Ludwigshafen
Zeitplan für Rathausabriss steht
Von Charlotte Basaric-Steinhübl
Ludwigshafen. Der Plan für den Rauhausabriss steht: In drei Abschnitten wird der Gebäudekomplex zurück gebaut. Dies soll möglichst schonend und sicher passieren, daher wurden in einer Machbarkeitsstudie vorher alle kritischen Aspekte untersucht. Die Ergebnisse der Studie stellte die Verwaltung am Montag, 16. Mai 2022, dem Bau- und Grundstücksausschuss sowie der Öffentlichkeit vor. Am 23. Mai 2022 wird sich dann der Stadtrat mit dem Thema befassen.
Unter acht Gesichtspunkten hat die Stadtverwaltung den Abbruch geprüft und vorbereitet: Bauschadstoffe, Brandschutz, Abbruchstatik und Baugrund, vorhandene Haustechnik, Abbruchtechnologie, Baulogistik, Emissionen wie Lärm, Staub und Erschütterungen sowie Ökologie.
Umsetzung von drei Großprojekten
„Wir haben unser Ziel klar vor Augen: Alle drei Großprojekte – die komplette Wiederherstellung der Hochstraße Süd, der Abriss der Hochstraße Nord und Bau der Helmut-Kohl-Allee sowie der Abriss von Rathaus und Rathaus-Center – werden integriert geplant und aufeinander abgestimmt umgesetzt,“ betont Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck.
Um den Abbruch sicher, geordnet und zielgerichtet vornehmen zu können, haben die Ingenieur*innen den Gebäudekomplex in drei Bereiche eingeteilt: den östlichen Bereich rund um das ehemalige Kaufhaus, der bis an die Haltestelle Rathaus heranreicht (im Plan grün mit der Nummer 3), den nördlichen Bereich der Mall, der unter der Hochstraße Nord liegt (im Plan violett mit der Nummer 1), und den zentralen Bereich mit dem Rathausturm (im Plan blau mit der Nummer 2).
Rückbau bis Ende 2025 geplant
Der Rückbau beginnt aufeinander abgestimmt und teilweise parallel. Die Arbeiten zum Abriss von Mall und Rathaus-Turm starten im dritten Quartal 2022 mit der Entkernung und Schadstoffentsorgung. Danach erfolgt der Rückbau der Fassade und zum Abschluss wird die massive Betonkonstruktion abgerissen. Diese Arbeiten dauern bis Ende 2025.
Besonderheit Rathaus-Turm
Der Abriss des Rathaus-Turms verlangt eine besondere Herangehensweise. Neben der Entkernung und Schadstoffentsorgung, die überall erforderlich ist, muss hier die komplexe Hochhausfassade zurückgebaut werden. Der Rückbau erfolgt ähnlich wie der Aufbau Etage für Etage. Er kann im Hinblick auf die Arbeitssicherheit aus technischer Sicht nicht über eine Gerüstkonstruktion erfolgen. Als Ersatz für die Gerüstkonstruktion werden daher so genannte Bühnen eingesetzt. Mit diesen Bühnen werden die 1750 Fassadenelemente einzeln nach unten befördert. Damit die enggesteckten Zeitziele erreicht werden können, sind rund um das Gebäude herum mehrere Bühnen gleichzeitig im Einsatz. Vorstellen muss man sich diese Bühnen wie einen Korb für einen Fensterreiniger, der sich an Seilen nach oben und unten bewegt.
Minibagger und „Scherenhände“
Sobald die Fassade entfernt ist, beginnt der Abbruch des nun freistehenden Rohbaus.Oberhalb des 9. Obergeschosses werden Minibagger zum Einsatz kommen, die Etage für Etage abbrechen. Darunter werden sogenannte Longfront Bagger mit extralangen „Scherenhänden“ arbeiten und wie in Ludwigshafen von der Hochstraße Süd bekannt, den Beton leise und staubarm „herunterknabbern“.
