Wasser - bald so kostbar wie Öl? Wassermanagement sichert knappes Gut

Auf den Wasserstand des Rheins hat die Entnahme für die Landwirtschaft im Otterstädter Altrhein keine Effekte , da die genehmigte Entnahme im Verhältnis zum Zufluss gering ist.  | Foto: Julia Glöckner
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  • Auf den Wasserstand des Rheins hat die Entnahme für die Landwirtschaft im Otterstädter Altrhein keine Effekte , da die genehmigte Entnahme im Verhältnis zum Zufluss gering ist.
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Klima konkret.Deutschland erlebte 2023 die sechste Dürre in Folge. In der Pfalz sinken wie überall die Grundwasserpegel. Die Lösungen von Bund, Land und Kommunen klingen plausibel, aber kosten große Anstrengungen.

Von Julia Glöckner

Grundwasser wird ein immer knapperes Gut. Denn der Klimawandel verschiebt die Niederschläge. So gibt es längere heiße Trockenperioden; der Verbrauch in privaten Haushalten und in der Landwirtschaft steigt. Gleichzeitig geht laut Landesamt für Umwelt (LfU) Rheinland-Pfalz (RLP) die Grundwasserneubildung seit Jahren zurück: Einerseits verdunstet in der Hitze mehr, anderseits fließt Starkregen, den die ausgetrockneten Böden nicht aufnehmen können, oft ab in Flüsse und Seen – und sickert demnach nicht ins Grundwasser ein. Die Niederschläge im Winter reichen nicht aus, um die Defizite im Sommer wettzumachen.
Deutschland gehört zu den wasserreicheren Ländern der Welt, aber auch zu denen mit den größten Wasserverlusten in den vergangenen 30 Jahren. Nach einer Schätzung der Bundesanstalt für Geowissenschaften hat Deutschland seit 2000 pro Jahr 0,76 Kubikkilometer Grundwasser verloren. Würde sich die Klimaerwärmung wie bislang fortsetzen, würden die Pegel bis 2100 meterweit sinken. Baumarten wie Pappeln und Fichten würde es dann nicht mehr geben. Die Effekte ließen sich durch große Anstrengungen abmildern.

Konflikte spürbar

Der Druck aufs Grundwasser ist in der Pfalz wie überall groß. Es wird nicht nur als Trinkwasser gebraucht, sondern auch als Kühl- und Prozesswasser in der Industrie. Auch die Nutzung als industrieller Rohstoff ist üblich. So fördert etwa die BASF jährlich 22 Millionen Tonnen Wasser für Chemieprodukte. Hinzu kommen 1,34 Kubikkilometer aus dem Rhein. Weiterhin entfällt auf die Mineral- und Lebensmittelhersteller ein großer Anteil, die in RLP 2,4 Prozent des Grundwassers fördern. Ein Teil steht auch den Landwirten kostenlos zur Beregnung bereit. Bislang verlaufen die Verteilungskämpfe in RLP wegen des natürlich großen Grundwasserkörpers weniger hart als anderswo. In Niedersachsen und Hessen sprachen einzelne Kreise im Juli bereits Nutzungsverbote fürs Autowaschen und fürs private Gärtnern aus. „In der Pfalz gab es bislang keine kritischen Pegel, die Nutzungsverbote notwendig machten“, erklärt Ulrike Schneider, Pressesprecherin der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd (SGD Süd). Die Behörde nimmt subtile Nutzungskonflikte aber mancherorts bereits wahr. So stand ein Wörther Getränkehersteller bereits im Klinsch mit den Trinkwasserversorgern, die die Entnahme beschränken wollten. „Mancherorts können die Entnahmen trotz Anfrage nicht ausgeweitet werden“, sagt Schneider.

Nationale Wasserstrategie

Das Bundeskabinett hat Ende März die nationale Wasserstrategie beschlossen. „Wir wollen mögliche Verteilungskonflikte durch Engpässe schon im Vorfeld vermeiden. Die Nationale Wasserstrategie schlägt umfangreiche Vorsorgemaßnahmen vor“, erklärt Manuela Helmecke, Bodenforscherin am Umweltbundesamt (UBA). Transparente Regeln sollen künftig klären, wie Wasser regional verteilt werden kann, wenn dennoch Engpässe auftreten.

