Forstleute aus aller Welt lernen weiterhin in Johanniskreuz
Fachlicher und persönlicher Austausch
Pfalz. Wenn sich junge Menschen für einen internationalen forstlichen Masterstudiengang interessieren, dann entdecken sie auch das Angebot der Universität Joensuu (University of Eastern Finland). Diese bietet den Studiengang „European Forestry“ an. Dabei wirkt sie mit fünf anderen europäischen Universitäten mit forstlicher Ausbildung zusammen, darunter die deutsche Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg/Breisgau. Die Hochschulen wiederum kooperieren mit weiteren Partnern aus der Wissenschaft und mit forstlichen Praktikern. In Gesellschaft des Office Nationale des Forêts (ONF) oder der Chinese Academy of Forestry (CAF) erscheint dort auch das Forstamt Johanniskreuz. Burkhard Steckel, Leiter der Johanniskreuzer Forstdienststelle, hat den rahmengebenden Kooperationsvertrag jetzt für weitere fünf Jahre verlängert. Der nächste Praktikant beginnt am 1. Juli und bleibt bis einschließlich September.
Seit mittlerweile 14 Jahren gastieren nun Masterstudenten im inneren Pfälzerwald. Sie verbringen mindestens zwei Monate ihrer „Applied period“ bei den Pfälzer Forstleuten. In dieser Zeit sind sie in alle Bereiche des praktischen Betriebs eingebunden, müssen sich intensiv mit einem forstlichen Problem auseinandersetzen, eine Ausarbeitung dazu verfassen und präsentieren, was benotet wird. Dabei ist die Verkehrssprache Englisch, denn nur wenige sprechen Deutsch. Insbesondere für die Studierenden aus dem nicht-europäischen Ausland sind die hier gelebte multifunktionale Forstwirtschaft und ihre Umsetzung in staatlichen und kommunalen Forstbetrieben eine völlig neue Erfahrung. „Es macht uns schon ein wenig stolz“, stellt Forstdirektor Steckel fest, „wenn sich die jungen Leute bei uns mit dem Vorsatz verabschieden, die Grundgedanken des naturnahen Waldbaus in ihren Heimatländern einführen zu wollen.“ Umgekehrt sehen die Johanniskreuzer Forstpraktiker nach den Begegnungen und Gesprächen die Probleme der Heimatländer der Studierenden, die man sonst nur aus den Medien kennt, mit ganz anderen Augen.
Neben dem fachlichen Austausch sind die persönlichen Bande, die entstehen, ein ganz besonderer Schatz. Häufig bleiben diese Verbindungen weit über das Praktikum hinaus existent. Da es aufgrund der Sprachbarriere für den Försternachwuchs nicht ganz einfach ist, zwei, manchmal auch drei Monate in einem kleinen Dorf im Pfälzerwald zu leben, erhalten sie regelmäßig „Familienanschluss“ zu einigen Mitarbeitern des Forstamts. Dies schlägt sich unter anderem in den Praktikumsberichten nieder, in denen gerade dieser Aspekt besonders hervorgehoben wird. Die allermeisten unterhalten deshalb auch nach ihrem Praktikum einen regelmäßigen Kontakt zum Forstamt, indem sie schreiben und ihre ehemaligen Ausbilder und Betreuer in Johanniskreuz zuweilen auch besuchen.
Die Masterstudierenden European Forestry kamen bisher aus Australien, Belgien, Brasilien, Kanada, Niederlande und aus den USA. Mit der jetzt wirksamen Verlängerung der Kooperationsvereinbarung hofft Forstamtsleiter Steckel, dass noch einige weitere Länder hinzukommen. ps
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.