Ausschuss für Gedenkarbeit und Demokratieförderung
Demokratieprojekt und Zwangsarbeit
Rheinland-Pfalz. Der Ausschuss für Gedenkarbeit und Demokratieförderung unter Vorsitz von Felix Schmidt beriet den Haushalt für das kommende Jahr, in dem 44.000 Euro zur Verfügung stünden. Geplant sei eine Jugendgedenkfahrt nach Gurs und die Teilnahme einer Delegation des Bezirksverbands Pfalz an der dortigen Gedenkfeier; sodann beteilige man sich jährlich am Unterhalt des Deportiertenfriedhofs in dem südwestfranzösischen Ort mit 6.250 Euro. Die Wanderausstellung „Gurs 1940“ finde eine gute Resonanz und sei nun in Bad Bergzabern zu sehen, danach wandere sie ab Ende Januar nach Annweiler, Pirmasens und weitere Orte. Schließlich soll das Online-Gedenkbuch des Bezirksverbands Pfalz (www.bv-pfalz.de/gedenken-erinnern/online-gedenkbuch-des-bezirksverbands-pfalz) weiter ausgebaut werden.
Die Gremienmitglieder informierten sich über den Projekttag „Mean it – mein es! Es lebe die Meinungsfreiheit“ an der Meisterschule für Handwerker in Kaiserslautern (MHK). Lehrkraft Simone Voss berichtete, dass die Online-Veranstaltung bei den Schülern gut angekommen sei. Ziel sei es gewesen, Merkmale und Vorteile demokratischer Strukturen zu vermitteln; es ging darum aufzuzeigen, dass Meinungsfreiheit nicht selbstverständlich sei, sondern immer wieder neu verteidigt werden müsse. Die jungen Menschen hätten sich mit vielen Fragen rege beteiligt und seien vom Zeitzeugen Peter Keup, ein Historiker aus der ehemaligen DDR, der in den Fokus der Staatssicherheit geriet, sehr beeindruckt gewesen.
Andreas Dietz vom Gedenkausschuss des Pfalzklinikums in Klingenmünster gab einen Überblick über die Gedenkveranstaltung, die an die Evakuierung der Heil- und Pflegeanstalt Klingenmünster am 10. September 1939 erinnerte. So habe man mit Schweigen, das zwei Minuten und 23 Sekunden dauerte, der 223 Patienten gedacht, die in den Tötungsanstalten Grafeneck im Landkreis Reutlingen, Pirna-Sonnenstein bei Dresden und Hartheim bei Linz ums Leben gekommen seien. Auszubildende der Krankenpflegeschule hätten die Opfernamen verlesen.
Danach stellte Dr. Gertrud Schanne-Raab das Forschungsprojekt „Zwangsarbeit in Zweibrücken“ vor. 2015 habe sich der Arbeitskreis gebildet, der drei Jahre später erste Ergebnisse und ab 2019 Veröffentlichungen vorgelegt hätte. Nachfragen bei städtischen Ämtern, Kontakte zu Archiven, Hinweise aus der Bevölkerung und „Glücksfunde“ in Form zweier Tagebücher ehemaliger Zwangsarbeiter sowie Interviews hätten dem Arbeitskreis geholfen. Die nun vorliegenden Daten über die mehr als 4.000 toten Zwangsarbeiter in Zweibrücken sollen nun ins Online-Gedenkbuch eingebunden werden. Abschließend gaben Dr. Christian Decker vom Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde und Ulrich Burkhart, Archivar des Bezirksverbands Pfalz, einen Sachstandsbericht zum Projekt „Zwangsarbeit in der Pfalz von 1939 bis 1945. Internierung – Einsatzorte – Repression“.
Unter anderem seien im kommenden Jahr insgesamt drei „Bürgerforen“ geplant (in Bad Dürkheim und Rodalben sowie online), wodurch Kontakte zu Zeitzeugen und gegebenenfalls zu noch lebenden von Zwangsarbeit Betroffenen geknüpft werden sollen, um anschließend auf Grundlage standardisierter Fragebögen nach der „Oral History“-Methode Interviews führen zu können.
Darüber hinaus berichteten die beiden Projektleiter unter anderem noch von Kontakten, die im Verlauf dieses Jahres geknüpft werden konnten, so beispielsweise zum „Arbeitskreises Ukraine-Pfalz“ der pfälzischen Landeskirche, der seit 1989 zahlreiche Verbindungen zu ehemaligen Zwangsarbeitern in der Ukraine geknüpft, diese dort getroffen und zu den Umständen ihres Zwangseinsatzes in der Pfalz interviewt hat. ps
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
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