Caritas-Förderzentrum St. Martin erhielt 4000 Euro
Soroptimisten spenden für obdachlose Frauen
Ludwigshafen. Eines der wenigen Hilfsangebote für Frauen, das Caritas-Projekt „Resozialisierung obdachloser Frauen“, hat vom Soroptimist International Club Ludwigshafen 4000 Euro zur Unterstützung bekommen. Am Montag, 5. Oktober, übergaben Präsidentin Annette Olschinka-Rettig und Vizepräsidentin Dagmar Ritthaler den symbolischen Scheck. Einrichtungsleiterin Marija Krstanović und Constanze Still, Leiterin des Frauen-Projekts, nahmen ihn vor der Haustür vom Caritas-Förderzentrum St. Martin in Ludwigshafen am Unteren Rheinufer entgegen. Die Übergabe des symbolischen Schecks war wegen der Corona-Krise verschoben worden, die Spende selbst war schon früher erfolgt.
Wer auf der Straße lebt, lebt gefährlich, besonders als Frau. Gewalt, Sucht, psychische und körperliche Erkrankungen, Überschuldung, Arbeitslosigkeit, Trennungen und Schicksalsschläge prägen ihr Leben zumeist. „Sie haben oft sexuelle Übergriffe und toxische Beziehungen hinter sich“, erklärte Constanze Still. Seit 2016 gibt es in der Ludwigshafener Einrichtung ein Frauen-Projekt. Fünf Plätze für Frauen vermittelt St. Martin inzwischen, das bisher überwiegend für Männer zuständig war. Vier der über die Stadt verteilten Wohnungen sind belegt, ein Platz in einer Wohngemeinschaft ist frei. Es gibt viele Interessentinnen. Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet, die Wirksamkeit wurde inzwischen nachgewiesen. Die Teilnehmerinnen kommen unter anderem direkt von der Straße, von der Obdachlosenbehörde, aus Frauenhäusern, Kliniken, Suchtberatungsstellen, der Justizvollzugsanstalt.
„Unser Ziel ist es, den Frauen eine eigene Wohnung und Arbeit zu vermitteln sowie Selbstwertgefühl und Teilhabe an der Gesellschaft“, erläutert Still. Um das zu erreichen, besucht sie die Frauen anfangs mehrmals in der Woche, gegen Ende hin einmal pro Woche. „Eine Teilnehmerin hat gerade einen unbefristeten Arbeitsvertrag als Lehrerin unterschrieben“, freut sie sich.
Die Soroptimistinnen
Ein Service-Club, dessen Mitglieder ausschließlich berufstätige Frauen weltweit sind, sind die Soroptimistinnen. Lehrerinnen und Journalistinnen, Juristinnen und Floristinnen gehören unter anderem zu den Soroptimistinnen, die das Geld für diese Erfolge erwirtschaftet haben. Geschäftsführerin des Bundesverbandes Alternativer Investments mit Sitz in Bonn ist Annette Olschinka-Rettig, Dagmar Ritthaler ist Frauenärztin in Limburgerhof. Im Schifferstadter Kino fand eine der Fundraising-Veranstaltungen statt. „Der Glanz der Unsichtbaren“ hieß der Film, der hier lief. „Der Film über Obdachlose in Paris passte zum Thema. Fürs Eintrittsgeld gab es noch ein selbst gemachtes Buffet“, berichtet die Präsidentin.
„Hilfe für Frauen in Not und die Verbesserung von Lebens- und Arbeitsbedingungen von Mädchen und Frauen sind unsere Ziele“, erklärt Dagmar Ritthaler. Nächstes Jahr wird der Club 100 Jahre alt. Der Ludwigshafener Zweig besteht seit 52 Jahren und zählt knapp 40 Mitglieder. Die Frauen haben bereits über 100.000 Euro für vielfältige Projekte und Institutionen gespendet. Ein Vortrag der damaligen Projektverantwortlichen vom Caritas-Förderzentrum St. Martin brachte die Ludwigshafener Soroptimistinnen auf die Idee, den obdachlosen Frauen zu helfen.
Nicht jede Frau kann an dem Projekt teilnehmen. „Selbständig müssen die Frauen sein“, erklärte Marija Krstanović. Volljährigkeit ist eine weitere Aufnahmebedingung, Freunde, Ehemänner und kleine Kinder dürfen nicht mit einziehen, Hunde sind ebenfalls nicht erlaubt. Für gewöhnlich müssen die Frauen sich in Ludwigshafen oder dem Rheinpfalz-Kreis aufhalten und nicht illegal hier sein. „Die Obdachlosen müssen bereit sein, ihr Leben in neue Bahnen zu lenken“, erläutert die Einrichtungsleiterin. Die Anzahl der wohnungslosen Frauen schätzt sie auf 25 Prozent der Gesamtzahl der Obdachlosen. „Die schlafen mal bei der einen Freundin, mal bei der anderen. Doch sie sind eine Gruppe, die man beachten und einbinden muss“, betont sie.
Psychische Probleme beispielsweise sind oft der Anfang eines Teufelskreises, aus dem viele Menschen ohne Hilfe nicht mehr herausfinden. Sie sind arbeits- und wohnungslos, obwohl sie sich integrieren wollen und können. In Deutschland kann man schnell unter der Brücke landen, die Erfahrung machen viele. Wohnungslosigkeit ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. „Ein Moment, in dem man kein Auffangnetz hat, ist oft der Grund“, erklärt Still.
„Bei den Hilfsangeboten sind Frauen zahlenmäßig benachteiligt“, meint Marija Krstanović. „Mittel- und langfristig müssen wir einen neuen Ort für uns suchen“, berichtet sie über ihre Pläne für die Zukunft. Die neue Einrichtung soll dann auch für Frauen und Jugendliche Hilfsangebote im Haus bereithalten. „Dann können wir auch denen helfen, die die Tagestruktur verloren haben“, hofft sie. „Wir brauchen nicht nur Räume für die Menschen, sondern auch welche, die es ihnen möglich machen, sich selbst zu integrieren“, erklärt sie. Das könnte etwas Handwerkliches sein. Es sollte aber auch für andere Gruppen möglich sein, einen Weg aus der Wohnungslosigkeit zu finden.“ Die Soroptimistinnen wollen auch künftig helfen, versprechen sie beim Abschied. ps
Autor:Charlotte Basaric-Steinhübl aus Ludwigshafen |
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