum aufzugeben, ist menschlich nachvollziehbar. In letzter Konsequenz die Schlafstätten zu entsorgen, ist ein Schritt den wir nicht gutheißen“, so Albrecht Bähr weiter. Ob gemeinnützige Organisationen vor Ort im Vorfeld in die Räumungsaktion einbezogen wurden um bei Bedarf den Betroffenen konkrete Hilfsangebot zu eröffnen, ist dem Diakonischen Werk nicht bekannt.
„Mittellosigkeit darf nicht automatisch gleich gesetzt werden mit einer Gefahr für den öffentlichen Sektor“ plädiert Bähr, der auch Sprecher der Landesarmutskonferenz in Rheinland-Pfalz ist. Immer wieder setzten sich Wohlfahrtsorganisationen für eine soziale Wohnpolitik ein, insbesondere im städtischen Raum, wo Mietpreise seit Jahren konstant steigen. Auch die verlässliche Finanzierung von sozialer Arbeit und sozialen Projekten wäre laut Bähr unerlässlich um in Zukunft die steigende Anzahl von Menschen in materieller, psychischer und physischer Not besser auf ihrem Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben begleiten zu können.
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