Vogelnistkästen müssen nicht jährlich gereinigt werden
Schlafzimmer für Winterschläfer
Nisten. Im Herbst und Winter werden Gartenbesitzerinnen und Gartenbesitzer sowie andere Naturfreunde oftmals darauf hingewiesen, ihre Vogel-Nistkästen einmal jährlich zu reinigen. Damit sollen die Jungvögel im Folgejahr vor Parasiten geschützt werden, die sich im Laufe der letzten Brut im Nest angesammelt haben. Doch Gartenschläfer oder andere Schlafmäuse überwintern gerne in den gemachten, verlassenen Nestern. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) empfiehlt daher, es mit der Reinlichkeit in Nistkästen nicht ganz so genau zu nehmen.
Oftmals tragen die Vogeleltern die Parasiten in ihrem Gefieder mit ins Nest, so dass man diese Belastung der Jungvögel nicht verhindern kann. „Zudem leiden die Vögel im ersten Nest oft stärker unter den Plagegeistern als in den darauffolgenden“, erläutert Christine Thiel-Bender, Artenschutzexpertin beim BUND. „Denn viele Plagegeister im Nest sind Beutetiere für Insekten und Spinnen und werden von den Räubern erst zeitlich verzögert in den Nistkästen entdeckt.“ Der BUND empfiehlt deshalb, Nistkästen erst dann zu reinigen, wenn sie mit Nistmaterial voll sind oder eine deutlich sichtbare Belastung an Parasiten besteht. Eine zweite oder sogar dritte Brut im selben Kasten ist durchaus möglich.
Möchte man einen Nistkasten reinigen, sollte man an mögliche „Nachmieter“ denken: Gartenschläfer und andere Winterschläfer nutzen verlassene Nistkästen gerne bereits ab Oktober als Quartier. Bevor man ein altes Nest entsorgt, ist es deshalb wichtig zu schauen, ob es wieder belegt ist. „Dabei sollte man sehr behutsam vorgehen“, betont Thiel-Bender. „Schlafmäuse wie die Gartenschläfer reduzieren ihre Körpertemperatur im Winterschlaf auf etwa zwei Grad Celsius. Werden sie gestört, erhöhen sie ihre Körpertemperatur aktiv und verbrauchen dabei wertvolle Energie, die sie eigentlich noch bis zum Frühjahr brauchen.“ Der BUND empfiehlt, die Nistkästen dann wieder vorsichtig zu schließen und die Winterschläfer nicht umzusetzen. ps
Hintergrund:
Wer Gartenschläfer in seinen Nistkästen gefunden hat, kann diese gerne auf www.gartenschlaefer.de melden. Der BUND, die Justus-Liebig-Universität Gießen und die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung untersuchen gerade die Ursachen, warum die Bestände dieser kleinen Schlafmaus in den letzten Jahren stark zurückgehen und setzen Maßnahmen zu ihrem Schutz um. Das Projekt „Spurensuche Gartenschläfer“ wird gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit.
Autor:Laura Braunbach aus Neustadt/Weinstraße |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.