Eine der wichtigsten Maßnahmen: Fernleitungen sollen in Zukunft Wasser aus nassen Regionen in trockene bringen. Das LfU Rheinland-Pfalz arbeitet mit Kommunen und Wasserversorgern daran, ein regionales und überregionales Leitungsnetz bereitzustellen. In der Vorderpfalz gibt es ein solches Fernleitungsnetz schon.

„Nach den gängigen Klimaprognosen werden wir nicht unbedingt weniger Wasser haben, aber es regnet verstärkt im Winter, wenn wir es nicht brauchen“, erklärt Johannes Zehfuß, Vizepräsident des Bauern- und Winzerverbands Süd, der in Böhl-Iggelheim einen Kartoffelhof betreibt. „Wir müssen das Wasser im Winter in Rückhaltebecken stauen und speichern für Regenschwachzeiten. Die Bewirtschaftung durch Staue und Wehre wird eine Frage des Überlebens sein, auch in Europa.“

So sieht es auch die nationale Wasserstrategie vor. Mit Talsperren und Stauseen soll im Winter Wasser gespeichert werden, um es im Sommer abzugeben.

 Jeder Deutsche verbraucht 125 Liter Trinkwasser am Tag und rund 6300 Liter für Konsum etwa von Baumwollshirts, Fleisch und Zucker. | Foto: Julia Glöckner
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Sonderfall Landwirtschaft

Mit Beregnung werden Ernten gesichert, zumindest bei Kulturen wie der Kartoffel; Mais und Weizen allerdings vertrocknet vielerorts: Denn die Kosten für Technik und Betrieb würden den Mehrertrag bei diesen Kulturen meist nicht decken. Landwirte hoffen auf die Entwicklung hitzeresistenter Sorten. „Die Lösung für die Vorderpfalz ist einzigartig. Das Wasser wird aus dem Otterstädter Altrhein über Leitungen bis nach Speyer, Bad Dürkheim und Frankenthal gepumpt, während Tiefbrunnen in anderen Regionen der Pfalz am Grundwassernetz hängen“, erklärt Zehfuß.

Doch es existiert ein Gesetzesentwurf des Landwirtschaftsministeriums: Auch Bauern in Rheinland-Pfalz sollen künftig ein Entgelt für die Wasserentnahme zahlen – als Anreiz für einen wasserschonenden Umgang. Dadurch würde sich auch die Datenlage verbessern. Denn dann müssten Entnahmen durch einen Zähler digital gemessen werden.

„Der Verbrauch in der Landwirtschaft macht laut offizieller Statistik nur 2,2 Prozent der gesamten Wassermenge aus, die jährlich in Deutschland aus Grund- und Oberflächenwasser entnommen wird. Die Zahl unterschätzt den tatsächlichen Verbrauch sehr wahrscheinlich“, sagt Helmecke. „Die Entnahmen der Landwirte werden häufig nicht überwacht. Der Grund für das Sinken der Grundwasserpegel ist die anhaltende Trockenheit. Aber auch die Entnahmemengen wirken auf den Grundwasserstand.“ Die bisherigen Daten beruhen teils auf Selbstauskünften der Landwirte.

Fürs Grundwassermanagement brauche es einen Überblick über Grundwasser-Entnahmen aller Nutzer. Nur so lasse sich prognostizieren, wo das Wasser knapp werden könnte, sagt Helmecke.

Doch die Bauern scheuen die damit verbundenen Verwaltungskosten und stellen den Nutzen infrage. „Mit der Dokumentation der Entnahmen sind personelle Kosten für Bürokratie verbunden, was Kleinbetriebe an ihre Grenzen bringt. Diese werden sich auf Verbraucherpreise niederschlagen“, sagt Zehfuß, „Mit dem Wassercent werden die Landwirte keinen Kubikmeter weniger verbrauchen. Denn jeder Landwirt hat jährlich eine fundierte betriebswirtschaftliche Weiterbildung zu machen, die ihn zum überlegten Umgang mit Wasser befähigt.“ jg

Klima konkret

Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind in aller Munde. Doch wo betrifft das konkret unsere Alltag? Was können wir tun, um bewusster zu leben und dabei gleichzeitig Ressourcen zu schonen? Und wie kann ein nachhaltiger Lebensstil begeistern, statt eine Last zu sein? Diese und weitere Fragen will die Wochenblatt-Serie Klima konkret beantworten. Alle zum Thema bereits veröffentlichten Beiträge finden Sie auch auf https://www.wochenblatt-reporter.de/tag/klima-konkret

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Autor:

Julia Glöckner aus Ludwigshafen

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