Weiterhin Chipmangel
Lieferengpässe in der Automobilindustrie
Viele Hersteller in der Automobilbranche leiden schon das gesamte Jahr 2021 unter Lieferengpässen bei wichtigen Elektronik-Bauteilen. Zahlreiche Unternehmen sind davon betroffen, unter anderem BMW und Daimler. Auch dem Autobauer Volkswagen (VW) fehlt es an Chips. Im Oktober 2021 spitzte sich die Krise weiter zu.
Die Unternehmensführung von VW kündigte einen vollständigen, zweiwöchigen Produktionsstopp an. Der Automobilriese Stellantis unterbricht die Produktion in seinen Werken in Wien und Eisenach sogar bis zum Jahresende. Als Hauptgrund für die Unterbrechung nennen die Unternehmen einen weltweiten Chipmangel.
Die Rolle von Halbleitern beim Chipmangel
Halbleiter sind ein wichtiger Bestandteil bei den Materialien der Elektronik von Fahrzeugen. Sie sind zentral für die Herstellung der zurzeit fehlenden Chips. Diese werden zum Beispiel für Steuergeräte benötigt, die das Fahr-, Antriebs- und Bremsverhalten regeln.
Weitere Elemente, die ohne solche Mikrochips nicht funktionieren können, sind Assistenzsysteme und Airbags. Mittlerweile können weltweit mehrere Millionen Fahrzeuge nicht wie geplant gebaut werden, weil aufgrund eines Mangels an Halbleitern die nötigen Mikrochips fehlen.
So ist der Mangel an Halbleitern entstanden
Die negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die weltweite Nachfrage nach teuren Gütern führte bei vielen Unternehmen zu einer verringerten Produktion. Dadurch benötigte die Automobilindustrie zunächst weniger Halbleiter und Mikrochips. Im Bereich der Kommunikations- und Unterhaltungselektronik jedoch stieg die Nachfrage im gleichen Zeitraum stark an.
Die Folge waren Versorgungsengpässe bei den für elektrische Bauteile benötigten Rohstoffen. Seit der zweiten Jahreshälfte 2020 verzeichnete die Autobranche dann wieder deutlich mehr Fahrzeugverkäufe. Zusammen ist die Nachfrage nach Halbleitern also weltweit gestiegen, während ihre Herstellung immer schwieriger wurde. Anbieter von Halbleiter Elektronik sind deshalb nicht in der Lage, die große Nachfrage rechtzeitig und flächendeckend zu befriedigen.
Anbieter von Halbleiterelektronik - geringe Eigenproduktion, hohe Auftragsbestellung
Die meisten Unternehmen, die Mikrochips für die Produktion ihrer Waren benötigen, bestellen diese über Zulieferer bei Anbietern von Halbleiterelektronik. Der größte Halbleiterhersteller für die Automobilbranche ist der deutsche Konzern Infineon. Dieser betreibt eigene Werke in Österreich, Deutschland, Malaysia und Texas. Was nicht mit eigener Produktion gedeckt werden kann, wird an Auftragsfertiger weitergegeben.
So machen das neben Infineon auch die Hersteller NXP Semiconductors, STMicroelectronics und Nvidia, die die Halbleiter für die Produktion von Grafikprozessoren und Schaltgeräten verwenden. Weltweit führender Auftragsfertiger ist die Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC). Der Konzern stellt 75 Prozent seiner Halbleiter im Auftrag von Unternehmen auf der ganzen Welt her. Zu den größten Kunden zählen amerikanische und deutsche Anbieter von Halbleiterelektronik.
An zweiter Stelle steht die südkoreanische Samsung-Group-Tochter Samsung Electronics. Die Macht auf dem Halbleitermarkt liegt also im asiatischen Raum. Europäische, oder gar deutsche Großunternehmen sind hier nicht zu finden.
Welche Auswirkungen hat der Halbleitermangel auf Hersteller, Kunden und Preise?
Die Produktionsausfälle führen bei Automobilherstellern derzeit zu gravierenden Einbrüchen beim Absatz von Fahrzeugen. Verbraucher sind davon ebenfalls direkt betroffen. Die Lieferzeiten für neue Autos verlängern sich, zum Teil auf unbestimmte Zeit. Teilweise kommen neue Fahrzeuge mit veralteter, analoger Technik auf den Markt. Den Peugeot 308 gibt es derzeit zum Beispiel nur mit analoger Tachoanzeige.
Gleichzeitig sind die Preise für Neuwagen bereits indirekt angestiegen, durch geringere Rabatte. In der Zukunft ist davon auszugehen, dass Autobauer die Preise für Neuwagen direkt anheben werden. Als verlängerte Auswirkung des Halbleitermangels auf die Preisbildung ist deshalb auch der Gebrauchtwagenmarkt betroffen. Viele Kunden stiegen aufgrund der fehlenden Neuwagenproduktion auf den Kauf von Gebrauchtwagen um. Die erhöhte Nachfrage sorgte bereits im Juli und August für angestiegene Kaufpreise.
Autor:Hans Schmidt aus Ludwigshafen |
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