Auch zu Hause dem Frühgeborenen nah sein
Neue Technik für die Familienbindung
Gartenstadt. Ein Baby verändert das Leben. Das gilt schon für gesunde kleine Kinder, noch viel mehr verändert es das Leben, wenn der Säugling zu früh auf die Welt kommt und als Frühchen gilt.„Pro Jahr werden bei uns 1.700 Kinder geboren. Die Versorgung von Frühgeborenen ist eine der Kernkompetenzen des Hauses“, informiert die Verantwortliche Rita Schwahn des Marienkrankenhauses. Rund 250 Frühgeborene, davon rund 40 unter 1.500 Gramm, sind bei dieser Geburtenzahl dabei. „Ein Frühchen ist mindestens bis zu seinem normalen Geburtstermin bei uns auf Station“, informiert Pressesprecherin Katja Hein. „Wir haben aber auch kleine Patienten und damit Familien bei uns, die rund drei Monate hier bleiben“. Eine schwierige Zeit, viele Entbehrungen für die gesamte Familie. Fast jedes „Bettchen“ auf der Früh- und Neugeborenenintensivstation Däumling im St. Marienkrankenhaus hat nun eine verschlüsselte Videoübertragung, und so können die Familien virtuell zu Hause das Kind sehen. „Es ist für die Eltern ein sehr positives Erlebnis zu sehen, wie sich ihr Kind verhält. Schläft es, bewegt es sich oder schreit es? Dadurch können Eltern und auch andere Bezugspersonen, denen sie den Schlüssel für die Verbindung geben, an der Entwicklung noch intensiver teilnehmen“, beschreibt Pflegemanagerin Rita Schwahn. Gerade in dieser so schwierigen Zeit möchte die Familie ganz nah bei ihrem Frühchen sein. Nicht immer ist das möglich, gerade Geschwisterkinder, die im normalen Alltag nicht durchgehend im Krankenhaus sein können oder Väter, haben so die Möglichkeit, das Geschwisterchen/Kind zu sehen. Und auch Familienmitglieder, die weiter weg wohnen, sind mit einbezogen. Die ersten Großeltern aus Griechenland haben so bereits die Fortschritte ihres Enkelkindes verfolgt. Das „Baby-TV“ der besonderen Art wurde mit Hilfe von Spendern ermöglicht. Die Betreuung der Frühchen als auch der Familie ist dem Marienkrankenhaus sehr wichtig. Etwa eine Woche nach der Aufnahme des Kindes auf der Station wird den Eltern das Angebot vorgestellt. Dann haben sie bereits Kontakte mit ihren Ansprechpartnern im Team aufgebaut und die Abläufe auf Station kennengelernt. „Auch können sie so manche schwierige Situation, die die Kinder durchlaufen, schon besser einschätzen und verarbeiten. Und sie wissen, dass wir uns sehr intensiv um ihr Kind kümmern“, beschreibt der stellvertretende Stationsleiter Mike Postel. Während der Versorgungszeiten bleibt die Kamera dagegen aus. Das hat unter anderem Datenschutzgründe.
Ein wesentlicher Baustein ist die Versorgung der Kinder im Kontext der Familie. Dies beginnt bereits vor der Geburt und reicht über den stationären Aufenthalt hinaus. Das ist wichtig, denn die Eltern und Familien sind mit emotionalen, organisatorischen und finanziellen Herausforderungen konfrontiert.
„Es geht nicht nur darum, dass die Kinder überleben, sondern dass sie dies möglichst gesund tun. Das Ziel des gesamten Teams ist es, den Kindern ein Leben ohne schwere Folgeerkrankung zu ermöglichen und die Entlassung in eine möglichst stabile Familie“, so Schwahn. Dies könne nur gelingen, wenn auch die Familien unterstützt werden. Baby-Watch ist dabei ein wichtiges Element. Die Eltern-Kind-Bindung und das Hereinwachsen des Kindes in die Familie stehen hier im Fokus.
„Darüber hinaus gibt es im Marienkrankenhaus eine Case Managerin, die die Familie während der Schwangerschaft, Geburt und auch danach begleitet“, informiert Katja Hein weiter. Die oft unerwartete Konfrontation mit dem extrem kleinen oder kranken Kind, die Sorge um sein Leben und seine Entwicklung sowie der lange Krankenhausaufenthalt von Mutter und Kind stellen eine große Belastung dar, die lange über den Entlassungszeitpunkt hinaus weiter wirkt. Auf der Früh- und Neugeborenenintensivstation im St. Marienkrankenhaus ist jetzt mit Hilfe von Spendern und dem Einsatz der Mitarbeiter ein weiterer Baustein geschaffen worden, der Eltern und Kinder unterstützt. gib
Autor:Gisela Böhmer aus Frankenthal |
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