Pesch-Siedlung: Baugenossenschaft in Gründungsphase – 40 Wohnungen geplant

Blick auf das Siedlungsgelände, rechts im Bild das HPH | Foto: Heinrich-Pesch-Haus
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Ludwigshafen. In der Pesch-Siedlung gründet sich bis Jahresende eine Baugenossenschaft. Geplant sind der Bau von Mehrfamilienhäusern mit 40 Mietwohnungen sowie einzelne Einfamilienhäuser. Das Pesch-Haus lud gestern zum Infoabend für Genossen und Interessierte.

Von Julia Glöckner

Auf dem erschlossenen Siedlungsgelände wird am Westrand auf Baucluster 2 ein Mehrgenerationenwohnen entstehen, das genossenschaftlich finanziert wird. „Die Form des Miteinander Lebens in Genossenschaften erlebt aktuell Renaissance“, berichtete der Geschäftsführer Thorsten Will. Ernst Merkel, ebenfalls Geschäftsführer der neuen Pesch-Siedlung, ergänzte: „Viele träumen von der Gründung einer Genossenschaft, aber es fehlt an Know-How, wirtschaftlichen, rechtlichen Kenntnissen oder an Kapital. In der Pesch-Siedlung sind alle Startbedingungen erfüllt.“

Oekogeno, eine bundesweit bekannte Dachgenossenschaft, steht der neuen Genossenschaft beratend zur Seite, bis diese gegründet und etabliert ist. Die Grundidee einer Genossenschaft (GS) ist, dass künftige Mieter Eigenkapital in den Kapitalstock der GS als Einlage einbringen. Aus den Einlagen wird ins Projekt investiert. Ein Teil der Einlagen wird verzinst. Ist das Projekt Selbstläufer geworden und zieht ein Mieter aus, werden die Einlagen komplett zurückgezahlt. Genossenschaftliche Mieten bleiben in der Regel unterhalb der Marktmieten.

Die finanz- und einlagenstarke Oekogeno schiebt neue Genossenschaftsprojekte in Süddeutschland mit Startkapital an, befähigt so zu ersten Investitionen wie etwa dem Grundstückskauf. Teils steuert und leitet sie neue Projekte auch. Bürgermeister kommen bereits auf Oekogeno zu, wenn strukturelle Schieflagen wie Stadtflucht durch hohe Mietpreise zu bekämpfen sind. Sie fungiert in der Pesch-Siedlung mit ihrer Expertise zunächst beratend.

GS ist Lebenskonzept

Schon jetzt gibt es 50 Interessierte auf der Liste der Gründer. Interessenten sollten wissen, was genossenschaftliches Wohnen heute ausmacht. „Es geht nicht ums gemeinschaftliche Bauen, sondern um ein gemeinschaftliches Lebenskonzept“, erzählt Joachim Bettinger, Botschafter von Oekogeno. So lassen etwa sich etwa Kosten für Handwerker, Hausmeister und Dienstleister einsparen, weil Bewohner Reparaturen durchführen, sich selbst verwalten oder den Briefwechsel mit Baubehörden übernehmen.

„Bedarfsgerechtes Wohnen“ stehe in den meisten seiner Baugenossenschaften im Vordergrund, so Bettinger. „So haben ältere Ehepaare mit studierenden Kindern in einer unserer Baugenossenschaften etwa nur Anspruch auf 57 Quadratmeter (qm) Wohnfläche. Die Mitglieder können neue Bewerber schnell überzeugen, dass es keinen Sinn macht, auf 130 qm weitere Räume für die Besuche der Kinder vorzuhalten. Denn die muss man auch heizen. Es gibt im Haus Gästezimmer und einen Gemeinschaftsraum, in dem alle Platz beim Abendessen finden. In modernen genossenschaftlichen Wohnprojekten grenzen Bewohner sich nicht ab, sondern öffnen sich zum nachbarschaftlichen Umfeld hin, damit neue Freundschaften und Gemeinschaft entstehen.“

Finanzierung

Laut Wirtschaftsprüfer und Baurechtsberater Michael Böhmer soll die Genossenschaft noch in diesem Jahr gegründet werden. Das ist erst möglich, wenn ein solider Wirtschaftsplan steht. Auch muss geprüft sein, dass die Genossen wirtschaftlich in der Lage sind zu einer Investition dieser Größenordnung.

Von der Höhe der Fördermittel von Staat oder Stiftungen, die angeworben sind, hängt ab, wie viel Eigenkapital die Genossen mitbringen oder sich von der Bank leihen müssen. Die Höhe der Starthilfe ist bereits festgelegt. „Bislang ist grob mit 4.000 Euro pro Quadratmeter kalkuliert, die Mitglieder vorzuleisten haben“, so Böhmer. Vorerst sind Ein- bis Vierzimmerwohnungen geplant. Je nach Wohnungsgröße schwankt die Vorleistung zwischen 60.000 und 500.000 Euro. „Jeder, der noch dazukommen will, kann dazu kommen – in Abstimmung mit der Gründergruppe“, sagt Böhmer. Interessierte sollen zudem bereit sein, das Wohnprojekt mit eigenen Ideen mitzugestalten.

Mithilfe von Systembau, also fixen Wohnraumgrößen, käme man in der Kalkulation deutlich billiger. Auch die Vorleistung der Genossen pro Quadratmeter würde damit sinken. Interessierte werden sich voraussichtlich in einem Casting bewerben, in dem ihnen das Konzept der Wohnform aufgezeigt wird. Danach sollen die Bewerber von ihren Vorstellungen vom Miteinander und Füreinander berichten.

Die Bebauung der Pesch-Siedlung, wo 800 Wohnungen für Singles, Familien, Ältere, Studenten entstehen, soll 2025 beginnen. Drei große Grundstücke am Südrand sind bereits an Investoren vergeben. Die Baugenossenschaft wird im Wettbewerb ein städtebauliches Konzept für die Hauptgebäude bei Architekturbüros anfragen. Für die Familienhäuser im Genossenschaftsprojekt werden Grundstücke vergeben. Es kommen Bewerber in Betracht, die KfW Energieeffizienzhäuser 50 oder besser bauen wollen oder etwa eine Einliegerwohnung vor Senioren mitdenken. jg

Weitere Informationen:
Die Finanzierung ist Thema des dritten Infoabends. Die Veranstaltung „Finanzen der Genossenschaft & Genossen sowie Fördermöglichkeiten“ findet am 21. November statt. Die Folgeveranstaltung finden am 30. Oktober. Um Anmeldung per E-Mail an info@heinrich-pesch-siedlung.de oder telefonisch unter 0621 8772420 wird gebeten.

Blick auf das Siedlungsgelände, rechts im Bild das HPH | Foto: Heinrich-Pesch-Haus
Der Bebauungsplan: Für die Baugenossenschaft ist Cluster 2 vorgesehen | Foto: HPH
Autor:

Julia Glöckner aus Ludwigshafen

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