Der Ursprung des Aberglaubens
Warum bringen Schornsteinfeger Glück?
Neujahr. Hufeisen, vierblättrige Kleeblätter, Marienkäfer und Schornsteinfeger gelten traditionell als Glücksbringer. Sie werden besonders gerne zum Jahreswechsel verschenkt und sind auch als Emojis sehr beliebt. Doch warum bringen Schornsteinfeger eigentlich Glück?
Der Ursprung dieses Aberglaubens liegt wie bei anderen Mythen, Märchen und Legenden im Mittelalter. Schon damals boten Schornsteinfeger das Kehren von Schornsteinen an. Die Dienstleistung war gefragt, denn zu viel Ruß im Schornstein bedeutete Brandgefahr. Schnell konnte aus einem brennenden Schornstein ein verheerender Brand entstehen und auf ein ganzes Stadtviertel übergreifen. Da die Arbeit außerdem schmutzig, schwierig und gefährlich war, überließen die Bewohner sie nur zu gerne dem verrußten Mann. Der Schornsteinfeger war willkommen, er brachte Sicherheit und damit Glück ins Haus.
Mehr als nur ein Kaminkehrer?
Gleichzeitig regte die dunkle Gestalt und die Arbeit im finsteren Schornstein die Fantasie der abergläubischen Menschen an. Man sagte ihm nach, er könne böse Geister vertreiben und sogar den Teufel bezwingen. Also stellten sie sich besser gut mit dem Schornsteinfeger, der das Haus mit seiner Arbeit in mehrfacher Hinsicht schützte.
Glück kann jeder gebrauchen
Dieser Glaube hat sich bis heute erhalten. Neben den handwerklichen Aufgaben gehört Glück bringen für Schornsteinfeger einfach dazu. „In unserem Beruf ist es von Vorteil, wenn man offen und kommunikativ ist“, erzählt Alexis Gula, in siebter Generation Schornsteinfeger und Pressesprecher im Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks. „Kunden und Passanten sprechen uns bei der Arbeit oder auf der Straße an und möchten unseren schwarzen Koller berühren.“ Andere wiederum schwören auf die goldenen Knöpfe oder holen schnell ihren Lottoschein.
Corona macht vieles anders
Fast 20.000 Glücksbringer gibt es zurzeit in Deutschland, davon 1700 Auszubildende und zehn Prozent Frauen. Die allermeisten gehen mit diesem Kundenwunsch gelassen um und freuen sich über die positive Resonanz. Direkte persönliche Begegnungen gibt es zurzeit allerdings kaum. Seit Beginn der Corona-Pandemie gelten für das Schornsteinfegerhandwerk andere Regeln. Statt Glück zum Anfassen heißt es nun Abstand halten, desinfizieren und Maske tragen. Doch auch und gerade in diesen schwierigen Zeiten geben Schornsteinfeger gerne Glück weiter. Auch der Anblick soll schon helfen. ps
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
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