Maßnahmen, die das Tierwohl verbessern
Hitzestress bei Kühen
Pfalz. Nicht nur viele Menschen, auch etliche Tiere leiden unter sommerlichen Temperaturen – so auch Kühe. Sie empfinden Temperaturen über 15 Grad schon als belastend, was nicht ohne Auswirkungen auf ihre Milchleistung und ihr Abwehrsystem bleibt. Insofern müssen sich Viehhalter Gedanken machen, was sie tun können, um das Tierwohl im Stall zu verbessern – eine Frage, die angesichts des Klimawandels mit vermehrten Hitzeperioden zunehmend an Bedeutung gewinnt. Ihnen steht mit Rat und Tat das Hofgut Neumühle bei Münchweiler an der Alsenz zur Seite. Der Gutsbetrieb des Bezirksverbands Pfalz bildet nicht nur Junglandwirte aus, sondern Tierhalter von Rindern, Schafen und Schweinen auch weiter und trägt mit praxisorientierten Versuchen dazu bei, das Wissen ständig zu erneuern und an Landwirte sowie interessierte Verbraucher weiterzugeben.
Milchkühe besitzen aufgrund einer hohen Futteraufnahme eine eingebaute Heizung durch den Pansen, der als Gärkammer wirkt und in dem bei der Verdauung enorme Mengen an Fermentationswärme entsteht. Dagegen haben sie wenig Möglichkeiten, diese Wärme abzugeben. Sie schwitzen und hecheln zwar, was jedoch bei hohen Umgebungstemperaturen und gegebenenfalls auch steigender Luftfeuchtigkeit nicht ausreicht. Beobachten lässt sich, dass die Tiere mehr Wasser trinken, aber gleichzeitig auch weniger fressen, um ihre Verdauungsenergie und damit die Wärme aus dem Pansen runterzufahren. Erkrankungen durch die Hitze und Leistungsminderungen bei der Milchmenge können die Folge sein. Sind Kühe während einer Hitzeperiode trächtig, wirkt sich das, wie Langzeitstudien belegen, sogar auf deren Töchter und Enkeltöchter im Hinblick auf deren Milchleistung, aber auch auf ihre Lebensdauer und Gesundheit aus. Zudem ließ sich feststellen, dass das Geburtsgewicht der Kälber von hitzegestressten Kühen zum Teil mehrere Kilo geringer ausfiel; darüber hinaus nehmen sie weniger Antikörper über die Muttermilch im Darm auf, was zu einer schlechteren Entwicklung und Prägung des Immunsystems und zu vermehrten Erkrankungen der jungen Kälber führen kann. So gibt es genügend Gründe, Maßnahmen zu ergreifen, um den Hitzestress für die Tiere zu mindern.
Sowohl bei der Fütterung als auch bei der Haltung kann man regulierend eingreifen. So bietet es sich an, bei der täglichen Futterration die Kraftfuttermenge zu erhöhen und die Grobfuttermenge zu verringern, wodurch die Energiekonzentration gesteigert wird. Dies sollte allerdings mit Augenmaß geschehen, um das Risiko von Pansenerkrankungen, wie zum Beispiel dessen Übersäuerung, im Rahmen zu halten. Sinnvoll erscheint es auch, die Futterration mit weniger Trockenmasse zugunsten einer erhöhten Wassermenge anzureichern, was den Tieren bereits Linderung bringt. Um die Verdauung im Pansen anzuregen und damit Fermentationsstörungen, die in Hitzeperioden immer wieder bei Kühen auftreten, zu vermeiden, hat sich die Zugabe von diversen Zusatzstoffen, wie zum Beispiel von Hefen, Polyphenolen (das sind aromatische Verbindungen, die positive Wirkungen haben sollen), Probiotika oder Stoffwechselprodukten von fermentierten Hefen, als hilfreich erwiesen. Schließlich sollten den Haltungsbedingungen eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden, mit denen sich die größten Effekte erzielen lassen. So sind alle Methoden zur Verdunstungskühlung am geeignetsten, zum Beispiel der Einsatz von Kuhduschen und Wassersprinklern. Dabei sollte man bei allen Kühlungsmaßnahmen insbesondere die sogenannten trockenstehenden Kühe, die keine Milch mehr für ihre Kälber produzieren und sich auf die nächste Kalbung vorbereiten, im Blick behalten; darüber hinaus darf man die Kälber und Jungrinder nicht vergessen. Darüber hinaus ist es wichtig, dass das Dach des Stalls ausreichend gedämmt ist, damit sich das Innere erst gar nicht so aufheizt. Im Stall und Vorwartehof sollten schließlich genügend Tränken stehen, damit die Tiere jederzeit Wasser trinken können. Für den Tierhalter lohnt es sich in jedem Fall, ihren Nutztieren die Hitze so erträglich wie möglich zu gestalten, denn gesunde Kühe bringen in vielerlei Hinsicht den größten wirtschaftlichen Erfolg. ps
Weitere Informationen:
Wer weitere Informationen benötigt, findet Beiträge unter www.hofgut-neumuehle.de oder wendet sich an den stellvertretenden Leiter der Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung Hofgut Neumühle, Dr. Christian Koch, Telefon: 06302 603 43, E-Mail-Adresse: c.koch@neumuehle.bv-pfalz.de
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
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