Im Bereich des ehemaligen Kaufhauses an der Ostseite starten die Arbeiten im zweiten Quartal 2023 und sollen bis Ende 2024 abgeschlossen sein. Im nördlichen Bereich der Mall, der unter der Hochstraße Nord liegt, beginnen die Arbeiten im vierten Quartal 2023 und dauern bis ins erste Quartal 2025. Ende 2025 soll der gesamte Komplex abgerissen sein. Die dann noch folgenden kleineren Nacharbeiten sind so geplant, dass sie den Bau der Helmut-Kohl-Allee nicht behindern.
Am Ende der Rückbauarbeiten rechnen die Ingenieur*innen mit rund 40.000 Kubikmetern recyclingfähigen Abbruchmaterial. Das Material wird im Warenhof West aufbereitet und unter anderem für den Bau der Helmut-Kohl-Allee wiederverwendet.
Belastungen möglichst gering halten
„Klar ist, dass die Rückbauarbeiten Lärm, Staub und Erschütterungen verursachen werden. Wir möchten die Belastungen für die Anwohner*innen dabei so gering wie möglich halten und haben dies in der Machbarkeitsstudie gründlich geprüft. Der Lärmpegel wird zum Beispiel im Bereich des Carl-Bosch-Gymnasium in der Regel unterhalb des vorhandenen Verkehrslärms liegen, den wir derzeit ohnehin erleben. Dennoch wird es auch Zeiten geben, in denen es laut wird. Wir tun vieles, um die Belastungen durch die Baustelle abzufedern. Wir werden in den kommenden Wochen und Monaten die Planungen weiter verfeinern und frühzeitig auf die Anwohner*innen rund um den Gebäudekomplex zukommen, um alle Schritte sowie die Auswirkungen der Rückbauarbeiten, die spürbar ab dem dritten Quartal 2022 starten, zu erläutern“, so Bau- und Umweltdezernent Alexander Thewalt.
Das Info-Center zum Abriss von Rathaus und Rathaus-Center sei auch während der Bauphasen Anlaufstelle für Nachbar*innen und Interessierte.
Kosten für Rückbau stark gestiegen
Aufgrund der allgemeinen gestiegenen Baupreise muss die Stadtverwaltung ihre Kostenannahmen anpassen. Allein in den vergangenen drei Monaten sind die Baupreise in Deutschland um rund 3,4 Prozent gestiegen. Wenn man das auf das Jahr hochrechnet, würde sich eine Baupreissteigerung von 14,4 Prozent ergeben. Knappe Ressourcen, die großen Investitionen in ein klimaneutrales Deutschland sowie die Auswirkungen des Krieges Russlands gegen die Ukraine sorgen dafür, dass Preisentwicklungen sehr schwer kalkulierbar sind. Die Stadtverwaltung geht daher davon aus, dass die Baupreise in den nächsten Jahren regelmäßig stärker steigen werden als die allgemeinen Verbraucherpreise. Sie rechnet daher aufgrund der vorliegenden Zahlen, dass die Kosten für den Rückbau des Gebäudekomplexes bei rund 79,73 Millionen Euro liegen. Davon entfallen rund 7,85 Millionen auf den Abriss der Nordmall sowie rund 71,88 Millionen Euro auf die beiden anderen Gebäudeteile. Die nun anstehenden Erhöhungen beruhen fast ausschließlich auf der Inflation der Baupreise. Die Planungsergebnisse zeigen sich stabil.
Aktuelle Informationen und Videos
In den kommenden Tagen und Wochen wird es auf der städtischen Informations- und Beteiligungsplattform www.ludwigshafen-diskutiert.de immer wieder aktuelle Informationen und eine eigens produzierte Video-Reihe mit dem Stadtvorstand und den Fachplanern geben. Dort werden alle Vorhaben noch einmal erläutert. ps/bas
Autor:Charlotte Basaric-Steinhübl aus Ludwigshafen |
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