Schottergärten haben meist mehr Nach- als Vorteile
Aus Steinwüsten werden Blütenmeere
Garten. Gerade in Vorgärten sieht man es in den letzten Jahren oft: Die Erde ist ganzflächig mit Kies oder Schotter bedeckt, lediglich der eine oder andere immergrüne Busch sorgt für etwas Abwechslung. Doch das vermeintlich pflegeleichte Beet hat meist mehr Nach- als Vorteile.
Es ist Winter, also die perfekte Zeit, um das Gartenjahr 2020 zu planen. Für viele heißt das, sich Gedanken über ihren Schottergarten zu machen. Eigentlich sollte der eine pflegeleichte Lösung sein: Eine mit Kies oder Schotter abgedeckte Fläche müsste ja immer ordentlich aussehen und keine Arbeit machen. So die Theorie. Doch diese entpuppt sich nicht selten als ebenso grau wie die verwendeten Steine. Das erklären die Gartenexperten von „Blumen – 1000 gute Gründe“ so: „Unter den Steinen liegt meist eine Folie, um die Fläche von Wildkräutern frei zu halten. Aber schneller, als man denkt, sammeln sich darauf Nährstoffe und fliegende Samen. Pflanzen, Moose und Algen verbreiten sich, und man bekommt sie zwischen den Steinen schlecht heraus. Dann ist eine aufwendige Reinigung oder sogar ein Austausch nötig, und das kann teuer werden.“
Schottergärten sind für die Natur lebloses Gebiet
Der angebliche Vorteil beruht also auf einer Fehleinschätzung. Darüber hinaus haben Schottergärten aber noch weitere handfeste Nachteile, gerade angesichts der extremen Sommer in den letzten zwei Jahren: Während Bäume und Pflanzen für Schatten und Verdunstung sorgen und damit die Temperatur senken, heizen sich Steine bei Wärme auf – und sorgen sogar nachts noch für höhere Temperaturen. Man schafft sich selbst ein ungünstiges Kleinklima am Haus, das sogar noch mit einer höheren Belastung durch Staub- und Schadstoffe einhergeht, da diese sonst durch Pflanzen gebunden werden. Darüber hinaus nehmen die solcherart versiegelten Flächen Regenwasser nur schlecht oder gar nicht auf. Die Folge: Das Wasser fließt schnell zusammen, überlastet die Kanalisation und gelangt im schlimmsten Fall in Keller und Gebäude. Entsprechend fallen übrigens für versiegelte Flächen auch höhere Abwassergebühren an. Zu guter Letzt sind Schottergärten für die Natur lebloses Gebiet: Insekten, Kleinlebewesen oder Vögel finden keine Nahrung, die Erde unter den Steinen ist so verdichtet, dass sie kein funktionierendes Bodenleben mehr zeigt.
Man muss nicht ganz auf Steine verzichten
Manch einer, der den einfachen Verlockungen des Schottergartens gefolgt ist, kommt daher heute ins Grübeln. Und man muss ja auch gar nicht ganz von Kies oder Findlingen Abstand nehmen: Steine gehören zu einem gelungenen Gartenkonzept oft dazu. Im klassischen Kiesgarten nach Beth Chatto dienen sie zum Beispiel ebenfalls oft als Bodenabdeckung – ähnlich wie sonst Mulch verwendet wird –, allerdings in Verbindung mit einer üppigen Bepflanzung. In kleinen Anteilen sorgen sie hier für ein angenehmes Klima für wärmeliebende und trockenheitsverträgliche Pflanzen der Mittelmeer- und Steppenregionen. Da kann man dann tatsächlich von einem pflegeleichten Garten sprechen, denn das Gießen entfällt, Dünger benötigen die Hungerkünstler auch nur selten und Unkraut wird durch die dichte Bepflanzung recht gut unterdrückt. Darüber hinaus bietet der Garten in jeder Jahreszeit einen neuen spannenden Anblick, erfreut mit würzigem Kräuterduft und lockt Insekten und andere Tiere an.
Gerade jetzt im Winter kann man sich gut inspirieren lassen und die Gartenprojekte für das neue Jahr planen. Im Internet findet man viele Ideen für pflegeleichte und trotzdem lebendige Gärten mit Kies und Steinen. Informationen zu Pflanzen und Pflegetipps hat auch die Website www.1000gutegruende.de der Initiative „Blumen – 1000 gute Gründe“. ps
Autor:Laura Braunbach aus Neustadt/Weinstraße |
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